Die Dividendenperle Allianz hat Abschreibungen auf Kapitalanlagen und anderer Belastungen im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang verbucht. Unter dem Strich fiel der Überschuss des Versicherungskonzerns rund ein Viertel niedriger als im Vorjahreszeitraum aus. Trotzdem sieht Vorstandschef Oliver Bäte die Allianz auf Kurs, die selbst gesteckten Jahresziele zu erreichen. Das sollten Anleger jetzt zu den Allianz-Q2-Zahlen wissen.
Im zweiten Quartal steigerte die Allianz ihren Umsatz um rund acht Prozent auf 37,1 Milliarden Euro. Während der operative Gewinn der Lebens- und Krankenversicherung um rund 13 Prozent sank, verdiente der Konzern im Schaden- und Unfallgeschäft auch dank geringerer Katastrophenschäden 21 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Sondereffekte belasten Gewinn
Wegen Abschreibungen auf Kapitalanlagen und andere Belastungen stand jedoch ein Gewinnrückgang von rund 25 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zu Buche. Das EBIT (der operative Gewinn) legte hingegen um fünf Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zu. Vorstandschef Oliver Bäte sieht die Allianz daher auf Kurs, in diesem Jahr wie geplant einen operativen Gewinn von 12,4 bis 14,4 Milliarden Euro zu erzielen.
Weitere Belastungen in Sicht
Allerdings zeigen die Zahlen Licht und Schatten: Während die Allianz im Tagesgeschäft mehr verdiente als von Analysten erwartet, sank der Überschuss noch stärker als gedacht. Dabei dürfte der Teilverkauf des Russland-Geschäfts erst im dritten Quartal auf das Nettoergebnis des Konzerns durchschlagen: Erwartet werde dann eine Belastung von rund 400 Millionen Euro, heißt es in einer Präsentation des Vorstands vom Freitag.
Die Allianz hatte Anfang Juni angekündigt, die Mehrheit an ihrem Russland-Geschäft an das Unternehmen Interholding zu verkaufen – den Eigentümer des russischen Schaden- und Unfallversicherers Zetta Insurance. Die Allianz hält demnach künftig noch 49,9 Prozent an dem kombinierten Unternehmen.
AGI-Skandal weitgehend aufgearbeitet
Weitgehend ausgestanden scheint indes der Skandal um Hedgefonds der Konzerntochter Allianz Global Investors (AGI). Die Gesellschaft hatte sich im Mai in den USA eines Wertpapierbetrugs schuldig bekannt, nachdem Großanleger wie Pensionsfonds mit bestimmten AGI-Hedgefonds zu Beginn der Corona-Pandemie Verluste in Milliardenhöhe erlitten hatten. Für Entschädigungen und Geldbußen hatte die Allianz in der Folge Ende 2021 und Anfang 2022 Belastungen von insgesamt etwa 5,6 Milliarden Euro verbucht.
Auf Geheiß der US-Behörden darf AGI den Großteil des US-Geschäfts nicht mehr selbst weiterführen. Künftig verwaltet der neue Geschäftspartner Voya Investment Management die betroffenen Vermögenswerte. Die Anlegerklagen und die Ermittlungen des US-Justizministeriums und der Börsenaufsicht SEC hatten die Entwicklung bei der Allianz seit vergangenem Sommer überschattet.
So steht es um die Dividende
Trotz der Turbulenz um die Fonds-Tochter AGI und den Rückzug aus Russland hatte Konzernchef Oliver Bäte den Aktionären wiederholt versichert, dass er die Dividende für 2022 trotz der Milliardenbelastung nicht kürzen wird. Im Mai hatte der Konzern eine Dividende in Höhe von 10,80 Euro für das Geschäftsjahr 2021 an seine Aktionäre ausgeschüttet. Auf Basis des aktuellen Allianz-Aktienkurses von 174,48 Euro entspricht dies einer Dividendenrendite von 6,2 Prozent.
Das macht die Allianz-Aktie
Am Finanzmarkt lösten die Nachrichten zunächst keine Begeisterung aus. Für die Allianz-Aktie ging es am Freitagmorgen zuletzt um rund drei Prozent nach unten. Seit Jahresbeginn summieren sich die Kursverluste damit inzwischen auf ein Minus von rund 17 Prozent.
Mit Material von dpa-AFX.