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Wochenausblick: DAX vor unruhigen Zeiten

Wochenausblick: DAX vor unruhigen Zeiten

23.6.2024 07:40:00 | Quelle: finanztreff.de | Lesedauer etwa 4 min.

DAX und Co könnten es in der letzten Juni-Woche schwerhaben, ihre negative Monatsbilanz noch einmal aufzuhübschen. In die Quere kommen könnte dem deutschen Aktienmarkt vor allem die Angst der Anleger vor den Folgen eines politischen Rechtsrucks in Frankreich. Die Nervosität an den Börsen ist gewachsen. 

Vor dem Wochenende musste der DAX einen Abschlag von einem halben Prozent auf 18.163 Punkte hinnehmen. Politische wie geldpolitische Unsicherheiten prägten das Bild. Die Folgen des großen Verfalls an den Terminbörsen hielten sich derweil in Grenzen. Das Wochenplus für den DAX beläuft sich auf 0,9 Prozent, die Juni-Bilanz ist jedoch rot. 

Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen verlor am letzten Handelstag der Woche 1,6 Prozent auf 25.296 Zähler. Für den Nebenwerte-Index SDAX , der an diesem Freitag sein 25-jähriges Jubiläum hat, ging es um 0,9 Prozent nach unten auf etwa 14.473 Punkte.

"Die in dieser Woche vermeintlich gestiegene Risikobereitschaft hat eher technische Ursachen, als dass fundamentale Verbesserungen dafür verantwortlich sind", sagte der Analyst Pierre Veyret vom Broker Activtrades. Es habe zum Beispiel Eindeckungen durch Spekulanten gegeben, die auf fallende Kurse gesetzt hätten. Er glaubt, dass die Volatilität an den Börsen hoch bleiben wird. Ein Blick auf den Chart zeigt, dass die 100-Tage-Linie (aktuell bei 18.010) mehrfach erfolgreich verteidigt wurde. 




Sechs-Monats-Chart DAX (Xetra, mit GD50 und GD100)

Für den nach der schwachen ersten Juni-Hälfte jüngst wieder stabilisierten DAX sind in der neuen Börsenwoche weitere Kursgewinne keineswegs gesichert. Zu hoch ist nach wie vor die Unsicherheit unter den Anlegern angesichts der Ende des Monats und Anfang Juli vorgesehenen Neuwahlen in Frankreich infolge des Rechtsrucks bei der Europawahl. "Die Angst, dass Frankreich je nach Wahlausgang künftig weniger schuldenbewusst und EU-konform agiert, könnte die Finanzmärkte weiterhin spürbar belasten", schreibt Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck, in seinem Ausblick. 

Zeiten könnten unruhiger werden

Auch eine Pause der jüngsten Rekordrally am US-Aktienmarkt, oder gar eine Korrektur, könnten Druck auf die hiesigen Kurse ausüben. Dass sich der DAX zuletzt von einigen Gewinnmitnahmen in den USA nicht beeindrucken ließ, sei eher ein seltsames Bild, wie Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets feststellte. Mögliche EU-Strafzölle auf E-Autos aus China und ein damit möglicher Zollstreit stellen weitere Belastungsfaktoren für die Börsen dar.

Analyst Frank Wohlgemuth von der Essener National-Bank rät jedoch, gelassen zu bleiben, auch in unruhigen Zeiten. "Es sollte auch nicht in Vergessenheit geraten, dass die globalen Aktienmärkte bisher in diesem Jahr deutlich zugelegt haben und dies nach einem mehr als erfolgreichen Jahr 2023." Ein Ausatmen sei daher von vielen Seiten sicherlich erwünscht, um eine Neupositionierung auf etwas ermäßigtem Niveau vornehmen zu können. Wohlgemuth bleibt zuversichtlich, warnt aber davor, dass sich die Börsen kurzfristig im Schwitzkasten der Politik befänden und dies zu merklichen Schwankungen führen könne. 

Wenig Konjunkturdaten 

Die Menge an Konjunkturdaten und Unternehmensnachrichten, die in der neuen Woche die Kurse bewegen können, fällt überschaubar aus. Beachtung findet gleich am Montag der Ifo-Index. Er wird neueste Eindrücke zur Lage und den Aussichten der deutschen Wirtschaft liefern.

Interessant werde vor allem sein, wie die Unternehmensstimmung auf die politischen Unsicherheiten durch die Europawahl reagiere, erläuterte der Chefvolkswirt der DekaBank, Ulrich Kater. Neben dem Ifo-Index dürften zum Ende der Woche Verbraucherpreise aus einigen Ländern der Eurozone sowie Preisdaten aus den USA Beachtung finden. 

Blick auf US-Quartalszahlen

Quartalszahlen veröffentlichen am Dienstag der Baumarkt-Konzern Hornbach Holding und am Donnerstag der Pharmazulieferer Schott Pharma . Beide sind im Nebenwerteindex SDAX notiert.

Ferner könnten Quartalsberichte einiger nicht-deutscher Unternehmen die Aktien deutscher Wettbewerber beeinflussen. So dürften die Anleger nach den Zahlen des US-Logistikers FedEx (am Dienstag nach US-Börsenschluss) die Kursreaktion der DHL Group im Auge behalten. Bei den am Donnerstag anstehenden Zahlen der schwedischen Textilkette Hennes & Mauritz (H&M) könnte ein Blick auf den Wettbewerber Hugo Boss lohnen.

Adidas und Puma SE wiederum könnten am Freitag auf den Quartalsbericht von Nike reagieren, den der US-Sportartikelhersteller am Donnerstag nach Wall-Street-Schluss vorlegen wird. 

Für den gesamten Technologiesektor wichtig sind außerdem die Quartalszahlen des Chipherstellers Micron Technology  am Mittwoch. Der Halbleiter-Sektor lebt derzeit von der Fantasie für Künstliche Intelligenz (KI), neben Nvidia hatten zuletzt auch Micron rekordhohe Kurse erreicht, ihrer Rally dann aber Tribut gezollt. (Mit Material von dpa-AFX)