Chance vertan, Kommentar zum Immobilienkonzern Adler Group von Helmut
Kipp
Frankfurt (ots) - Ob Schweigen tatsächlich eine gute Strategie ist? Sicher,
juristisch begibt sich die Führungsriege des Wohnimmobilienkonzerns Adler Group
damit auf die sichere Seite. Wer nichts sagt, kann nichts Falsches sagen. Auf
der Analysten- und Investorenkonferenz waren nicht einmal Fragen zugelassen,
obwohl schwerwiegende Anschuldigungen im Raum stehen. Der britische Shortseller
Fraser Perring wirft dem Wohnungsvermieter Betrug, finanzielle Falschdarstellung
und Geschäfte mit verbundenen Parteien zulasten von Anleihegläubigern und
Aktionären vor.
Die Präsentation des Neunmonatsberichts wäre eine gute Gelegenheit gewesen, die
Vorwürfe zu entkräften. Diese Chance hat Adler verstreichen lassen. Zu zentralen
Kritikpunkten wie der Berechnung des Verschuldungsgrads oder der Rolle des
umstrittenen Investors Cevdet Caner hat das Management in den acht Wochen seit
Veröffentlichung der Anschuldigungen überhaupt nicht Stellung bezogen.
Detaillierte Erläuterungen zu Medienberichten über Stillstände bei wichtigen
Entwicklungsprojekten fehlen ebenfalls.
Bis das Gutachten der KPMG-Wirtschaftsprüfer vorliegt, werden noch Wochen
vergehen. Es soll Anfang 2022 fertig sein. Kein Wunder, dass die ohnehin große
Verunsicherung der Marktteilnehmer weiter zunimmt. Der abermalige Sturzflug des
Aktienkurses wirkt da wie eine zwangsläufige Folge. Inzwischen notiert das im
SDax vertretene Wertpapier rund zwei Drittel unter seinem Juni-Hoch. Nutznießer
könnte Europas größter Wohnungsvermieter Vonovia sein, dem der Kurssturz die
Chance eröffnet, zu Niedrigkursen Anteile einzusammeln. Über einen Deal mit
Adler-Großaktionär Aggregate hat sich Vonovia bereits 13,3 Prozent des
angeschlagenen Konkurrenten gesichert.
Ernüchternde Signale sendet vor allem der Forderungsabbau. Zwar verspricht der
Konzern, in signifikantem Umfang Ansprüche einzutreiben, doch am Jahresende
könnten noch knapp 300 Mill. Euro ausstehen. Das trägt kaum dazu bei, die von
Perring geschürten Zweifel an der Werthaltigkeit zu vertreiben.
Beruhigendes gibt es dagegen zu den Wohnungsbewertungen. Adler zeigt nach neun
Monaten trotz der Abschreibung auf das Gerresheim-Projekt mehr als eine halbe
Milliarde Euro Bewertungsgewinn. Zudem steht der Abschluss des Wohnungsverkaufs
an den Konkurrenten LEG unmittelbar von dem Abschluss - zu Konditionen oberhalb
des Buchwerts. Beides steht im Widerspruch zu der von Perring behaupteten
Überbewertung von Wohnimmobilien.
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Quelle: dpa-AFX

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OTS: Börsen-Zeitung / Chance vertan, Kommentar zum Immobilienkonzern Adler ...
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