Die deutsche Versicherungsbranche hatte im Jahr 2023 mit einem Gewinneinbruch zu kämpfen. In der Schaden- und Unfallversicherung ging der Gewinn um mehr als 50 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zurück. Hauptgrund für diese Entwicklung sind hohe Reparaturkosten für Autos, weshalb die Kfz-Versicherer nochmals an der Preisschraube drehen wollen, mit Folgen für die Versicherer-Aktien.
Einer der Gründe für diese rückläufigen Gewinne sind die stark gestiegenen Kosten für Autoreparaturen. Trotz eines leichten Anstiegs der gesamten Beitragseinnahmen um 0,6 Prozent auf etwa 225 Milliarden Euro wurden die Gewinne besonders durch Defizite in der Kfz-Versicherung belastet. Hier zeigt sich ein beunruhigendes Bild: Für jeden eingenommenen Euro mussten die Versicherer 1,10 Euro für Schäden und Leistungen ausgeben.
Höhere Prämieneinnahmen erwartet
Aufgrund der hohen Reparaturkosten sehen sich die Kfz-Versicherer zu einer weiteren Beitragserhöhung um etwa zehn Prozent veranlasst. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gibt sich daher optimistisch und prognostiziert für das Jahr 2024 höhere Prämieneinnahmen. Die Experten des Verbands gehen davon aus, dass die Beitragseinnahmen insgesamt um 3,8 Prozent steigen werden, getrieben durch das Schaden- und Unfallgeschäft, das ein Plus von 7,7 Prozent verzeichnen könnte.
Naturkatstrophen verursachen Millionenschäden
Die hohen Schadensummen, verstärkt durch Ereignisse wie das Weihnachtshochwasser mit Kosten von rund 200 Millionen Euro, setzen die Versicherer weiter unter Druck. Speziell im Blickpunkt steht dabei ebenfalls der Bereich der Kfz-Versicherungen, wo die Ausgaben von 2,9 Milliarden Euro die Prämieneinnahmen überstiegen.
Verbandspräsident verteidigt Prämienerhöhungen
GDV-Präsident Norbert Rollinger betont die Notwendigkeit von Prämienerhöhungen nicht nur in der Kfz-Versicherung, sondern auch in der Gebäudeversicherung. Um künftige Schäden zu minimieren, fordert der GDV stärkere Maßnahmen zur Risikoprävention wie einen Baustopp in Überschwemmungsgebieten und strengere Bauvorschriften. Zudem wird ein verpflichtendes Angebot einer Elementarschaden-Deckung durch Versicherer mit Opt-out-Möglichkeit angemahnt.
Das machen die Versicherer-Aktie
Für die Papiere der Allianz geht es am Donnerstag um rund 0,9 Prozent nach unten, während die Talanx-Aktie um 0,6 Prozent zulegte und Munich-Re-Papiere auf der Stelle treten. Der Münchner DAX-Konzern würde von steigenden Prämien im Rückversicherungsgeschäft, die Erstversicherer wie die Allianz oder AXA entrichten müssen, profitieren. Sollten die Zinsen jedoch sinken, würde es die Gewinne der gesamten Versicherungsbranche schmälern (mit Material von dpa-AFX).
von Jan-Paul Fóri
Hinweis auf Interessenkonflikte
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