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Wird Kupfer der nächste große Bullenmarkt?

Wird Kupfer der nächste große Bullenmarkt?

3.5.2023 11:15:00 | Quelle: Der Aktionär | Lesedauer etwa 3 min.

Glencores aggressiver Versuch, das kanadische Unternehmen Teck Resources zu übernehmen, hat den Wettlauf um den Zugang zu Kupfer in den Mittelpunkt gerückt. Das Metall, das traditionell als Konjunkturindikator gilt, wird auch eine Schlüsselrolle bei der weltweiten Umstellung auf umweltfreundliche Technologien spielen. Diese werden durch kürzlich verabschiedete Gesetze wie den U.S. Inflation Reduction Act (IRA) vorangetrieben.

Von Megha Mandavia
The Wall Street Journal
Übersetzung: Thomas Steer

Grüne Technologien wie E-Fahrzeuge und Solarmodule verbrauchen mehr Kupfer als Technologien, die auf fossilen Brennstoffen basieren, und das Angebotswachstum wird in den kommenden 10 Jahren wahrscheinlich weit hinter der Nachfrage zurückbleiben.

Anfang und Mitte 2023 könnten die nur langsame Erholung des chinesischen Immobilienmarktes und die schwierige Lage der Weltwirtschaft den Aufwärtstrend für Kupfer bremsen, das derzeit bei rund 8.500 Dollar pro Tonne gehandelt wird. Auf lange Sicht sehen die Aussichten jedoch anders aus.

Die Nachfrage in den USA, die lange Zeit von der in China in den Schatten gestellt wurde, wird dafür maßgeblich sein. Der IRA bietet hohe Steuergutschriften und andere Fördermaßnahmen für Projekte im Bereich der sauberen Energien wie Windparks, Batterien, Solaranlagen und Wasserstoff. Goldman Sachs geht davon aus, dass zwischen 2023 und 2030 die durchschnittliche jährliche Nachfrage um etwa 180.000 Tonnen steigen könnte. Das entspricht etwa 1 Prozent des derzeitigen weltweiten Verbrauchs. Der Bank zufolge macht die Nachfrage nach „grünem“ Kupfer heute 7 Prozent des weltweiten Verbrauchs aus – 2020 waren es nur 4 Prozent – und wird zwischen 2023 und 2040 satte 47 Prozent des gesamten Nachfragewachstums ausmachen.

Die derzeitigen Investitionspläne würden wahrscheinlich bei weitem nicht ausreichen, um diesen Bedarf zu decken. Ein McKinsey-Bericht vom Februar prognostizierte eine weltweite Kupfernachfrage von 36,6 Millionen Tonnen bis 2031, die größtenteils auf die Energiewende zurückzuführen ist. Dem steht ein Angebot von nur 30,1 Millionen Tonnen gegenüber. Goldman ist sogar noch optimistischer: Die Zahlen in ihrem Bericht vom April gehen von einer Nachfrage von 40 Millionen Tonnen im Jahr 2030 aus.

Dennoch gibt es auch einige positive Trends für das Angebotswachstum, die hauptsächlich mit der Politik zusammenhängen.

Um Steuergutschriften im Rahmen des amerikanischen IRA zu erhalten, müssen E-Autos Batterien nutzen, deren „kritische Mineralien“ zu einem bestimmten Prozentsatz aus den USA oder einem Land stammen, das ein Freihandelsabkommen mit den USA abgeschlossen hat. Kupfer steht derzeit nicht auf der Liste der kritischen Mineralien; aber einige Forscher und Politiker setzen sich bereits dafür ein, dass es auf die Liste aufgenommen wird.

Der Gedanke dahinter ist, China die Kontrolle über die Lieferkette für saubere Energiemineralien zu entreißen. Einem Bericht der Brookings Institution vom letzten Jahr zufolge liegt der Anteil Chinas an den Raffineriekapazitäten bei 73 Prozent für Kobalt, 68 Prozent für Nickel, 59 Prozent für Lithium und 40 Prozent für Kupfer. China hat auch direkt Mineralien weltweit aufgekauft, insbesondere Lithium, um seine eigene riesige Industrie für umweltfreundliche Technologien zu fördern.

Eine stärker verzweigte Lieferkette wird die Kosten für alle erhöhen, vor allem in der Anfangsphase der Energiewende. Aber diese höheren Materialpreise werden auch Investitionen anregen. Die Mineralienverarbeitung ist der wichtigste Engpass, aber das bedeutet wahrscheinlich auch mehr Investitionen in den vorgelagerten Bergbau – vor allem, weil laut IRA viele Batteriemineralien in den USA oder in Ländern mit Freihandelsabkommen mit den USA abgebaut und verarbeitet werden müssen.

Ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor ist der US-Kongress. Der erste Schritt der Republikaner im Streit um die Schuldenobergrenze war die Forderung, Teile des IRA rückgängig zu machen.

Doch wenn das Gesetz bestehen bleibt, werden die USA, China und Europa in den nächsten 10 Jahren ihre Volkswirtschaften mit Nachdruck umweltfreundlicher gestalten. Die Welt wird dafür viel mehr Kupfer benötigen, vor allem wenn sich die globalen Lieferketten weiter aufspalten.

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