Der britische Ölkonzern Shell hat seine mittelfristigen Klimaziele am Donnerstag zum Teil gekappt. Die Bestrebungen, bis 2050 ein Netto-Null-Unternehmen zu werden, bleiben aber bestehen. Die Aktie zeigt sich davon unbeeindruckt, dennoch zieht die Entscheidung massive Kritik mit sich.
Der Öl- und Gas-Riese gab am Donnerstag bekannt, dass er seine Zielvorgaben zur Verringerung der Nettokohlenstoffintensität bei der Nutzung seiner Produkte bis 2030 auf 15 bis 20 Prozent reduziert hat, gegenüber dem ursprünglichen Ziel von 20 Prozent. Zusätzlich wurde das Ziel, die Emissionen bis 2035 um 45 Prozent zu senken, aufgegeben. Die Begründung für diese Revisionen zielt auf die „Unsicherheit hinsichtlich des Tempos der Veränderungen bei der Energiewende“ ab. Die Berechnungen beruhen dabei auf den Emissionswerten des Jahres 2016 als Basis.
Laut Aussage von Shell-CEO Wael Sawan führte die strategische Neuausrichtung des Energiegeschäfts des Unternehmens zu einer Spezialisierung auf ausgewählte Märkte und Sektoren, was insgesamt zu einem eher gedämpften Wachstum im Stromverkauf führen werde. Dies habe eine Anpassung der Netto-CO2-Intensität nötig gemacht.
Trotz der Neuausrichtung unterstrich Shell erneut sein leidenschaftliches Engagement, bis 2050 ein Netto-Null-Unternehmen zu werden. Darüber hinaus kündigte Shell an, zwischen 2023 und 2025 etwa 10 bis 15 Milliarden US-Dollar in nicht näher spezifizierte Projekte zur Senkung des Kohlenstofffußabdrucks zu investieren.
Konkurrenz und Kritik
Der britische Konkurrent BP hatte seinen Plan zur Emissionsreduktion bis Ende des Jahrzehnts auf 20 bis 30 Prozent gegenüber einem früheren Ziel von 35 bis 40 Prozent ebenfalls revidiert und gleichzeitig sein Engagement für das Ziel, bis 2050 ein Netto-Null-Unternehmen zu werden, bekräftigt. BP erklärte, um die weltweite Nachfrage nach Energie zu decken, müsse weiterhin in Öl und Gas investiert werden.
Mark van Baal, Gründer der aktivistischen Aktionärsgruppe Follow This, kritisierte Shell scharf und sagte, mit diesem strategischen Rückzug würden die Ziele des Pariser Abkommens gefährdet. Er sieht hierin eine klare Absicht Shells, so lange wie möglich im Bereich der fossilen Brennstoffe zu verbleiben, was nicht nur die Weltwirtschaft durch eine Verschärfung der Klimakrise bedrohe, sondern auch das langfristige Überleben des Unternehmens durch politische Eingriffe und die Kosten des Klimawandels.
Das macht die Shell-Aktie
Die Shell-Aktie steigt um 0,8 Prozent (mit Material von dpa-AFX).
von Sarina Rosenbusch