Die Aktie von Meyer Burger hat nach der Ankündigung wichtiger strategischer Maßnahmen zu Wochenbeginn deutlich an Wert verloren. Der Schweizer Technologiekonzern hat seine Produktions- und Finanzpläne angepasst, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Anleger flüchten in Scharen, die Aktie fällt auf ein Rekordtief.
Die Gute Nachricht vorab: Nach der Kapitalerhöhung im April hat Meyer Burger jetzt eine Verringerung des Finanzierungsbedarfs festgestellt. Das Unternehmen geht davon aus, dass die verbleibende Finanzierungslücke deutlich reduziert wird. Darüber hinaus erwartet Meyer Burger aufgrund dieser Änderungen ein niedrigeres mittelfristig angestrebtes EBITDA-Niveau sowie einen geringeren Verschuldungsgrad. Diese positiven Aussichten werden durch Steuergutschriften unterstützt. Um die nachhaltige Profitabilität sicherzustellen, hat der Verwaltungsrat ein umfassendes Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm in die Wege geleitet.
Thalheim bleibt, Colorado Springs wird nicht realisiert
Zudem hat der Schweizer Technologiekonzern hat mehrere strategische Maßnahmen angekündigt, die sich auf die Unternehmensstruktur und die finanzielle Lage auswirken. Die Solarzellenproduktion am Standort Thalheim in Sachsen-Anhalt wird beibehalten und spielt nun eine zentrale Rolle in der Zukunftsstrategie von Meyer Burger.
Ursprünglich war geplant, die Aktivitäten in Thalheim zurückzufahren, sobald die Produktion in den USA hochlief. Diese Pläne wurden jedoch aufgegeben, da die geplante Produktionsstätte in Colorado Springs, USA, aufgrund untragbarer Kosten gestoppt wurde. Der Standort Thalheim, an dem rund 350 Mitarbeiter beschäftigt sind, wird damit weiterhin das Rückgrat der Solarzellenversorgung von Meyer Burger bilden. Diese Solarzellen sollen die Modulfertigung im Werk Goodyear, Arizona, unterstützen, was derzeit die wirtschaftlichste Option für das Unternehmen darstellt.
In den USA konzentriert sich Meyer Burger nun vollständig auf die Modulfertigung in Goodyear, Arizona. Die bisher angestrebte Erweiterung der Kapazität in Goodyear über die aktuell geplanten 1,4 Gigawatt hinaus wird jedoch vorläufig ausgesetzt. Diese Entscheidung ermöglicht es Meyer Burger, sich auf die Optimierung und den Hochlauf der bestehenden Kapazitäten zu fokussieren, während Gespräche mit potenziellen Kunden fortgesetzt werden, um zusätzliche Produktionsmengen unter den neuen Bedingungen abzunehmen.
Der geplante Aufbau einer Solarzellenfertigung in Colorado Springs hat sich indes als nicht finanzierbar herausgestellt und wurde daher gestoppt. Dies führte auch zur Aufgabe einer angestrebten Zusammenarbeit mit einem US-amerikanischen Technologiekonzern. Die ursprüngliche Idee war, dass Colorado Springs Solarzellen produzieren und diese an die Modulfertigung in Goodyear liefern sollte. Der Fokus liegt nun auf der Nutzung der Produktionskapazitäten in Thalheim, Deutschland, zur Versorgung der US-Produktion.
Personelle Veränderungen
Im Rahmen der strategischen Neuausrichtung hat außerdem Mark Kerekes, Mitglied des Verwaltungsrats, seinen Rücktritt erklärt. Kerekes sieht in der Neuausrichtung des Unternehmens eine notwendige Anpassung auch auf Verwaltungsebene. Seine Beiträge wurden vom Präsidenten des Verwaltungsrats, Franz Richter, gewürdigt.
Das macht die Meyer-Burger-Aktie
Trotz dieser strategischen Anpassungen und finanziellen Optimierungen verliert die Aktie von Meyer Burger am Montag an der SIX Swiss Exchange zeitweise 50 Prozent an Wert und fällt auf 2,20 Franken pro Aktie. Diese Kursbewegung spiegelt die Unsicherheiten und Herausforderungen wider, denen das Unternehmen derzeit gegenübersteht (mit Material von dpa-AFX).
von Jan-Paul Fóri