Der DAX ist erneut auf dem Weg, seinen kürzlich erreichten Höchststand zu überbieten. Zum Handelsstart wird das Börsenbarometer rund 0,1 Prozent höher bei 18.276 Punkte erwartet. Damit nähert sich der deutsche Leitindex wieder dem Rekord von 18.285 Punkten, den er zum Wochenauftakt erreicht hat. Folgende Themen könnten zudem die Kurse beeinflussen.
1. Schwache Vorgaben aus den USA
Zum Start in die Woche verzeichneten die US-Aktienmärkte leichte Kursverluste. Der Dow Jones gab um 0,41 Prozent auf 39.313 Punkte nach, der S&P 500 sank um 0,31 Prozent auf 5.218 Zähler und der Nasdaq 100 schloss mit einem Minus von 0,34 Prozent bei 18.277 Punkten. Die Anleger richteten ihr Augenmerk auf bevorstehende Konjunkturdaten, während diverse Unternehmensnachrichten zusätzliche Aufmerksamkeit auf sich zogen.
Im Brennpunkt stand die Luftfahrtbranche, mit dem kriselnden Flugzeugbauer Boeing, der einen bevorstehenden Wechsel an der Unternehmensspitze ankündigte. Boeing-Aktien gewannen daraufhin 1,4 Prozent. United Airlines, im Gespräch mit der US-Flugaufsichtsbehörde FAA über restriktive Maßnahmen, verzeichnete einen Rückgang um 3,4 Prozent.
In der Technologiebranche sorgte die Nachricht, dass die USA Exportverbote für Mikroprozessoren und Server nach China in Erwägung ziehen, für Bewegung bei den Wertpapieren von AMD und Intel, die anfangs deutliche Verluste hinnehmen mussten, diese jedoch im weiteren Verlauf des Handelstages etwas eingrenzen konnten.
Walt Disney zeichnete sich durch einen positiven Analystenkommentar aus und führte den Dow mit einem Plus von drei Prozent an. Die Nachricht, dass der saudische Investor Ayar Third seinen Anteil am Hersteller von Elektroautos Lucid um eine Milliarde US-Dollar aufstocken will, ließ die Lucid-Aktien um 5,4 Prozent ansteigen.
Einen besonders starken Kursanstieg erlebte die Aktie von Reddit, die nach ihrem Börsengang um 30 Prozent auf knapp 60 US-Dollar hochschnellte, nachdem die Aktien am Donnerstag zu einem Preis von 34 Dollar angeboten wurden.
2. Durchwachsene Vorgaben aus Asien
Am Dienstag setzte sich der KOSPI-Index aus Südkorea mit einem Sprung von 1,3 Prozent an die Spitze der asiatischen Aktienmärkte und erreichte dabei ein 2-Jahres-Hoch. Hauptverantwortlich für diesen Erfolg waren Gewinne bei Schwergewichten aus der Chipbranche. Insbesondere der Speicherchiphersteller SK Hynix verzeichnete mit einem Anstieg von 5,2 Prozent auf ein Rekordhoch von 178.200 Won die stärksten Zuwächse und trieb damit den KOSPI deutlich nach oben. Diese Entwicklung spiegelt den zunehmenden Optimismus bezüglich der Rolle des Unternehmens im künstlichen Intelligenzsektor wider. Der Anstieg folgte ähnlichen Gewinnen des US-Pendants Micron Technology, welches aufgrund der Erwartung, dass Hersteller fortschrittlicher Speicherchips eine stark gestiegene Nachfrage nach High-Bandwidth-Memory (HBM)-Chips durch die Entwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenz sehen werden, einen Zuwachs verbuchte. Aktuell ist SK Hynix als einziger Produzent der fortschrittlichsten HBM-Chips auf dem Markt positioniert. Ebenfalls im Plus, mit einem Anstieg von 1,9 Prozent, war der südkoreanische Mitbewerber Samsung Electronics.
Während der KOSPI hervorstach, zeigten die meisten anderen asiatischen Börsen am Dienstag eine geringe Dynamik. Das bevorstehende Osterwochenende trug ebenfalls dazu bei, dass das Handelsvolumen geringer ausfiel. Der japanische Nikkei 225 fiel leicht um 0,1 Prozent, da das anhaltende Hoch des Indexes nun zunehmend unter Druck geriet, insbesondere im Hinblick auf anhaltend hohe Inflationsdaten, welche die Erwartungen an eine straffere Geldpolitik der Bank von Japan erhöhten. Die nächste wichtige Datenbekanntgabe, zur Inflation in Tokio, wird in dieser Woche erwartet und dürfte weitere Hinweise liefern. Die chinesischen Indizes CSI 300 und Shanghai Composite zeigten sich nahezu unverändert beziehungsweise leicht negativ, während einige technologische Werte dem Hang Seng in Hongkong zu einem Plus von 0,4 Prozent verhalfen. Eine weitere Erholungsrally der chinesischen Aktien scheint damit an Schwung zu verlieren, getrieben von anhaltenden Bedenken bezüglich des verlangsamten Wirtschaftswachstums im Land.
