Infolge der zunehmenden Spannungen im Nahen Osten und gezielten Angriffen auf Handelsschiffe durch die Huthi-Rebellen im Jemen, stehen die globalen Handelsrouten vor einer erheblichen Belastungsprobe. Nach Angaben von IMO-Generalsekretär Arsenio Dominguez stellen diese Angriffe ein „erhebliches internationales Problem“ dar. Doch aus diesem Grund profitiert Hapag-Lloyd davon.
Laut Dominguez hat das Problem direkte Auswirkungen auf etwa 15 Prozent des weltweiten Handels, das dieser durch das Rote Meer abgewickelt wird. Als Reaktion darauf haben 18 führende Logistikunternehmen, einschließlich des Branchenführers Maersk, beschlossen, ihre Routen zu ändern und ihre Schiffe stattdessen um das Kap der Guten Hoffnung herum zu leiten. Diese Entscheidung führt unweigerlich zu höheren Kosten und längeren Transportzeiten, was sich besonders auf den Transport von wichtigen Gütern wie Getreide, Erdöl und Flüssigerdgas auswirkt.
Frachtraten explodieren
Als direkte Folge der Routenänderung und der angespannten Sicherheitslage im Roten Meer haben die Spot-Frachtraten auf den wichtigsten Seeverkehrsrouten signifikante Steigerungen erfahren. Jefferies-Analyst Omar Nokta berichtete, dass sich die Frachtraten auf den Asien-Mittelmeer- und Asien-Europa-Linien seit Mitte Dezember verdoppelten und nun bei rund 4.700 US-Dollar je FEU liegen, was die bisherigen operativen Kosten von ca. 2.200 Dollar klar übersteigt.
Das mach die Hapag-Lloyd-Aktie
Die steigenden Frachtraten spiegeln sich auch in der Bewertung europäischer Reedereiaktien wider. Hapag-Lloyd erlebte einen bedeutsamen Kursanstieg um rund 14 Prozent, was den höchsten Wert seit Oktober darstellt. Der Gesamtanstieg der Aktie beträgt somit über 50 Prozent seit Mitte Dezember. Auch die Aktien von Moeller Maersk und MPC Container Ships verzeichneten Zuwächse von jeweils zwei Prozent in Kopenhagen und fünf Prozent in Oslo.
Dennoch bleibt die Skepsis einiger Analysten hinsichtlich der langfristigen Perspektive der Reedereien bestehen. Samuel Bland von JPMorgan hat zwar das Kursziel für die Hapag-Lloyd Aktien von 64 auf 70 Euro erhöht, jedoch die Einstufung jedoch auf "Underweight" belassen. Er merkt an, dass der Aktienkurs in den vergangenen Wochen stärker gewachsen ist, als es die Fundamentaldaten begründen würden. Bland führt aus, dass der Schiffsverkehr durch den Suezkanal stark zurückgegangen ist und diese Reduktion zusammen mit dem Konflikt im Nahen Osten zu einer dramatischen Vervier- bis Verfünffachung der Frachtraten geführt hat (mit Material von dpa-AFX).