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Compleo: Irrer Insolvenz-Zock geht weiter

Compleo: Irrer Insolvenz-Zock geht weiter

26.1.2023 13:00:00 | Quelle: finanztreff.de | Lesedauer etwa 2 min.

Kurz vor Weihnachten hat der Ladesäulenhersteller Compleo Charging einen Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Trotzdem hatte das Unternehmen kürzlich vom Energieversorger SachsenEnergie einen Großauftrag zur Lieferung von Ladestationen erhalten. Obwohl Compleo vor dem Aus steht, zog die Aktie daher zuletzt enorm an und baut die Kursgewinn auch am Donnerstag aus. 

Konkret umfasst der Rahmenvertrag mit SachsenEnergie ein Volumen von über zwei Millionen Euro und besitzt eine Laufzeit bis Ende 2025. Zur Einordnung: Dies entspricht knapp acht Prozent der Compleo-Marktkapitalisierung, die derzeit nur noch rund 24,8 Millionen Euro beträgt. 

Das macht die Compleo-Aktie 

Trotzdem hat sich die Aktie des Unternehmens seit dem Rekordtief kurz vor Weihnachten mittlerweile mehr als versechsfacht.  Damals war die Aktie wegen des eingeleiteten Insolvenzverfahrens zunächst zum Pennystock verkommen – also eine Aktie mit einem Wert unter einem Euro. Am Donnerstag geht es nun um rund 35 Prozent auf 4,88 Euro nach oben. Für langfristige Investoren ist dies jedoch nur ein schwacher Trost: Zu Spitzenzeiten im Spätsommer 2021 stand der Aktienkurs zeitweise noch  über 100 Euro. Damals hatte Compleo als Gewinner der E-Mobilität gegolten.

Zocker könnten auf Übernahme spekulieren

Die jüngst Kurserholung dürfte natürlich auch mit Spekulationen um die Zukunft von Compleo in Zusammenhang stehen. Die Automobilwoche etwa berichtete Anfang Januar, es liefen Gespräche mit Investoren. Laut dem Bericht, der mittlerweile einige Wochen alt ist, sollen auch zwei Autozulieferer interessiert sein. Im Dezember sollen bereits Gespräche über einen Einstieg mit dem Autozulieferer ZF Friedrichshafen und dem Mechatronik-Unternehmen Kostal geführt worden sein.

„Neben dem Softwaregeschäft verfügt Compleo wahrscheinlich über einige Vermögenswerte, die sich in den Händen von Eigentümern, die entweder besser finanziert sind oder über eine wettbewerbsfähige Produktion verfügen, als sehr wertvoll erweisen könnten", hatte der Warburg-Experte Stefan August direkt nach dem Bekanntwerden des Insolvenzantrags gesagt. Er verwies dabei zum Beispiel auf Patente. Er hatte zugleich aber die Wahrscheinlichkeit, dass der Prozess für Anleger gut ausgeht, für eher gering eingeschätzt (mit Material von dpa-AFX).