BERLIN (dpa-AFX) - Neue Vorgaben für die Füllstände von Gasspeichern könnten Entlastungen für Gaskunden bedeuten. Das Bundeskabinett nahm eine Verordnung des geschäftsführenden und bald scheidenden Wirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne) zur Kenntnis, die die Vorgaben für die Speicherfüllstände lockert. Das könnte Auswirkungen auf die Gasspeicherumlage haben. Der sogenannten Ministerverordnung muss der Bundestag nicht zustimmen.
Gasspeicherumlage stiegt zuletzt an
Die Gasspeicherumlage als Bestandteil des Gaspreises macht einen zwar nur geringen, aber wachsenden Anteil am Gaspreis aus. Sie stieg zu Jahresbeginn von 2,50 auf 2,99 Euro je Megawattstunde, was rund 0,3 Cent je Kilowattstunde entspricht. Laut dem Vergleichsportal Verivox macht das für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden Mehrkosten von rund 12 Euro aus.
Das für die Organisation des Gasmarktes zuständige Unternehmen Trading Hub Europe hatte die Erhöhung der Umlage damit begründet, dass sie verschiedene Maßnahmen ergriffen habe, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Dazu habe insbesondere die Befüllung diverser Gasspeicher gezählt. Die Kosten werden über die Gasspeicherumlage getragen.
Die neue Bundesregierung aus Union und SPD hat im Koalitionsvertrag angekündigt, die Umlage abzuschaffen - offen ist aber, wann genau.
Branche begrüßt neue Verordnung
Die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft, Kerstin Andreae, bezeichnete die Verordnung als ein wichtiges Signal an den Markt. "Sie trägt dazu bei, die Speicherbefüllung für den Winter 2025/26 marktgerechter und kostengünstiger zu gestalten. Die Absenkung reduziert künstlich erzeugte Sommernachfrage und stärkt somit die kommerzielle Attraktivität der Gasspeicherung."
Laut dem Ministerium sollen die Vorgaben für die Füllstände künftig zum 1. November eines Jahres für alle sogenannten Kavernenspeicher von 90 Prozent auf 80 Prozent gesenkt werden - "unter Beibehaltung eines hohen Maßes an Versorgungssicherheit". Für die übrigen sogenannten Porenspeicher werden die Vorgaben auf 45 Prozent gesenkt.
Rolle der Gasspeicher
In der Energiekrise 2022 waren wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine, der Abhängigkeit von russischem Gas und leerer Speicher Vorgaben für die Füllstände der deutschen Gasspeicher eingeführt worden, um die Gasversorgung zu sichern. Die Speicher gleichen Schwankungen beim Verbrauch aus und bilden ein Puffersystem für den Gasmarkt. Im Winter nehmen die Füllstände üblicherweise ab, nach dem Ende der Heizperiode wieder zu.
Die Lage bei der Gasversorgung habe sich inzwischen durch zahlreiche Maßnahmen deutlich stabilisiert, so das Ministerium. Konkret wurden die geschaffenen LNG-Terminals sowie die Erhöhung der Pipeline-Importe aus Norwegen genannt. Parallel zur Speichernutzung fließt dauerhaft Erdgas über Pipelines und LNG-Terminals nach Deutschland./hoe/DP/he