Nach Veröffentlichung der schwachen ADP-Jobdaten nutzte Donald Trump die Gelegenheit für einen frontal verbalen Angriff auf Fed-Chef Jerome Powell. Via Social Media forderte der Ex-Präsident eine sofortige Zinssenkung und bezeichnete Powell spöttisch als „Too Late Powell“. Trumps Kritik folgt einem bekannten Muster: Die Notenbank soll seiner Ansicht nach schneller auf konjunkturelle Schwäche reagieren – notfalls auch mit politischem Druck. Für die Märkte ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor, zumal die Fed bisher keinen Anlass sieht, von ihrem abwartenden Kurs abzurücken.
Die Privatwirtschaft hat im Mai deutlich weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet, wie der Arbeitsmarktdienstleister ADP mitteilte. Der am Vortag veröffentlichte "Jolts"-Bericht, welcher Beschäftigung, Entlassungen, offene Stellen und Kündigungen in der amerikanischen Wirtschaft erfasst, hatte noch ein freundlicheres Bild vom dortigen Arbeitsmarkt gezeichnet.Zudem trübte sich die vom Einkaufsmanagerindex des Instituts for Supply Management (ISM) ermittelte Stimmung im Dienstleistungssektor der USA im vergangenen Monat unerwartet ein. Der Wert liegt erstmals seit Juni 2024 knapp unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Ökonomin Alexandra Brown von Capital Economics erteilte etwaigen Hoffnungen auf sinkende US-Zinsen eine Absage. Denn der US-Notenbank Fed dürfte die anhaltende Inflation mehr Sorgen bereiten als die Wirtschaftsentwicklung. Derweil fiel eine zweite Schätzung des entsprechenden Einkaufsmanagerindex von S&P Global besser als erwartet aus.Was die Handelspolitik von Donald Trump betrifft, benutzen Marktbeobachter derzeit verstärkt die Abkürzung "TACO". Sie steht für "Trump Always Chickens Out" und drückt übersetzt die Erwartung aus, dass der US-Präsident letztlich bei seinen Ankündigungen einen Rückzieher machen wird. "Der Zenit der Zollrhetorik scheint nach Meinung des Marktes eindeutig überschritten", schrieben die Experten von Index-Radar. "Anstatt Panik erleben wir Gelassenheit - bisweilen gar Gleichgültigkeit."Halbleitertitel waren zur Wochenmitte erneut gefragt. On Semiconductor und NXP Semiconductors belegten mit Gewinnen von 6,1 beziehungsweise 5,6 Prozent vordere Plätze im Nasdaq 100. Bei Broadcom , die am Dienstag von KI-Fantasie profitiert hatten, stand lediglich ein Plus von 1,7 Prozent zu Buche. Dies reichte aber für einen erneuten Rekord. Schon tags zuvor hatten die Aktien eine Bestmarke aufgestellt, nachdem das Unternehmen den Auslieferungsbeginn einer neuen Chip-Version für Rechenzentren angekündigt hatte. Für die Aktien von Nvidia - am Vortag ebenfalls gefragt - ging es nur um 0,5 Prozent nach oben.Für Kursbewegung sorgten auch Unternehmenszahlen und Ausblicke. Die Titel des IT-Anbieters HP Enterprise zogen nach einem erfreulichen Quartalsbericht um 0,9 Prozent an, während jene von Crowdstrike um 5,8 Prozent absackten. Das Cybersicherheits-Unternehmen enttäuschte mit seinem Umsatzausblick auf das laufende Quartal.Enthält Material von dpa-AFX