Die Welt der Kryptowährungen steht vor einer potenziellen Bedrohung – und ein Unternehmen will diese Gefahr nun konkret messen. Die auf Quantencomputing spezialisierte Forschungs-Firma Project Eleven hat einen außergewöhnlichen Wettbewerb ausgerufen: Den Q-Day Prize. Der erste, der es schafft die Verschlüsselung von Bitcoin auf einem Quantencomputer zu knacken, erhält einen ganzen Bitcoin. Doch was steckt hinter diesem ungewöhnlichen Angebot, und warum ist es so dringend?
Bitcoin stützt sich auf die ECDSA (Elliptic Curve Digital Signature Algorithm), um Transaktionen abzusichern. Diese Kryptographie könnte jedoch durch Quantencomputer gefährdet werden. Mit dem Shor-Algorithmus könnten solche Rechner theoretisch private Schlüssel aus öffentlichen Schlüsseln ableiten – ein Szenario, das die Sicherheit von Bitcoin-Wallets massiv bedrohen würde. Laut Project Eleven stehen über 6,2 Millionen BTC, also fast 500 Milliarden Dollar, potenziell auf dem Spiel.
„Wir haben keine klare Vorstellung davon, wie nah wir an einem quantentechnologischen ‚Doomsday‘-Szenario für die bestehende Kryptographie sind“, erklärt Alex Pruden, CEO und Mitgründer von Project Eleven. „Der Q-Day Prize soll eine theoretische Bedrohung durch Quantencomputer in ein greifbares Modell umwandeln.“ Ziel ist es, die tatsächliche Gefahr für Bitcoins Kryptographie zu quantifizieren und die Krypto-Community auf mögliche Schwachstellen vorzubereiten. Der Zeitrahmen von einem Jahr für den Wettbewerb unterstreicht die Annahme, dass bedeutende Fortschritte in der Quantencomputing-Technologie schneller kommen könnten, als viele erwarten.
Der Wettbewerb kommt zu einer Zeit, in der die Entwicklung von Quantencomputern rasant voranschreitet. Tech-Schwergewichte wie Alibaba, Amazon, Google und IBM investieren massiv in diese Technologie. Besonders brisant: Microsoft meldete im Februar einen „maßgeblichen Durchbruch“ mit seinem Majorana 1 Quanten-Chip, der mit acht topologischen Qubits arbeitet – den grundlegenden Informationseinheiten der Quantencomputer, vergleichbar mit Bits in klassischen Systemen. Solche Fortschritte könnten bestehende Verschlüsselungsmodelle, einschließlich derer von Bitcoin, früher oder später gefährden.
Allerdings gibt es auch beruhigende Stimmen: Experten schätzen, dass ein Quantencomputer Millionen stabiler Qubits benötigen würde, um SHA-256 – den Algorithmus, der Bitcoins Mining- und Transaktions-Hashing-System sichert – zu knacken. Derart leistungsfähige Systeme sind derzeit noch Zukunftsmusik.