Spekulationen in puncto einer eher strengen Geldpolitik in den USA haben den Euro am Donnerstag belastet. Die Gemeinschaftswährung erreichte mit 1,0775 Dollar den tiefsten Stand seit Ende Februar und notierte zuletzt bei 1,0813 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt am Mittwochnachmittag auf 1,0816 Dollar festgesetzt.
Auslöser der Spekulationen waren Äußerungen des US-Notenbank-Direktors Christopher Waller. Dieser sagte, es bestehe keine Eile, die Leitzinsen zu senken. Waller betonte, die jüngsten Wirtschaftsdaten rechtfertigten einen Aufschub oder eine Verringerung der Zahl der Zinssenkungen in diesem Jahr.
Waller nannte die jüngsten Zahlen zur Teuerung „enttäuschend“ und sagte, er wolle „mindestens ein paar Monate mit besseren Inflationsdaten“ abwarten, bevor die Fed die Zinsen senkt. Der Notenbankdirektor verwies auf die starke Wirtschaft und robuste Neueinstellungen als weitere Gründe dafür, dass die Fed noch abwarten könne, um mehr Vertrauen in eine nachhaltige Senkung der Inflation zu gewinnen. Angestrebt wird eine Teuerung von zwei Prozent.
Wirtschaftsnachrichten aus dem Euroraum lieferten indessen kaum Impulse. Die Geldmenge im Währungsraum war im Februar etwas deutlicher gestiegen. In Italien ist die Stimmung der Unternehmen und der Verbraucher im März auseinandergedriftet. Während das Konsumklima fiel, stieg das Unternehmensvertrauen.
Konjunkturdaten aus den USA
Die US-Wirtschaft ist zum Jahresende hin etwas stärker gewachsen als bisher bekannt. Im vierten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal um annualisiert 3,4 Prozent, wie das Handelsministerium am Donnerstag in Washington auf Basis einer dritten Schätzung mitteilte. Nach bisherigen Zahlen hatte das Wachstum nur 3,2 Prozent betragen. Analysten hatten im Schnitt eine Bestätigung des vorläufigen Resultats erwartet. Das Wachstum folgt auf ein kräftiges Plus von 4,9 Prozent im dritten Quartal.
Die Entwicklung im Schlussquartal stand auf breitem Fundament: Sowohl die Konsumausgaben der privaten Haushalte als auch die Investitionen der Unternehmen trugen dazu bei. Die Staatsausgaben und der Export stiegen ebenfalls, wohingegen die Lagerhaltung der Unternehmen das Gesamtergebnis belastet.
US-Wachstumszahlen werden annualisiert, also auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das Tempo ein Jahr lang anhielte. In Europa wird auf diese Vorgehensweise verzichtet, weshalb die Zahlen nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Um auf eine mit Europa vergleichbare Wachstumsrate zu kommen, müsste man die US-Rate durch vier teilen (mit Material von dpa-AFX).
von Lukas Meyer