ProSiebenSat.1 hat einen Strategiewechsel vollzogen und investiert verstärkt in Eigenproduktionen, während die Abhängigkeit von US-amerikanischen Lizenzen reduziert wird. Die Finanzwelt blickt kritisch auf die damit verbundenen erheblichen Investitionen und die zu erwartenden Einflüsse auf das operative Ergebnis. Eine detaillierte Strategiepräsentation steht noch aus.
ProSiebenSat.1 richtet seine Unternehmensstrategie neu aus und plant, sich von der Ausstrahlung von US-Filmen und -Serien zu lösen. Stattdessen setzt das Medienunternehmen auf lokale Produktionen. Für die Umsetzung dieser Neuausrichtung ist eine Erhöhung der Programminvestitionen um 80 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro im Jahr 2024 vorgesehen. Diese Veränderung könnte allerdings das bereinigte EBITDA spürbar beeinflussen, wobei eine Wertberichtigung von bis zu 250 Millionen Euro im vierten Quartal zu erwarten ist. Zudem sind 90 Millionen Euro Rückstellungen für Verträge geplant.
Finanzielle Auswirkungen und Effizienzprogramm
Die Neuausrichtung wurde vom Markt nicht gut aufgenommen – die Aktie des Konzerns fiel um 8,5 Prozent nach der Ankündigung. Trotz des Rückschlags verspricht ProSiebenSat.1, durch ein Effizienzprogramm eine Stabilität im bereinigten EBITDA zu erreichen. Die Umsatzprognose für das Gesamtjahr liegt leicht unter der anvisierten Zielspanne von 3,95 bis 4,25 Milliarden Euro. Mittelabflüsse in Höhe von 50 Millionen Euro sind für die kommenden zwei Jahre geplant, die allerdings nicht das Ergebnis schmälern sollen.
Das macht die Aktie
Nach der Bekanntgabe der strategischen Neuausrichtung verzeichnete die Aktie einen starken Rückgang. ProSiebenSat.1 kommt somit auch im neuen Index SDAX nicht vorwärts. In den Kleinwerteindex waren sie jüngst aus dem MDAX der mittelgroßen Unternehmen abgestiegen. Am Vormittag verloren die Titel des Medienkonzerns als Indexschusslicht 6,8 Prozent auf 5,72 Euro. Damit ist der deutsche Medientitel sogar der schlechteste Tagesperformer auf dem gesamten nationalen Börsenparkett.
Das sagen die Analysten
Das Analysehaus Warburg Research hat die Einstufung für ProSiebenSat.1 auf „Hold“ mit einem Kursziel von 7,50 Euro belassen. Eine Wertberichtigung der Mediengruppe für das US-Geschäft sei nicht cash-wirksam und mithin nur leicht negativ, schrieb Analyst Jörg Frey in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Höhere Aufwendungen für das Programm dürften aber niedrigere Marktschätzungen nach sich ziehen.
Goldman Sachs hat ProSiebenSat.1 auf „Sell“ mit einem Kursziel von 5,90 Euro belassen. Der Medienkonzern wolle den Anteil von Filmen und Serien aus den USA zugunsten heimischer Formate weiter verringern und rechne für 2024 mit einem Umsatzanstieg sowie einem stagnierenden bereinigten operativen Ergebnis (EBITDA), schrieb Analystin Lisa Yang in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Ihre und die Konsensschätzungen gingen derweil von einem bescheidenen Anstieg der Erlöse, aber einem sieben- beziehungsweise achtprozentigen EBITDA-Wachstum aus (mit Material von dpa-AFX).
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der finanztreff GmbH, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: ProSiebenSat.1 Media.