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Diese 8 US-Unternehmen sind stark in China vertreten – ein Risiko?

Diese 8 US-Unternehmen sind stark in China vertreten – ein Risiko?

3.5.2022 08:57:00 | Quelle: Der Aktionär | Lesedauer etwa 4 min.

Von Reshma Kapadia
Barron’s
Übersetzung: Laura Markus


Zahlreiche US-Unternehmen sind auf China angewiesen – als wichtigen Absatzmarkt für ihre Waren, als Produktionsstandort oder beides. Das macht sie anfällig für Chinas wirtschaftliche Probleme, strenge Corona-Lockdowns und die generelle Neubewertung der von China abhängigen Lieferketten.


Globale Unternehmen investieren seit Jahrzehnten in China und schaffen Ökosysteme für Produktion und Unternehmen, um die wachsende chinesische Mittelschicht zu bedienen. Diese Investitionen stoßen nun aber auf eine sich verändernde Weltordnung, da China zu einem strategischen und geopolitischen Rivalen geworden ist. Dies zwingt die USA dazu, ihre Politik gegenüber der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zu überdenken.

US-Außenminister Antony Blinken hat angekündigt, dass die US-Regierung in den kommenden Wochen ihre lang erwartete China-Politik vorstellen wird, die viele der Maßnahmen enthalten soll, die in den letzten Monaten eingeleitet wurden.

Dazu gehört auch die Verbesserung der Belastbarkeit und Eigenständigkeit kritischer Lieferketten für Waren wie Halbleiter und medizinische Produkte. Außerdem soll durch Ausfuhrbeschränkungen und andere Maßnahmen verhindert werden, dass China leicht Zugang zu wichtigen neuen Technologien erhält.

Die parteiübergreifende Forderung nach einer strengeren Haltung gegenüber China in verschiedenen Bereichen, einschließlich einer möglicherweise verschärften Kontrolle von Auslandsinvestitionen, hält an. Die Lage ist dadurch noch unbeständiger geworden.

Das Gerede von einer generellen Abkopplung ist wahrscheinlich übertrieben, aber es gibt bereits eine Zweiteilung in der Welt der Technologie. Die Auswirkungen der Pandemie, des Handelskrieges und jetzt des Krieges in der Ukraine machen es noch notwendiger, dass Länder und Unternehmen Puffer für räumlich weit auseinander liegende Lieferketten und Geschäftstätigkeiten zu schaffen. „Jeder muss sich überlegen, wie er sein Risiko außerhalb von China diversifizieren kann“, so Ruchir Sharma, Vorsitzender von Rockefeller International, im Interview mit Barron’s. „Jeder, der in China tätig sein will und diese Risiken ausblendet, verfolgt eine sehr riskante Strategie.“

Das heißt aber nicht, dass die Unternehmen China bald fluchtartig verlassen werden. Die Rentabilität dieser Märkte ist nach wie vor attraktiv. Kurzfristig könnten jedoch eine schwächere chinesische Wirtschaft und die durch Corona-Lockdowns verursachten Probleme die Umsatzaussichten einiger US-Unternehmen beeinträchtigen. Gleichzeitig könnte die Notwendigkeit, Puffer für diese Probleme einzuplanen, die Gewinnspannen verringern. Längerfristig könnte Chinas Versuch, unabhängiger zu werden und sich mehr auf den sozialen Nutzen als auf die Rentabilität zu konzentrieren, US-Unternehmen Kopfzerbrechen bereiten.

All dies sollte man im Auge behalten, vor allem bei Unternehmen, die sich stark in China engagieren. Barron’s hat mit der Liste der Bank of America der S&P-500-Unternehmen mit dem größten China-Engagement begonnen und diejenigen ausgewählt, die mindestens ein Fünftel ihres Umsatzes in den asiatischen Schwellenländern erzielen und davon mindestens 15 Prozent in China.

Dann wurde die Auswahl weiter eingegrenzt, indem nach Unternehmen gesucht wurde, deren Kurs-Gewinn-Verhältnis über dem durchschnittlichen KGV des S&P 500 liegt und von denen Analysten ein Gewinnwachstum erwarten, das unter den durchschnittlich für den Markt prognostizierten 10,6 Prozent liegt. So wurden acht Unternehmen ermittelt, die genauer beobachtet werden sollten.

Es überrascht nicht, dass der Technologiesektor stark vertreten ist: Texas Instruments erzielt 55 Prozent seines Umsatzes in China, während Teradyne und Apple etwa 15 Prozent ihres Umsatzes in dem Land erwirtschaften.

Doch das Engagement ist größer als man denkt. Apple stellt die meisten seiner Produkte in China her, einem kostengünstigen Produktionsstandort, der sich positiv auf den Gewinn des Unternehmens ausgewirkt hat. Gleichzeitig ist China der zweitgrößte Verbrauchermarkt des Unternehmens. Führungskräfte von Apple warnten diese Woche, dass der Ausbruch von Omikron in China den Umsatz im laufenden Quartal um bis zu acht Milliarden Dollar senken könnte.

DuPont befindet sich mitten in einem Turnaround. Der CEO Ed Breen trennt sich von einigen Geschäftsbereichen und kauft neue hinzu, um das Unternehmen für Spezialwerkstoffe in einen multi-industriellen Konzern umzuwandeln. Die Abhängigkeit von China und die strapazierten Lieferketten trüben jedoch die kurzfristigen Aussichten des Unternehmens. Dies spiegelt sich im bisherigen Jahresverlauf in einem Rückgang von 18 Prozent wider.

Nike hat sich trotz der belasteten globalen Lieferketten, der Lockdowns in China und des schwächeren Wirtschaftswachstums relativ gut behauptet. Laut dem Unternehmen ist das China-Geschäft „auf Kurs“, um sich im vierten Quartal „fortlaufend“ zu verbessern. Aber das Unternehmen hat auch mit zunehmender Konkurrenz durch chinesische Sportbekleidungsunternehmen zu kämpfen und ist als bekannte US-Marke auch anfällig für mögliche Rückschläge, wenn die geopolitischen Spannungen eskalieren.

Analysten warnten in ihren jüngsten Analysen, dass China eine Schwachstelle des Aufzugherstellers Otis Worldwide ist und für das zweite Quartal ein Risiko darstellt, da die Lockdowns und die wirtschaftliche Flaute aufgrund des Einbruchs des chinesischen Immobilienmarktes andauern. 


Die Geschäftstätigkeit in China, die für internationale Unternehmen lange Zeit als etwas Positives angesehen wurde, muss in den kommenden Quartalen besonders aufmerksam beobachtet werden, um zu prüfen, ob sie sich langfristig eher nachteilig auswirkt. Diese acht Unternehmen sind ein guter Anhaltspunkt, um eine Watchlist für solche Probleme zu erstellen.

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