FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs sind die Aktien von Bayer am Donnerstagvormittag fast wieder an ihr Jahreshoch von 26,94 Euro zurückgekehrt. Die Papiere der Leverkusener stiegen um bis zu 5 Prozent auf 26,62 Euro.
Goldman-Sachs-Experte James Quigley setzt für die zweite Jahreshälfte 2025 darauf, dass die Chancen größer sind als die Risiken. Dies sieht er auch für die weitere Entwicklung der Rechtsstreitigkeiten so.
Quigleys Kursziel steigt auf 33 Euro. Damit würde das höchste Niveau seit Anfang 2024 erreicht und die Bodenbildung im Chart untermauert. Bayer-Papiere haben einen jahrelangen Kursverfall hinter sich seit dem Rekord im Jahr 2015 bei über 146 Euro. Mittlerweile ist der Konzern an der Börse nur noch gut 26 Milliarden Euro wert, was einen Platz weit unten im deutschen Leitindex Dax bedeutet.
Fahrt aufgenommen hatte der Abwärtstrend nach der über 60 Milliarden US-Dollar schweren Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns Monsanto, mit der sich Bayer die Rechtsstreitigkeiten rund um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter ins Haus geholt hatte. Nach einer ersten Prozessniederlage 2018 - davor hatten die Aktien noch gut 93 Euro gekostet - war in den USA eine Klagewelle ins Rollen gekommen, die schon viele Milliarden gekostet hat. Hinzu kommen die Rechtsstreitigkeiten rund um Gesundheitsfolgen der seit Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB, die früher von Monsanto verkauft worden war.
Bayer setzt aktuell erneut auf das höchste US-Gericht, um das Rechtsthema Glyphosat perspektivisch vom Tisch zu bekommen. Im Frühjahr wandte sich der Dax-Konzern abermals mit einem der Fälle an den US Supreme Court. Hintergrund sind widersprüchliche Urteile von US-Bundesberufungsgerichten im Streit um angebliche Krebsrisiken. Selbst wenn die obersten US-Richter sich der Sache annehmen, dürfte eine Entscheidung wohl erst im kommenden Jahr anstehen.
Sollte der Supreme Court sich des Falles annehmen, entstünde Kurspotenzial von 10 bis 25 Prozent - ausgehend vom Niveau vor seiner Hochstufung, glaubt Goldman-Experte Quigley. Er verweist zudem auf einen operativ guten Jahresstart von Bayer, also im Tagesgeschäft. In der Agrarsparte herrsche Kostendisziplin und das Pharmageschäft zeige Stärke.
Alles in allem könnte der Zyklus sinkender Markterwartungen daher den Boden erreicht haben, so der Analyst weiter. Sobald Investoren der - auch durch den Umbau der Managementstrukturen unter Konzernchef Bill Anderson - gesenkten Kostenbasis mehr Vertrauen schenkten, sollten die Gewinnerwartungen des Marktes wieder steigen./ag/mis/stk