Trump schockt mit neuen Stahlzöllen, doch der DAX zeigt Nervenstärke. Nach dem 7-Prozent-Mai folgt die erwartete Verschnaufpause bei 23.930 Punkten. Während Experten vor sommerlicher Konsolidierung warnen, trotzt der deutsche Leitindex den politischen Turbulenzen mit beachtlicher Widerstandsfähigkeit. Der Tag im Überblick.
Nach seinem starken Mai hat der DAX zum Start in den Juni etwas nachgegeben. Eine weitere Zolldrohung von US-Präsident Donald Trump für Stahlimporte sorgte für Unmut, doch ein Stück weit haben sich die Anleger inzwischen an das Hickhack gewöhnt. Das DAX-Minus, das zeitweise gut ein Prozent groß war, schrumpfte letztlich auf 0,28 Prozent. Über die Ziellinie ging der DAX damit mit 23.930,67 Zählern.Trump will die Abgaben für Stahleinfuhren auf 50 Prozent des Warenwerts verdoppeln, aber auch schwache US-Konjunkturdaten halfen den Aktienkursen nicht. Laut Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets hat das Kaufinteresse der Anleger nahe den 24.000 Punkten zuletzt schon nachgelassen. Er sieht den DAX im Sommer auch saisonal vor einer schwierigeren Phase, die bis in den Oktober reichen könnte.
Die Experten von Index Radar sprachen von einer Konsolidierung nach der "Mai-Party", denn im vergangenen Monat hatte der DAX fast sieben Prozent gewonnen und sein Jahresplus auf mehr als 20 Prozent ausgebaut.
Erneute Spannungen in den zuletzt zumindest oberflächlich etwas beruhigten Handelskonflikten zwischen den USA auf der einen und China sowie der EU auf der anderen Seite drückten anfänglich am Montag auf die Stimmung. Trump warf China vor, gegen das im Mai geschlossene Handelsabkommen zu verstoßen. China beschuldigte die USA wiederum, die Vereinbarung zu verletzen und drohte damit, Maßnahmen zur Verteidigung seiner Interessen zu ergreifen. Peking und Washington hatten sich Mitte Mai darauf geeinigt, die gegenseitig erhobenen, prozentual dreistelligen Zollsätze für 90 Tage auszusetzen. Außerdem will der US-Präsident schon an diesem Mittwoch die Zölle für Stahlimporte in die Vereinigten Staaten auf 50 Prozent des Warenwerts verdoppeln.
Etwas schwankend entwickelten sich zu Wochenbeginn die drei bekannten deutschen Rüstungswerte, die allesamt erst ihre Rekordrally fortsetzten, bevor dann der Rückenwind nachließ. Ein kritischer Artikel des Magazins Spiegel zur Gewinnentwicklung der Konzerne und politische Erwägungen auf EU-Ebene über einer möglichen Sonderbesteuerung nahm etwas Wind aus den Segeln. Nachdem sich der Rheinmetall-Kurs zunächst noch mit bis zu 1.944 Euro der 2.000-Euro-Marke genähert hatte, rutschten die Aktien mit 3,5 Prozent ins Minus.
Bei den anderen beiden bekannten Aktien aus dem deutschen Rüstungssektor, Renk und Hensoldt , wurden die zuvor erzielten Gewinne mit zuletzt vier beziehungsweise acht Prozent nur etwas kleiner. Der anhaltende Ukraine-Krieg sorgte dafür, dass das Interesse von Anlegern ungebrochen hoch ist. Hensoldt-Aktien wurde außerdem angetrieben von einer Hochstufung durch die US-Bank JPMorgan.Nach einer Senkung der Jahresziele und angesichts einer drastisch gekappten Dividende brachen die Aktien von Gerresheimer im MDAX um knapp 23 Prozent ein. Der DZ-Bank-Experte Thomas Maul gab daraufhin seine Kaufempfehlung für den Verpackungshersteller auf. Er sprach von einem angeschlagenen Investorenvertrauen, das nun gestärkt werden müsse, um den Fokus wieder auf die positiven Langfristperspektiven zu lenken.Die Anleger der Stahlfirmen schockten Trumps angedrohte Stahlzölle letztlich wenig. Zum Schluss gaben Thyssenkrupp noch um 0,8 Prozent nach, während Salzgitter knapp mit 0,1 Prozent im Minus aus dem Handel gingen. Beim Stahlhändler Klöckner & Co stand ein Anstieg um 1,4 Prozent zu Buche unter der Annahme, dass dieser von höheren Stahlpreisen in den USA vielleicht sogar profitieren kann.Enthält Material von dpa-AFX