Nach einem unerwartet starken zweiten Quartal sieht sich die Commerzbank auf Kurs zu ihren Zielen im Gesamtjahr. Die gestiegenen Zinsen ließen das Frankfurter Geldhaus neue Belastungen durch die polnische Tochter mBank verkraften. Trotzdem geht es für die Aktie am Freitag aus diesem Grund spürbar nach unten.
Im ersten Halbjahr erwirtschaftete das Institut eine Rendite von 8,1 Prozent auf das materielle Eigenkapital – und damit mehr als die sieben Prozent, die es sich für 2024 zum Ziel gesetzt hatte. Das neue Strategieprogramm für die Zeit ab 2025 will der Vorstand bei der Veröffentlichung der nächsten Quartalszahlen am 8. November vorstellen. Ziel solle dann eine Rendite von mehr als 10 Prozent sein, erklärte Finanzvorständin Bettina Orlopp.
Starkes Gewinnwachstum
Unter dem Strich verdiente die Commerzbank 565 Millionen Euro und damit ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor, wie sie am Freitag mitteilte. "Wir setzen unsere Strategie konsequent um und haben dank starker Erträge im Kundengeschäft den Gewinn deutlich gesteigert - trotz erneut hoher Sonderbelastungen für Schweizer-Franken-Kredite in Polen", sagte Knof. "Damit sind wir voll auf Kurs, unsere Ziele für 2023 und 2024 zu erreichen."
Beflügelt wird die Zuversicht der Commerzbank von deutlich höheren Zinseinnahmen. Im zweiten Quartal sprang der Zinsüberschuss im Jahresvergleich um 44 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro nach oben. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand jetzt mit einem Zinsüberschuss von mindestens 7,8 Milliarden Euro. Noch im Mai war die Bankspitze nur von rund 7 Milliarden ausgegangen.
Neben den gestiegenen Zinsen zahlt sich auch der Sparkurs der vergangenen Jahre mit dem Abbau von brutto bis zu 10.000 Jobs aus. Die Zahl der Filialen in Deutschland wurde von 1.000 auf 400 geschrumpft. "Der Stellenabbau läuft natürlich noch ein bisschen nach, aber das Programm an sich ist abgeschlossen, und wir schauen jetzt nach vorne", sagte Knof. Ende Juni beschäftigte das Institut 37.487 Vollzeitkräfte, davon 25.004 im Inland.
Probleme bei der mBank
Die umstrittenen Kreditverträge der polnischen Tochter mBank in Schweizer Franken kamen der Commerzbank im zweiten Quartal erneut teuer zu stehen. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das möglicherweise Entschädigungen für polnische Bankkunden nach sich zieht, legte das Institut weitere 347 Millionen Euro zur Seite. Damit summieren sich die Rückstellungen des Konzerns rund um diese Kredite inzwischen auf 1,7 Milliarden Euro. Knof zufolge sind 75 Prozent des bestehenden Kreditvolumens abgesichert.
Die polnische Tochter hatte Immobilienkredite in Schweizer Franken zu deutlich günstigeren Zinssätzen vergeben als Kredite in der heimischen Währung Zloty. Der Anstieg des Frankenkurses brachte die Kreditnehmer dann bei der Rückzahlung in Schwierigkeiten. Die Commerzbank versucht, die Streitigkeiten durch Vereinbarungen mit betroffenen Kunden beizulegen. Bislang wurden demnach mehr als 8.000 Vergleiche geschlossen.
Rückkaufprogramm angekündigt
Die Aktionäre sollen von der guten Entwicklung profitieren. Das Institut will erneut Anteile vom Markt zurückkaufen – und dafür mehr ausgeben als die 122 Millionen Euro aus dem ersten Programm vom Mai und Juni. Allerdings überraschte die Bank damit, dass der zweite Rückkauf auf die Ausschüttungsquote angerechnet wird.
So will der Konzern zwar weiterhin 50 Prozent des auf die Aktionäre entfallenden Gewinns des Jahres 2023 an seine Anteilseigner zurückgeben – allerdings in Form von Dividende und Aktienrückkäufen zusammen. Dies habe bei Anlegern "für Frustration gesorgt", schrieb Analyst Timo Dums von der DZ Bank.
Das macht die Commerzbank-Aktie
Die Aktien der Commerzbank haben sich Freitagnachmittag weiter schwach präsentiert. Ihr hohes Kursminus von fünfeinhalb Prozent aus dem frühen Handel dämmten sie aber auf nur noch zwei Prozent ein. Sie kosteten damit 10,75 Euro. Der DAX stand zeitgleich ein halbes Prozent tiefer. Im Vergleich zum Jahreswechsel werden die Commerzbank-Papiere derzeit mehr als ein Fünftel höher gehandelt (mit Material von dpa-AFX).
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der finanztreff GmbH, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.