Für die Renault-Aktie geht es an der Euronext in Paris zum Wochenauftakt stark nach oben. Grund für die Kursgewinne beim französischen Autobauer sind Spekulationen, wonach der Autobauer Stellantis am kleineren Konkurrenten interessiert sein könnte. Finanztreff.de beleuchtete die Gerüchte sowie die Kursentwicklung beider Auto-Aktien.
Renault hat sich vor Kurzem dazu entschieden, den Börsengang seiner Elektroautosparte Ampere zu verschieben, um strategische Neuausrichtungen vorzunehmen und Kosten zu senken. Dieser Schritt, der angesichts der aktuellen Marktsituation erfolgt, soll die Position des Unternehmens im Wettbewerb um Elektromobilität stärken und gleichzeitig die Interessen der Aktionäre schützen. Allerdings löste der Rückzieher auch neue Spekulationen um eine mögliche Übernahme durch Stellantis aus.
Zeitungsbericht bringt den Stein ins Rollen
Die Gerüchte wurden durch einen Bericht in der italienischen Zeitung „Il Messaggero“ entfacht, der behauptet, Frankreich erwäge einen Zusammenschluss der beiden Giganten der Automobilindustrie, um eine stärkere Position gegenüber Konkurrenten aus China und Deutschland zu schaffen. Stellantis wies diese Spekulationen als „unbegründet“ zurück, während Analysten von Equita auf die kartellrechtlichen und sozialen Herausforderungen eines solchen Vorhabens hinwiesen, insbesondere angesichts der starken Marktüberschneidung in Frankreich.
Darum ist eine Übernahme oder Fusion unwahrscheinlich
Finanztreff.de stuft eine mögliche Übernahme von Renault durch Stellantis oder eine Fusion beider Unternehmen aktuell als unwahrscheinlich ein. Dafür gibt es neben dem Dementi von Stellantis folgende Gründe: Der Stellantis-Chef Carlos Tavares zeichnete jüngst ein bedrohliches Bild der Autoindustrie, insbesondere im Hinblick auf den Expansionskurs bei Elektroautos.
Seine Prognosen lassen erahnen, dass auf die Branche eine Phase der harten Konsolidierung zukommt, in der nicht alle Akteure überleben werden. „Der Ansturm auf erschwinglichere Elektroautos wird in einem ‚Blutbad‘ enden“, warnte Tavares in einem kürzlich geführten Interview mit der Washington Post. Zudem sieht er den Konkurrenten Renault als akut gefährdet.
Tavares machte zudem kein Geheimnis daraus, dass er Renault genau beobachtet, allerdings nicht in der Absicht, sich direkt einzumischen. „Es ist meine Aufgabe, die Augen offen zu halten. Es ist meine Aufgabe, zu verstehen, wie die Branche diesen Übergang überleben wird. Es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass mein Unternehmen zu den Gewinnern gehören wird“, betonte Tavares. Auf den zurückgezogenen Börsengang für Renaults Elektroautogeschäft Ampere reagierend, hinterfragte er die langfristige Strategie des Konkurrenten, besonders in Bezug auf die Konkurrenzfähigkeit mit Größen wie Tesla und BYD.
Nicht ohne eine gewisse Ironie kommentierte er überdies die Zusammenarbeit von Renault mit chinesischen Partnern und den Verkauf ihres Anteils an Nissan, was Renaults strategische Eigenständigkeit weiter infrage stellt. „Wir werden sehen, wie sich die Sache entwickeln wird, auch in den Augen der französischen Regierung“, sagte Tavares, „Ich habe kein besonderes Interesse an diesem Unternehmen, ich beobachte nur, dass sie eine andere Strategie verfolgen.“
Das machen die Aktien von Renault und Stellantis
Während die Renault-Aktie am Morgen mit einem Kurssprung von vier Prozent in den Handel startete, ging es für die Stellantis-Aktie um knapp ein Prozent nach unten. Allerdings büßte die Renault-Aktie schnell einen Großteil der anfänglichen Kursgewinne ein und notierte zuletzt nur noch rund ein Prozent fester.
von Jan-Paul Fóri