Es ist eigentlich kaum zu glauben. Erinnert sich noch jemand an die Krisen-Stimmung vor wenigen Handelswochen? Ja genau, Ende März, Anfang April, als der DAX abrutschte und Trumps Zoll-Politik für Deutschlands exportorientierte Wirtschaft nichts Gutes verhieß? So wahnsinnig viel hat sich inzwischen fundamental eigentlich nicht geändert.
Der deutsche Leitindex jedoch steht stark wie fast nie zuvor da. In die neue Handelswoche ging es am heutigen Montag schlussendlich mit einem Plus von 1,12 Prozent auf 23.344 Punkte. Damit fehlen nur noch rund 100 Punkte bis zum bisherigen Allzeithoch von 23.476 Zählern.
Es war bereits der neunte Handelstag in Folge mit Gewinnen – ein klares Zeichen für die aktuelle Marktstärke. Im Fokus bleibt die Hoffnung auf baldige Fortschritte bei möglichen Zollabkommen der USA mit anderen Ländern.Marktbeobachter schwanken zwischen Zurückhaltung (Bärenmarkt intakt, das dicke Ende könnte noch kommen) und Euphorie (das war es schon mit der Korrektur im intakten Aufwärtstrend). Aktuelle Beispiele: „Die Handelsumsätze sind auch zum Wochenstart weiter recht dünn gewesen, was die Rally insgesamt eher schwachbrüstig macht“, schränkte Marktbeobachter Andreas Lipkow ein. Für Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets war der Einbruch im April hingegen rückblickend nur „eine Korrektur in einem intakten Bullenmarkt“.Die Stimmung profitiert von mehreren Faktoren: Zum einen sank der Ölpreis um rund 3 Prozent, nachdem die Opec+ eine Ausweitung der Fördermengen angekündigt hatte. Das entlastete Verbraucher wie Unternehmen gleichermaßen. Zum anderen gab der US-ISM-Index für den Dienstleistungssektor positive Signale zur Konjunkturentwicklung.Zusätzliche Impulse liefert die Hoffnung auf eine Entspannung in den globalen Zollkonflikten, insbesondere zwischen den USA und ihren Handelspartnern.Im Wochenverlauf richtet sich der Blick der Anleger auf die Berichtssaison: Rund ein Sechstel der Unternehmen im Stoxx-600 und knapp ein Fünftel im S&P 500 öffnen in den kommenden Tagen ihre Bücher. Zudem steht am Mittwoch die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed an – Marktbeobachter rechnen überwiegend damit, dass der Leitzins unverändert bleibt.Im DAX gehörte die Commerzbank mit einem Aufschlag von 2,9 Prozent zu den Tagesgewinnern. Kurstreiber war die Nachricht, dass die Erste Group das Polen-Geschäft von Santander übernimmt – ein Milliardendeal, der an der Börse für Fantasie sorgt. Die hohe Bewertung des Santander-Geschäfts wirkte sich auch positiv auf die Commerzbank aus, da sie über BankM stark in Polen engagiert ist.
Dagegen litten BASF (minus 4,3 Prozent) und DHL (minus 3,3 Prozent) unter Dividendenabschlägen.
Enthält Material von dpa-AFX