Die Erholung am deutschen Aktienmarkt dürfte sich zur Wochenmitte fortsetzen. Der DAX wird zum Handelsbeginn rund 0,5 Prozent stärker bei 18.227 Punkte taxiert. Aus charttechnischer Sicht dürfte der deutsche Leitindex damit seine Stabilisierung oberhalb der 18.000-Punkt-Marke fortsetzen. Folgende Themen stehen zudem im Fokus:
1. Kursgewinne an der Wall Street
An den US-Börsen herrschte am Dienstag eine positive Atmosphäre, die durch die Hoffnung auf überzeugende Quartalsergebnisse großer Technologieunternehmen geprägt war. Nach einem schwachen April richtet sich nun alle Aufmerksamkeit auf die laufende Berichtssaison. Herausragend in dieser Woche ist die Bekanntgabe von Ergebnissen, die mit einer Gewichtung von 40 Prozent einen erheblichen Teil des S&P 500 ausmachen. Der Dow Jones verzeichnete vor diesem Hintergrund mit einem Anstieg um 0,69 Prozent auf 38.503 Punkte den vierten Gewinntag in Folge. Diese Entwicklung deutet auf ein wachsendes Vertrauen der Anleger in die Erholungsfähigkeit des Marktes hin, trotz der geopolitischen Sorgen und der möglichen erneuten Zinspause.
2. Gute Vorgaben aus Asien
Am Mittwoch erlebten die asiatischen Aktienmärkte mehrheitlich einen Aufschwung, angeführt von einem beeindruckenden Anstieg des Nikkei 225 in Japan kurz vor Handelsschluss um etwa 2,2 Prozent. Während der CSI 300, der die wichtigsten Aktienwerte an den chinesischen Festlandbörsen abbildet, unverändert blieb, konnte der Hang Seng in Hongkong eine deutliche Erholung mit einem Zuwachs von 1,7 Prozent verbuchen. Positive Signale aus den USA, speziell eine optimistische Tendenz bei den Technologiewerten, trugen maßgeblich zu den Gewinnen in Asien bei.
3. Ölpreise steigen nach Lagerdaten
Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni stieg am Mittwochmorgen um 16 Cent auf 88,58 US-Dollar, während die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) um 17 Cent auf 83,53 US-Dollar pro Fass zulegte. Zurückzuführen ist die positive Entwicklung vor allem auf die jüngsten Lagerdaten aus den USA. Das American Petroleum Institute (API) vermeldete einen Rückgang der Ölvorräte, was Hoffnungen weckt, dass die offiziellen Zahlen der US-Regierung, die noch ausstehen, diesen Trend bestätigen könnten. Seit Jahresbeginn verzeichnen die Ölpreise damit einen Anstieg von etwa 15 Prozent, getrieben durch eine Kombination aus geopolitischen Risiken, einem knappen Angebot von den großen Förderstaaten sowie einer anziehenden Konjunktur in China und Europa. Allerdings bleibt die Aufwertung des US-Dollars ein Faktor, der die Nachfrage wechselkursbedingt dämpft und somit die Preiserholung am Ölmarkt begrenzt.
4. Konjunkturdaten
Folgende wichtige Konjunkturdaten stehen heute auf der Agenda:
10:00 DEU: Ifo-Geschäftsklima 4/24
10:00 ITA: Verbrauchervertrauen 4/24
10:00 ITA: Produzentenvertrauen 4/24
14:30 USA: Auftragseingang langlebige Güter 3/24 (vorläufig)
16:30 USA: EIA-Ölbericht (Woche)
5. Unternehmensnews
Am deutschen Aktienmarkt stehen heute zwei Unternehmen besonders im Rampenlicht: die Deutsche Börse und Evotec. Während die Deutsche Börse die Analysten mit ihren jüngsten Geschäftszahlen positiv überraschen konnte, zeichnet sich für die Evotec ein deutlich weniger optimistisches Bild ab. Die Deutsche Börse berichtete gestern über ein operatives Ergebnis, das die Erwartungen dank gesteigerter Erträge und verbesserter Kostenkontrolle übertraf. Dies führte zu einer positiven Erstreaktion von Analyst Oliver Carruthers von Goldman Sachs und einer optimistischen Stimmung im vorbörslichen Handel. Nicht zuletzt rückt damit das bisherige Rekordhoch von 194,55 Euro in greifbare Nähe.
Im Gegensatz dazu steht Evotec vor Herausforderungen. Die Firma erwartet im vorbörslichen Handel deutliche Kursverluste und hat ihren Ausblick für das Gesamtjahr vorsichtiger als bisher formuliert. Mit Umsatz und operativem Ergebnis, die voraussichtlich unter den Markterwartungen liegen, bleibt die mittelfristige Prognose bis nach dem ersten Halbjahr unbestätigt. Der unerwartete Abgang des bisherigen CEOs trübte zusätzlich die Stimmung, obwohl bereits ein Nachfolger gefunden wurde. Die negative Tendenz scheint derzeit die positiven Nachrichten zu überwiegen (mit Material von dpa-AFX).
von Jan-Paul Fóri