3. Ölpreise ziehen an
Die Ölpreise verzeichneten im asiatischen Handel am Dienstag einen leichten Anstieg, angetrieben durch die Erwartung einer Verknappung der Versorgung, die durch weitere Förderkürzungen in Russland verstärkt wurde. Die Aussicht auf eine straffere Versorgungslage im Rohölmarkt brachte die Ölpreise nahe an die vor vier Monaten erreichten Höchststände. Brent-Futures für Mai stiegen um 0,2 Prozent auf 86,88 US-Dollar je Barrel, während die Futures auf West Texas Intermediate ebenfalls um 0,2 Prozent auf 82,13 US-Dollar je Barrel kletterten. Neben den Spekulationen über ein strafferes Angebot profitierten die Ölpreise auch von einer gewissen Schwäche des US-Dollars, da sich die Anleger vor weiteren Daten zur Inflation und zu Zinssätzen, die in dieser Woche erwartet werden, bedeckt hielten.
4. Konjunkturdaten
Im Blickpunkt der Anleger steht heute eine Reihe wichtiger Konjunkturdaten, die entscheidende Hinweise auf die aktuelle wirtschaftliche Lage liefern könnten. Den Anfang machen in Deutschland die Konsumforschungsinstitute GfK und NIM mit ihrer monatlichen Studie zum Konsumklima. Zudem wird das GfK-Verbrauchervertrauen für April 2024 vorgestellt, welches wichtige Aufschlüsse über die Stimmungslage der deutschen Verbraucher geben dürfte.
Internationale Aufmerksamkeit ziehen am Nachmittag dann die Daten aus den USA auf sich: Um 13:30 Uhr steht der vorläufige Auftragseingang langlebiger Güter für Februar 2024 an, gefolgt vom FHFA-Hauspreisindex für Januar 2024. Derartige Daten sind von großer Bedeutung, da sie Aufschluss über die Gesundheit der US-amerikanischen Wirtschaft und den Zustand des Immobilienmarktes geben können. Weiterhin richtet sich das Augenmerk der Anleger um 15:00 Uhr auf das US-Verbrauchervertrauen für März 2024 sowie auf den Richmond Fed Herstellerindex für denselben Monat. Diese Zahlen können wichtige Indikatoren für die allgemeine wirtschaftliche Stimmung und die industrielle Aktivität in den USA sein.
Für die Devisenmärkte dürfte zudem die Zinsentscheidung der ungarischen Zentralbank um 14:00 Uhr von Bedeutung sein. Die Entscheidung dürfte insbesondere das Währungspaar Euro/Forint beeinflussen.
5. Unternehmensnews und Termine
Siemens bekräftigt Jahresziele und sendet positive Signale
Der Technologie-Riese Siemens steht nach einer bekräftigten positiven Prognose durch den Finanzvorstand Ralf Thomas vom Vorabend in besonderem Fokus. Die Wiederholung der erwarteten Umsatz- und Gewinnerzielung für das Geschäftsjahr könnte Vertrauen in den Markt bringen und potenziell den Aktienkurs antreiben. Insbesondere die angekündigte Spanne für das bereinigte Ergebnis je Aktie, das von 9,93 Euro auf zwischen 10,40 und 11,00 Euro klettern soll, verspricht Stabilität und Wachstum.
KWS Saat verkauft südamerikanisches Maisgeschäft
Auch der Kurs von KWS Saat könnte aufgrund der Nachricht des Verkaufs des südamerikanischen Maisgeschäfts beeinflusst werden. Die Entscheidung, diese Geschäftseinheit zu veräußern, könnte als strategischer Schritt gesehen werden, die Bilanz zu stärken und sich auf profitablere Bereiche zu konzentrieren. Der erwähnte mittlere dreistellige Millionen-Euro-Betrag könnte die finanzielle Position des Unternehmens kurzfristig festigen und dadurch einen positiven Effekt auf den Aktienkurs haben.
Aktienverkäufe durch Führungskräfte bei Fuchs Petrolub
Bei Fuchs Petrolub sorgt der Verkauf von Unternehmensaktien durch den CEO Stefan Fuchs und ein Vorstandsmitglied für Aufmerksamkeit. Solche Insidertransaktionen werden von den Anlegern oft genau beobachtet, da sie Rückschlüsse auf die Einschätzungen der Unternehmenszukunft durch die eigenen Führungskräfte zulassen. Obwohl solche Verkäufe viele Gründe haben können, könnten sie kurzfristig zur Verunsicherung unter den Investoren führen und sich auf den Aktienkurs auswirken.
Termine mit potenzieller Relevanz für den Aktienmarkt
Außerdem stehen diverse Unternehmensereignisse an, die zusätzliche Impulse liefern könnten. Von den Jahreszahlen für Hornbach über Wacker Neuson bis hin zu CTS Eventim stehen diverse Geschäftsberichte auf dem Programm, deren Inhalte und Ausblicke Investitionsentscheidungen beeinflussen könnten. Positive oder negative Überraschungen in diesen Berichten könnten zu entsprechenden Kursreaktionen führen. In den USA steht derweil der Investor Day bei Adobe auf der Agenda (mit Material von dpa-AFX).
von Jan-Paul Fóri