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Virgin Galactic: Vom Rohrkrepierer zum Highflyer?

Virgin Galactic: Vom Rohrkrepierer zum Highflyer?

20.5.2025 10:30:00 | Quelle: Der Aktionär | Lesedauer etwa 4 min.

Deutlich bessere Quartalszahlen als von Analysten erwartet haben die Aktie des Raumfahrt-Unternehmens vor dem Wochenende nach oben katapultiert. Im Fokus standen zudem die Pläne für den neuen Raumgleiter Delta (siehe Foto) und die ersten Flüge privater Reisender ins All, die womöglich im kommenden Jahr stattfinden. Das Vergnügen ist nicht günstig...

Weltraum-Tourismus ist seit ein paar Monaten "der letzte Schrei". Zuletzt sorgte Popsängerin Katy Perry im April für Furore, als sie mit einer New-Shepard-Rakete von Blue Origin (von Amazon-Gründer Jeff Bezos) ins All flog. Sie war Teil eines rein weiblichen Teams, das für zehn Minuten und 22 Sekunden in der Schwerelosigkeit war. Die Mission diente auch der Werbe- und PR-Strategie von Blue Origin. 

Ein Pionier für touristische Weltraumflüge ist Virgin Galactic, im Jahr 2004 gegründet von Milliardär Richard Branson. Sein Unternehmen hat vor dem Wochenende besser als erwartete Ergebnisse gemeldet. Das Unternehmen veröffentlichte einen Verlust von 2,38 Dollar pro Aktie, was deutlich geringer als die 5,10 Dollar vom letzten Jahr war und um etwa 30 Cent pro Aktie über dem Analysten-Konsens lag. 

Der Umsatz sank im Jahresvergleich um 77 Prozent auf 461.000 US-Dollar, konnte damit aber ebenfalls die Prognosen übertreffen. Die Betriebsausgaben sanken um 21 Prozent auf 88,9 Millionen Dollar.

Das Unternehmen erklärte, dass der Umsatzrückgang in einer Pause bei kommerziellen Flügen begründet sei. Man konzentriere sich nun auf die Produktion seiner neuen Delta Class SpaceShips. 

Virgin Galactic plant nun, seine ersten Delta-Raumgleiter mit Nutzlasten im Sommer 2026 zu fliegen, wobei Passagierflüge für den Herbst geplant sind. Das Delta-Raumschiff solle häufiger fliegen als sein Vorgänger und mehr Passagiere aufnehmen. Man plane zudem einen zweiten Weltraumbahnhof in Italien zu errichten.

CEO Michael Colglazier sagte, dass die Preise für die Delta-Flüge noch nicht festgelegt wurden. Er erwartet jedoch, "dass der Preis im Vergleich zu unserem letzten Preis von 600.000 Dollar steigen wird". Während frühe Buchungen noch bei etwa 200.000 US-Dollar lagen, zahlen Space-Touristen mittlerweile deutlich mehr. Im vergangenen Jahr berichtete Virgin Galactic von 700 Interessenten für einen Ausflug ins All.

Der gesamte Flug dauert bis zu zwei Stunden. Davon entfällt der größte Teil auf den Anstieg mit dem Trägerflugzeug und die Rückkehr zur Erde. Die eigentliche Phase der Schwerelosigkeit bleibt jedoch auf wenige Minuten im Scheitelpunkt des Fluges beschränkt.

Analysten waren positiv überrascht von den Quartalszahlen des Unternehmens, aber auch von den Pläne für den neuen Raumgleiter Delta. Der für erste Touristen-Flüge vorgesehene Zeitpunkt im Herbst 2026 sei machbar, auch wenn Verzögerungen möglich seien, sagte Analyst Michael Leshock vom US-Institut Keybanc. Experte Oliver Chen von der Investmentbank TD Cowen verwies auf die Prognose von Virgin Galactic für den freien Cashflow im zweiten Quartal. Diese reflektiere geringere Ausgaben, da offenbar der Zenit für Investitionen für die Infrastruktur zum Raumschiff-Bau erreicht sei.

Jefferies-Analyst Greg Konrad stufte Virgin Galactic am Freitag weiterhin mit "Buy" ein, senkte jedoch das Kursziel von 9,00 auf 8,00 Dollar, was indes deutlich über den aktuellen Kursen liegt.

Die Aktie von Virgin Galactic reagierte mit einem satten Kurssprung auf Zahlen und Pläne. Zeitweilig zog das Papier an der NYSE am Freitag um fast 100 Prozent von 3,35 auf 6,64 Dollar an. Doch bereits am Montag relativierte sich das Bild: Das mit einer Marktkapitalisierung von unter 300 Millionen Euro mittlerweile recht kleine Unternehmen verbilligte sich wieder auf 4,33 Dollar. 

Im April hatte die Weltraum-Aktie bei 2,20 Dollar ein neues Allzeittief markiert. Der Blick auf den Chart seit Anfang 2024 zeigt, dass von einer Trendwende von Virgin Galactic indes noch keine Rede sein kann.

Die Raumschiffe der Delta-Klasse, eine Weiterentwicklung des bisherigen Raumgleiters von Virgin Galactic, zeichnet sich durch eine verbesserte Herstellbarkeit, Wartung und Fluggeschwindigkeit aus. Colglazier hat angekündigt, mit Bell und Qarbon Aerospace etablierte Partner gewonnen zu haben, "die es uns ermöglichen werden, bis zu sechs neue Schiffe der Delta-Klasse pro Jahr zu produzieren".

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