Die Raiffeisen Bank International (RBI) ist eine der größten Bankengruppen Europas mit großem Engagement in Russland. Nun plant die Bank, sich strategisch aus Russland zurückzuziehen, indem sie einen Anteil von 28 Prozent an dem Bauunternehmen Strabag übernimmt. Die Citigroup sieht in dem Papier nun eine Kaufchance.
Das Russland-Geschäft erwies sich in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 als besonders profitabel. Die RBI konnte einen Gewinn von 2,11 Milliarden Euro verzeichnen, wobei fast die Hälfte dieses Gewinns aus Russland und Weißrussland stammte. Das macht das Geldhaus zur europäischen Bank mit dem größten Engagement in diesen beiden Ländern.
Ausstieg geplant
Nun plant die RBI, das Geschäft in Russland herunterzufahren, indem sie einen Anteil von 28 Prozent an dem Bauunternehmen Strabag übernimmt. Dies geschieht durch den Ankauf von Anteilen, die aktuell im Besitz des russischen Oligarchen Oleg Deripaska sind. Ziel ist es, den russischen Überschuss durch diese Sachdividende an die Muttergesellschaft zu transferieren – ein Unterfangen, das allerdings noch der Zustimmung russischer Behörden bedarf.
Die geplante Transaktion umfasst den Kauf von 28,5 Millionen Strabag-Aktien zu einem Aufschlag von 38 Prozent und ist mit einem Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden Euro veranschlagt. Der Schritt kommt inmitten eines intensiven öffentlichen Drucks und wirtschaftlicher Sanktionen, die sich aus der geopolitischen Lage im Osten Europas ergeben.
Citigroup stuft hoch
Analyst Simon Nellis von der Citigroup geht davon aus, dass die RBI aufgrund der gezahlten Prämie plant, die Anteile langfristig zu halten. Er sieht durch den Deal ein zusätzliches Gewinnpotenzial von 110 Millionen Euro und passte die Prognose für die kommenden Jahre dementsprechend an. Für die Jahre 2025 bis 2026 prognostiziert er nun ein Ertragswachstum von neun Prozent pro Jahr außerhalb Russlands und Weißrusslands.
Das Kursziel erhöhte er von 17,00 Euro auf 21,00 Euro und stufte die Aktie von „Neutral“ auf „Kaufen“. Im Kontrast dazu stehen die mehrheitlichen Expertenmeinungen, welche das Kursziel durchschnittlich bei 19,67 Euro sehen und ein Potenzial von etwa zehn Prozent prognostizieren.
Das macht die Raiffeisen-Bank-Aktie
Die Aktie der Raiffeisen Bank fällt am Donnerstag um rund drei Prozent. In den letzten Tagen reagierte das Papier allerdings mit deutlichen Kurssprüngen und markierte ein neues Jahreshoch bei 18,67 Euro (mit Material von dpa-AFX).