Von Laura Cooper
The Wall Street Journal
Übersetzung: Thomas Steer
Ein aktivistischer Investor mit einer Beteiligung an Hasbro unterstützt einen anderen Aktivisten, der bereits um die Stimmrechte bei dem Spielzeughersteller kämpft. Gleichzeitig drängt er das Unternehmen zu weiteren Veränderungen.
Ancora Holdings hält eine etwa 1-prozentige Beteiligung an Hasbro und möchte, dass das Unternehmen einen vollständigen oder teilweisen Verkauf seines Tochterunternehmens Entertainment One prüft, das Fernsehsendungen und andere Inhalte produziert. Dies geht aus einem Schreiben des Aktivisten an den Vorstand des Unternehmens hervor, das vom Wall Street Journal eingesehen wurde. Außerdem solle Hasbro langjährige Vorstandsmitglieder durch andere ersetzen.
Das US-Unternehmen Hasbro mit Sitz in Pawtucket, Rhode Island, hat einen Marktwert von rund 12,5 Milliarden Dollar und vertreibt Marken wie zum Beispiel Play-Doh und Monopoly. Das Unternehmen erlebte zu Beginn der Pandemie einen Aufschwung, da Eltern aufgrund der Lockdowns mehr Geld für Spielzeug ausgaben. Heute werden die Aktien des Unternehmens allerdings unter dem Stand von vor fünf Jahren gehandelt.
Ancora schließt sich Alta Fox Capital Management an, einem wenig bekannten aktivistischen Investor, der im Februar eine 2,5-prozentige Beteiligung an Hasbro bekannt gab und fünf Kandidaten für den Vorstand des Unternehmens nominierte. Alta Fox drängte Hasbro dazu, ein Spin-off seiner schnell wachsenden Gaming-Sparte Wizards of the Coast zu prüfen. Die Hasbro-Tochter vertreibt Spiele wie Dungeons & Dragons. Alta Fox kritisierte auch die 2019 erfolgte, rund vier Milliarden Dollar schwere Übernahme von Entertainment One, das für die Kindersendung „Peppa Pig“ bekannt ist.
In dem Brief von Ancora hieß es, Hasbro solle langjährige Vorstandsmitglieder durch Kandidaten ersetzen, die von Alta Fox vorgeschlagen wurden. Der Aktivist sagte auch, Hasbro solle die Möglichkeiten für das Tochterunternehmen Entertainment One überdenken, da es nicht gut zum Rest des Unternehmens passe und die Erlöse aus einem Verkauf an anderer Stelle reinvestiert werden könnten. Ancora sagte auch, dass Hasbro kontinuierlich nach Alternativen für sein Tochterunternehmen Wizards of the Coast suchen sollte, das seiner Meinung nach auf dem Markt zu wenig Beachtung findet.
Hasbro lehnte Anfang April die Forderung von Alta Fox ab, Wizards of the Coast auszugliedern. Denn dadurch würde die Sparte weniger von der langjährigen Unternehmensstrategie profitieren, die sich auf das Erzählen von Geschichten rund um die Marken konzentriert. Außerdem wurden zwei neue Vorstandsmitglieder ernannt: ein Manager des Chat-App-Unternehmens Discord und ein ehemaliger Manager des Computer- und Videospielunternehmens Electronic Arts. Chris Cocks übernahm im Februar den Chef-Posten bei Hasbro, nachdem der langjährige CEO Brian Goldner im vergangenen Jahr gestorben war.
Hasbro sagte in einer Erklärung, dass der Vorstoß von Alta Fox kurz nach Goldners Tod begann und „eine Ablenkung zu einer Zeit darstellt, in der unser neuer CEO die Chance haben sollte, sich ausschließlich auf unser Tagesgeschäft zu konzentrieren“.
Die Hasbro-Aktionäre werden am 8. Juni über die konkurrierenden Vorstandskandidaten abstimmen – es sei denn, die beiden Seiten einigen sich bis dahin.
Der Druck seitens der Aktivisten erfolgt zu einem Zeitpunkt, da der Hasbro-Rivale Mattel Gespräche mit Private-Equity-Firmen über einen möglichen Verkauf aufgenommen hat. Dies berichtete das Wall Street Journal letzte Woche. Die beiden Unternehmen sind seit Jahren erbitterte Konkurrenten. 2017 machte Hasbro ein erfolgloses Übernahmeangebot für Mattel.
Ancora mit Sitz in Cleveland, Ohio, ist in letzter Zeit auch gegen andere Unternehmen vorgegangen, darunter der Verpackungshersteller Berry Global. Das Unternehmen war auch Teil eines Aktivisten-Trios, das sich mit den Einzelhandelsunternehmen Bed Bath & Beyond und Kohl’s angelegt hat.