Der Triebwerkshersteller MTU Aero Engines verzeichnete zum ersten Mal in seiner 90-jährigen Geschichte einen Jahresverlust. Die Ursache liegt in einer kostenintensiven Rückrufaktion von Hunderten Turbinen. Der Ausblick sorgt bei den Anlegern ebenfalls für wenig Freude.
Nachdem im Vorjahr noch ein Jahresgewinn von 333 Millionen Euro erzielt wurde, stand nun ein Verlust von 97 Millionen Euro zu Buche. Dieser finanzielle Rückschlag resultierte aus einer kostspieligen Rückrufaktion von Hunderten Pratt-&-Whitney-Turbinen, die in Airbus-A320neo-Jets eingebaut sind, wegen eines Fehlers in einem speziellen Metallpulver. Fast alle bislang ausgelieferten Getriebefan-Triebwerke müssen einer vorzeitigen Inspektion unterzogen werden, was bedeutet, dass im ersten Halbjahr 2024 weltweit zwischen 600 und 650 Airbus-Jets temporär außer Betrieb sein werden.
Die Sonderkosten für diese Rückrufaktion zwangen MTU, rund eine Milliarde Euro für Reparaturen und Entschädigungen zurückzulegen, was das bereinigte EBIT auf 818 Millionen Euro drückte – ein Wert, der ohne die Rückrufkosten Rekordzahlen übertroffen hätte. Der Auftragsbestand beläuft sich Ende 2023 auf 24,4 Milliarden Euro und wuchs damit um 2,1 Milliarden Euro.
Dividende
Der um die Rückrufaktion bereinigte Umsatz stieg um 19 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sogar um 25 Prozent auf 818 Millionen Euro. Angepeilt hatte MTU zuletzt zwischen 6,1 und 6,3 Milliarden Euro Umsatz und ein EBIT von etwas mehr als 800 Millionen Euro.
Die Dividende wurde auf zwei Euro je Aktie gesenkt, verglichen mit 3,20 Euro im Vorjahr. In den nächsten drei Jahren sei „die Möglichkeit zur Zahlung von Dividenden auf dem bisherigen Niveau“ eingeschränkt, teilte MTU mit.
Ausblick
Trotz der finanziellen Einbußen bleibt das Unternehmen optimistisch und erwartet für das laufende Jahr ein Umsatzwachstum zwischen 7,3 und 7,5 Milliarden Euro. Bis 2025 sollen acht Milliarden Euro Umsatz und ein operatives Ergebnis (EBIT) von einer Milliarde Euro zu Buche stehen. Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite (EBIT-Marge) soll bei mehr als zwölf Prozent liegen, 2023 lag die Marge bei 12,9 Prozent. Der operative Mittelzufluss (Free Cash Flow), der 2023 noch auf 352 (326) Millionen Euro gestiegen war, werde in diesem Jahr auf einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag schrumpfen.
Analystenbewertung
JPMorgan-Analyst David Perry hat die Aktie mit einer „Overweight“-Bewertung und einem Kursziel von 280 Euro versehen. Die Ergebnisse hätten weitgehend den Markterwartungen entsprochen und MTU Aero Engines zeigte sich optimistisch hinsichtlich der zukünftigen Geschäftsentwicklung. Trotz eines etwas enttäuschenden Nettoergebnisses empfiehlt Perry, dies nicht überzubewerten.
Das macht die MTU-Aero-Engines-Aktie
Die MTU-Aktie fällt um rund ein Prozent. Am Vortag hatte der Wert noch von Gerüchten um Airbus profitiert (mit Material von dpa-AFX).
von Sarina Rosenbusch