Am „Super-Mittwoch“ zeichnet sich am deutschen Aktienmarkt ein leichter Aufwärtstrend ab. Der DAX wird zu Handelsbeginn dank starker Kursentwicklungen bei SAP rund 0,4 Prozent höher bei 18.450 Punkte erwartet. Insgesamt warten Anleger jedoch gespannt auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank am Abend. Zudem könnten diese Themen die Kurse beeinflussen:
1. Apple triebt US-Börsen an
Trotz bevorstehender Inflationsdaten und der US-Leitzinsentscheidung erreichten die Nasdaq-Börse und der S&P 500 am Dienstag neue Bestmarken. Der Nasdaq 100 stieg um 0,71 Prozent auf 19.210 Punkte, wobei Apple durch eine überzeugende KI-Strategie als Stimmungsaufheller fungierte. Der S&P 500 legte um 0,27 Prozent zu und schloss bei 5.375 Punkten. Der Dow Jones verringerte zwar sein anfängliches Minus, schloss jedoch mit einem Rückgang von 0,31 Prozent bei 38.747 Punkten. Parallel dazu gaben die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen deutlich nach.
2. Schwache Vorgaben aus Asien
Die wichtigsten Aktienmärkte in Asien haben am Mittwoch Verluste verzeichnet, während Anleger gespannt auf Zinssignale aus den USA warteten, die am Mittwochabend mitteleuropäischer Zeit erwartet werden. Der japanische Leitindex Nikkei 225 fiel kurz vor Handelsende um 0,6 Prozent. Der technologielastige Hang Seng sank um knapp 1,5 Prozent, und der CSI 300 mit den bedeutendsten Werten der chinesischen Festlandbörsen ging im späten Handel um 0,1 Prozent zurück. Die Verbraucherpreise in China sind im Mai auf Jahressicht leicht gestiegen. Trotz der positiven Entwicklung nach der Deflation zwischen Herbst letzten Jahres und Januar hat der Preisanstieg die Stimmung jedoch nicht wesentlich erhellt.
3. Ölpreise fester
Die Ölpreise setzten ihren Aufwärtstrend am Morgen fort und notierten höher, unterstützt durch positive Lagerdaten. Die Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostet derzeit 82,36 US-Dollar pro Barrel, was einem Anstieg von 44 Cent gegenüber dem Vortag entspricht. Die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Juli stieg um 54 Cent auf 78,44 US-Dollar pro Barrel. Diese jüngsten Zuwächse haben die Verluste von Anfang Juni ausgeglichen. Marktteilnehmer reagieren auf die Veröffentlichung der US-Lagerdaten, die einen Rückgang der landesweiten Ölvorräte zeigten. Die wöchentlichen Daten der Regierung werden heute Nachmittag erwartet. Initialer Druck entstand durch die Opec+-Entscheidung, die Produktionsbremsen ab Herbst schrittweise zu lockern.
4. Konjunkturdaten & Termine
Folgende Termine und Konjunkturdaten stehen heute auf der Agenda:
01:50 JPN: Erzeugerpreise 5/24
03:30 CHN: Erzeugerpreise 5/24
03:30 CHN: Verbraucherpreise 5/24
08:00 DEU: Verbraucherpreise 5/24 (endgültig)
14:30 USA: Verbraucherpreise 5/24
14:30 USA: Realeinkommen 5/24
16:30 USA: EIA Ölbericht
20:00 USA: FOMC Zinsentscheid (20.30 h Pk mit Notenbankchef Jerome Powell)
5. Unternehmensnews
Am „Super-Mittwoch“ zeigt sich nicht nur der Gesamtmarkt, sondern auch einzelne Aktienwerte mit spannenden Entwicklungen. Die Aktien von SAP stehen im Fokus der Investoren, nachdem der Konkurrent Oracle Quartalszahlen vorgelegt hat. Oracle verfehlte die Umsatzerwartungen der Analysten im vierten Geschäftsquartal, zeigte jedoch ein starkes Wachstum im Bereich Cloud-Datencenter (IaaS) mit einem Plus von 42 Prozent. Diese Nachrichten haben die SAP-Aktien im vorbörslichen Handel auf Tradegate um ein Prozent ansteigen lassen, da Investoren positive Rückschlüsse auf den Markt für Unternehmenssoftware ziehen.
Der Wirkstoffforscher Evotec verzeichnet ebenfalls positive Kursbewegungen. Fortschritte in der Neurologie-Partnerschaft mit dem US-Pharmakonzern Bristol Myers Squibb führten zu einer Meilensteinzahlung von 20 Millionen US-Dollar an Evotec. Diese Entwicklung ließ die Evotec-Titel auf Tradegate um zwei Prozent steigen und zeigt das Vertrauen der Anleger in die Erfolgsbilanz des Unternehmens bei der Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente.
Der Industriedienstleister Bilfinger sieht solide aus, nachdem das Unternehmen infolge der Übernahme von Teilen des Industriedienstleisters Stork seine Umsatzziele für das laufende Jahr nach oben angepasst hat. Vom Erlös sollen nun 4,8 bis 5,2 Prozent als operatives Ergebnis (Ebita-Marge) hängen bleiben, während zuvor mindestens 4,9 Prozent erwartet wurden. Diese Anpassung hat zu einem Kursanstieg der Bilfinger-Papiere auf Tradegate um ein Prozent geführt.
In der Defensive zeigt sich der Autozulieferer Stabilus, dessen Titel um 7,8 Prozent gefallen sind. Grund hierfür sind gesenkte Finanzziele für das laufende Geschäftsjahr, da das aktuell laufende dritte Geschäftsquartal schwächer als erwartet verlaufen ist. Auch für das vierte Quartal erwartet der Vorstand keine Besserung, was von Bernstein-Analyst Stephen Reitman als „klare Enttäuschung“ bezeichnet wurde.
Darüber hinaus notieren mehrere Unternehmen an diesem Mittwoch mit Dividendenabschlägen, was dazu führt, dass ihre Kurse vorwiegend optisch im Minus stehen werden. Betroffen sind unter anderem die Aktien von Bechtle, Porsche SE, Ströer, SAF-Holland und Süss Microtec (mit Material von dpa-AFX).
von Jan-Paul Fóri