Der DAX dürfte auch am Freitag weiter um die runde Marke von 16 000 Punkten pendeln. Für ein wenig Auftrieb sorgen zum Wochenausklang Kursgewinne in den USA nach einem unerwartet klaren Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Was für die Konjunktur ein eher negatives Signal ist, bedeutet für die Geldpolitik im Kampf gegen die Inflation möglicherweise einen Erfolg. Entsprechend kühlten die zuletzt hochgekochten Spekulationen über eine neuerliche Leitzinsanhebung ab. Die Renditen von US-Staatsanleihen sanken wieder.
1. USA: Gewinne
Am New Yorker Aktienmarkt ist es am Donnerstag wieder bergauf gegangen. Während die Anleger gespannt auf den Zinsentscheid der Fed in der kommenden Woche warten, sorgten wöchentliche Arbeitsmarktdaten für etwas Entlastung bei der Frage, ob nach den Leitzinsanhebungen der australischen und kanadischen Notenbank auch die Fed vielleicht noch weitere Zinsanhebungen plant. Eine unerwartet hohe Zahl an Erstanträgen ist zwar kein gutes Signal für die Wirtschaft, aber womöglich im Sinne der Fed bei ihrem Kampf gegen die Inflation. Dies trieb vor allem die Tech-Werte im Nasdaq an, der um 1,27 Prozent auf 14 484,54 Punkte stieg. Nach verhaltenem Start kam der Dow Jones mit 33 833,61 Punkten auf ein Plus von 0,50 Prozent. Auffällig war, dass er kurz vor Schluss mit 33 873 Punkten sein höchstes Niveau seit Anfang Mai erreichte. Der S&P 500 beendete den Handel 0,62 Prozent höher bei 4293,93 Zählern.
2. Asien: Überwiegend Gewinne
Die wichtigsten Börsen Asiens haben am Freitag überwiegend zugelegt. In Tokio stieg der Nikkei 225 kurz vor Handelsende um 1,8 Prozent. Der Hang-Seng gewann 0,2 Prozent, während der CSI-300-Index leicht nachgab. Für Auftrieb sorgten positive Vorgaben von der Wall Street nach einem unerwartet klaren Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA. Was für die Konjunktur ein eher negatives Signal ist, bedeutet für die Geldpolitik im Kampf gegen die Inflation möglicherweise einen Erfolg. Entsprechend kühlten die zuletzt hochgekochten Zinsspekulationen ab, die Anleiherenditen sanken wieder. Allerdings hielten sich die Zuwächse in China nach abermals durchwachsenen Konjunkturdaten in Grenzen. Der Anstieg der Verbraucherpreise bleibt zudem sehr niedrig. Der Rückgang der Erzeugerpreise beschleunigte sich zudem. All das verschafft der Notenbank Chinas zwar weiter viel Spielraum, um die schwächelnde Wirtschaft anzukurbeln, allerdings sehen Experten wie Zhiwei Zhang, Chefvolkswirt von Pinpoint Asset Management, angesichts der zuletzt trister Konjunkturdaten aus Industrie und vom Häusermarkt die Gefahr einer Deflation in China.
3. Ölpreise: Nachfragesorgen
Die Ölpreise haben am Freitag ihre Vortagesverluste etwas ausgeweitet. Die Bewegungen hielten sich zum Wochenschluss aber im Rahmen. Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostete 75,43 US-Dollar. Das waren 53 Cent weniger als am Donnerstag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate zur Juli-Lieferung fiel um 50 Cent auf 70,79 Dollar.
Am Ölmarkt dominieren Händlern zufolge wieder die Nachfragesorgen. Der zu Wochenbeginn noch vorherrschende Optimismus wegen der von Saudi-Arabien für Juli angekündigten einseitigen Kürzung seiner Produktion um eine Million Barrel je Tag sei mittlerweile verflogen. Nach Einschätzung der Bank Citigroup reiche diese Maßnahme nicht aus, um die aktuell schwachen Fundamentaldaten am Ölmarkt auszugleichen. Wie zuletzt die Weltbank feststellte, bremsen die hohen Zinsen und der russische Angriffskrieg in der Ukraine das weltweite Wirtschaftswachstum weiter deutlich. Damit dürfte auch die Nachfrage nach Rohöl als Schmiermittel der Wirtschaft sinken.
4. Autos: Fortschritt
Unter den Einzelwerten hierzulande könnten die Autoaktien einen Blick wert sein. Mehrere Händler verwiesen auf einen Medienbericht, dass Mercedes-Benz als erster Autohersteller die behördliche Genehmigung erhalten hat, in Kalifornien Autos mit einem automatisierten Fahrsystem zu verkaufen oder zu verleasen. Die kalifornische Straßenverkehrsbehörde habe das "Drive Pilot"-System auf ausgewiesenen Autobahnen bei Tageslicht ohne aktive Kontrolle eines Fahrers bei einer Höchstgeschwindigkeit von 40 Meilen pro Stunde (knapp 65 Stundenkilometer) genehmigt. Die Händler sehen dies für die Aktie als "leicht positiv" an. Einer betonte, dass Mercedes Benz die Genehmigung vor Tesla erhalten habe. Die Aktie legte vorbörslich auf Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss leicht zu.
Die Aktie von Auto1 legte auf Tradegate ebenfalls zu. Ein aktualisierter, sehr positiver Ausblick des US-Branchenkollegen Carvana dürfte für Auftrieb sorgen. Die US-Gebrauchtwagenplattform erwartet für ihr zweites Quartal aufgrund gesenkter Kosten ein bereinigtes positives operatives Ergebnis von mehr als 50 Millionen US-Dollar.
5. Chips: Förderung
Für die Chiphersteller Infineon oder Elmos könnte positiv wirken, dass insgesamt 31 Projekte aus elf Bundesländern in Deutschland mit vier Milliarden Euro für die Entwicklung der Mikroelektronik-Technologie gefördert werden sollen. Unter den zu fördernden Unternehmen sind einem Händler zufolge auch die beiden genannten, die vorbörslich auf Tradegate ebenfalls stiegen.
Mit Material von dpaAFX.