Die Jahresendrally des DAX ist wieder im Gang und das Rekordhoch rückt in Reichweite.
Zudem könnte der November der bislang beste Börsenmonat des Jahres für den Leitindex werden, sofern er seine bisherigen Gewinne bis zum Ende des Tages halten kann. Bisher stärkster Monat ist der Januar mit einem Plus von rund 8,7 Prozent.
Rund eine Stunde vor dem Börsenstart signalisierte der X-DAX am Donnerstag ein Plus von 0,2 Prozent auf 16.194 Punkte. Der Euro Stoxx 50 wird 0,1 Prozent höher erwartet.
Dank der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen in den USA und in der Eurozone hatte sich der deutsche Leitindex tags zuvor erneut aus seiner Lethargie befreit und deutlich von der 16.000-Punkte-Marke abgesetzt. Nun gilt es, im Chart eine kleine Kurslücke bei 16.240 Punkten zu schließen, die der DAX Anfang August aufgerissen hatte. Dann wäre der Weg frei zum Rekordhoch vom Juli bei etwas unter 16.530 Punkten. Die Vorgaben aus den USA und Asien liefern zwar keinen zusätzlichen Schwung, aber auch keinen Gegenwind. An Chinas Börsen wurden erneut trübe Stimmungsdaten aus der Industrie recht gelassen aufgenommen.
1. Vorgaben aus den USA
Die Gewinne an den US-Börsen zur Wochenmitte haben sich am Ende überwiegend in Luft aufgelöst. Der Leitindex Dow Jones schloss lediglich 0,04 Prozent höher mit 35.430,42 Punkten. Für den marktbreiten S&P 500 stand ein Minus von 0,09 Prozent auf 4.550 Punkte zu Buche, nachdem er zeitweise den höchsten Stand seit Ende Juli erreicht hatte. Der technologielastige Nasdaq 100 notierte im frühen Handel sogar so hoch wie seit Anfang 2022 nicht mehr, ging aber 0,14 Prozent tiefer mit 15.987 Zählern aus dem Handel.
2. Vorgaben aus Asien
Schwache Stimmungsdaten aus der chinesischen Industrie haben die Investoren an den Börsen des Landes nach zuletzt ohnehin schon trister Kursentwicklung am Donnerstag eher gelassen aufgenommen. Der CSI 300 mit Werten der Börsen in Schanghai und Shenzen notierte im späten Handel leicht im Plus. In der Sonderverwaltungsregion Hongkong war der Hang Seng ebenfalls kaum verändert. Der japanische Leitindex Nikkei 225 stieg um ein halbes Prozent.
3. Ölpreise
Die Ölpreise sind am Donnerstag vor Gesprächen des Ölverbunds OPEC+ gestiegen und haben damit an die Gewinne vom Vortag angeknüpft. Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar kostete am Morgen 83,58 US-Dollar. Das waren 48 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte WTI stieg um 47 Cent auf 78,33 Dollar.
Mittlerweile sind die Ölpreise den dritten Tag in Folge gestiegen und konnten sich damit ein Stück weit von jüngsten Verlusten erholen. Am Ölmarkt richtete sich das Interesse der Anleger auf eine Videokonferenz des Ölverbunds OPEC+, die ursprünglich am vergangenen Wochenende stattfinden sollte und wegen Differenzen über die künftige Förderpolitik auf diesen Donnerstag verschoben wurde.
Der Verbund hält sein Angebot schon seit einiger Zeit knapp, was allerdings vor allem auf Produktionskürzungen durch den Öl-Riesen Saudi-Arabien zurückgeht. Am Ölmarkt wird spekuliert, dass bestehende Förderkürzungen ins kommende Jahr ausgeweitet werden sollen. Wichtige OPEC-Länder aus Afrika halten sich allerdings mit Kürzungen weitgehend zurück. Ob die Saudis diese Unwucht weiter hinnehmen, gilt zunehmend als fraglich.
4. Konjunkturdaten
08:00 DEU: Erwerbstätigkeit 10/23
08:00 DEU: Einzelhandelsumsatz 10/23
09:55 DEU: Arbeitslosenzahlen 11/23
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11:00 EUR: Verbraucherpreise 11/23 (vorläufig)
11:00 EUR: Arbeitslosenquote 10/23 (vorab)
„Wie schon in Deutschland erwarten Anleger und Analysten auch von der Teuerungsrate aus der Eurozone im Monatsvergleich einen Preisrückgang“, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager von QC Partners zu. Die Jahresrate würde damit auch deutlich näher an das Ziel der EZB von zwei Prozent heranrücken.
„Tritt dies ein, bleibt die Diskussion über den Zeitpunkt der ersten Zinssenkung das Top-Thema an den Börsen.“ Die EZB werde dann nicht darum herumkommen, während ihrer nächsten Zinssitzung in zwei Wochen dazu Stellung zu beziehen.
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14:30 USA: Private Einkommen und Ausgaben 10/23
14:30 USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche)
15:45 USA: MNI Chicago PMI 11/23
16:00 USA: Schwebende Hausverkäufe 10/23
5. Unternehmenstermine
08:00 DEU: Deutsche Beteiligungs AG, Jahreszahlen (detailliert)
10:00 DEU: Rational, Capital Markets Day
14:00 DEU: Jenoptik, Kapitalmarkttag
DEU: Siltronic, Capital Markets Day
DEU: NordLB, Q3-Zahlen
USA: Dell, Q3-Zahlen
6. Einzelwerte im Fokus
Unter den Einzelwerten dürften SAP in den Blick rücken, denn der Rivale Salesforce übertraf im vergangenen Quartal die Markterwartungen. Vorbörslich ging es auf Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss leicht nach oben.
Auch die Papiere von Siemens Healthineers legten auf Tradegate zu. Der Hersteller medizintechnischer Geräte sei geradezu einmalig positioniert für die Schaffung von Werten, schrieb Analyst James Vane-Tempest von Jefferies. Er stufte die Aktien von „Hold“ auf „Buy“ hoch und hob das Kursziel von 49 auf 66 Euro. Mit „Imaging all the People“ spielte der Experte in seiner Branchenstudie auf den Kulthit „Imagine“ von John Lennon an, mit Blick auf die bildgebenden Produkte des Unternehmens und ihren voraussichtlich immer umfangreicheren Einsatz.
Der Industriekonzern Thyssenkrupp fand einen Nachfolger für seinen scheidenden Finanzvorstand Klaus Keysberg. Der Aufsichtsrat bestellte Jens Schulte zum Finanzchef. Schulte hat das Amt zurzeit bei der Schott AG inne. Der Wechsel soll voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres erfolgen. Keysberg hatte bereits im September angekündigt, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen.
Unter den SDAX-Werten dürfte sich der Blick auf Kontron richten. Auf der Plattform Tradegate sanken sie zuletzt im Xetra-Vergleich um fast sechs Prozent. Händler verwiesen als Belastung auf eine Aktienplatzierung. Die Privatbank Hauck & Aufhäuser soll für Gross-Anteilseigner eine Million Papiere in einem beschleunigten Verfahren platziert haben. Der Preis habe bei 21 Euro je Aktie gelegen. „Relativ niedrig“, sagte ein Händler und verwies auf den aktuellen Xetra-Kurs von 22,52 Euro. „Das sollte daher belasten.“ (mit Material von dpa-AFX).