Am deutschen Aktienmarkt zeichnet sich zur Wochenmitte ein weiterer Kursanstieg ab. Der DAX dürfte zum Handelsbeginn um 0,25 Prozent auf 17.857 Zähler zulegen. Damit würde das Börsenbarometer seine Erholung fortsetzen. Gleichwohl bleibt die psychologisch wichtige 18.000-Puntke-Marke noch etwas entfernt. Folgende Themen könnten zudem für Kursbewegungen sorgen.
1. Zinssenkungsfantasie treibt Wall Street an
Die US-Börsen konnten am gestrigen Dienstag aufgrund der Spekulationen auf baldige Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed deutliche Gewinne verzeichnen. Der Dow Jones stieg um 1,04 Prozent auf 39.765 Punkte, während der S&P 500 um 1,68 Prozent auf 5.434 Punkte zulegte. Besonders stark zeigten sich die Technologiewerte, was sich in einem Anstieg des Nasdaq 100 um 2,50 Prozent auf 19.006 Punkte widerspiegelte.
Diese Kursgewinne folgten auf die Veröffentlichung der US-Erzeugerpreise, die weniger stark gestiegen waren als erwartet und dadurch die Hoffnung auf eine lockerere Geldpolitik der Fed befeuerten. Heute richten sich die Blicke der Marktteilnehmer auf die Veröffentlichung der Verbraucherpreise, die entscheidend für die weitere geldpolitische Ausrichtung sein könnte.
2. Asien liefert uneinheitliche Vorgaben
Die asiatischen Aktienmärkte zeigten sich am Mittwoch uneinheitlich. Die Anleger agierten vor den wichtigen US-Inflationsdaten überwiegend vorsichtig. Der japanische Leitindex Nikkei 225 verzeichnete zunächst Kursgewinne, unterstützt durch Hoffnungen auf bald sinkende Leitzinsen und eine starke Wall Street. Im Handelsverlauf gab der Index jedoch seine anfänglichen Gewinne wieder ab und notierte zuletzt leicht im Minus. Ähnlich verhalten zeigte sich der Hang Seng, der um rund ein halbes Prozent fiel. Auch der CSI 300, der die 300 wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandbörsen umfasst, verzeichnete ein Minus von etwa 0,5 Prozent.
3. Ölpreise ziehen an
Parallel dazu verzeichneten die Ölpreise leichte Anstiege: Brent-Öl kletterte um 0,49 USD auf 81,18 USD, während der Preis für WTI-Öl um 0,54 USD auf 78,89 USD zulegte. Diese Preisbewegungen an den Rohölmärkten dürften von spekulativen Faktoren sowie kurzfristigen Nachfrageveränderungen beeinflusst sein.
4. Konjunkturdaten
Neben den US-Verbraucherpreisen stehen heute folgende Konjunkturdaten auf der Agenda:
11:00 EUR: BIP Q2/24 (1. Veröffentlichung)
11:00 EUR: Beschäftigung Q2/24 (vorläufig)
11:00 EUR: Industrieproduktion 6/24
14:30 USA: Realeinkommen 7/24
16:30 USA: EIA-Ölbericht (Woche)
5. Unternehmensnews
Am Mittwochmorgen verzeichnete die Aktie von Evotec aufgrund enttäuschender Quartalszahlen einen erheblichen Kursverlust. Der Pharmawirkstoffforscher und -entwickler meldete für das zweite Quartal einen Verlust von fast 95 Millionen Euro, was beinahe sechs Mal mehr ist als im Vorjahreszeitraum. Dieser enorme Verlust steht im starken Kontrast zu einem Umsatzanstieg um rund sieben Prozent auf 182,1 Millionen Euro. Bereits in der vergangenen Woche hatte Evotec die Prognose für das laufende Jahr deutlich gesenkt, was die Aktie auf Talfahrt schickte. Die gesenkten Erwartungen betrafen sowohl den Umsatz als auch das operative Ergebnis sowie die Forschungs- und Entwicklungsausgaben. Infolge dieser Entwicklungen verlor die Aktie 4,5 Prozent bei Lang & Schwarz (L&S).
Auch die Deutsche Pfandbriefbank musste heute spürbaren Kursverluste hinnehmen. Der Vorsteuergewinn des Gewerbeimmobilienfinanzierers sank im zweiten Quartal um etwa 75 Prozent auf 13 Millionen Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 11 Millionen Euro, was ebenfalls deutlich weniger ist als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Ein erheblicher Anstieg der Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle, die von 19 auf 56 Millionen Euro stieg, belastete die Ergebnisse stark. Trotz eines Zinsüberschussanstiegs um zehn Prozent auf 121 Millionen Euro konnte dies die negativen Zahlen nicht ausgleichen. Auch hier reagierten die Aktienmärkte negativ: Die Aktie der Deutschen Pfandbriefbank verlor 2,8 Prozent bei L&S. Vorstandsvorsitzender Kay Wolf zeigte sich trotzdem optimistisch und bestätigte das Jahresgewinnziel der Bank, wobei der Fokus auf einem robusten operativen Ergebnis und der stärkeren Nutzung der Immobilienplattform liegen soll (mit Material von dpa-AFX).
von Jan-Paul Fóri