(neu: Schlusskurs, Einordnung längerfristige Kursentwicklung im Vergleich zu Branche und Gesamtmarkt, Reaktion von UBS, Analystenkommentare)
ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Aktien von UBS haben am Freitag einer massiven Verschärfung der Kapitalanforderungen an die schweizerische Großbank getrotzt. Analysten begründeten den deutlichen Kursanstieg nach der anfangs negativen Reaktion vor allem mit dem langen zeitlichen Umsetzungsrahmen für die geforderten Maßnahmen, welche die Bank dennoch vehement kritisierte. Zudem gewährte ihr die zuständige Behörde eine gewisse Erleichterung bei den Anforderungen zum Fremdkapital.
Die UBS-Titel gaben nur kurzzeitig ihre Gewinne ab, zogen dann aber um bis zu gut 7 Prozent auf 28,78 Franken an. Das bedeutete den höchsten Stand seit Ende März. Letztlich behaupteten sie ein Plus von 3,8 Prozent auf 27,88 Franken, was immer noch für den ersten Platz im moderat freundlichen SMI reichte. Davon profitierte auch der Branchenindex der europäischen Finanzdienstleister .
Seit Jahresbeginn steht für die Aktien dennoch nur ein knappes Plus zu Buche. Damit hinken sie sowohl dem Sektor als auch dem schweizerischen Leitindex mit Gewinnen von jeweils mehr als 6 Prozent weit hinterher.
Wegen der Maßnahmen zur Verbesserung der Bankenstabilität bezifferte das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) den zusätzlichen Bedarf an hartem Eigenkapital für UBS auf Basis der aktuellen Bilanz auf insgesamt rund 26 Milliarden US-Dollar. Vollumfänglich in Kraft treten dürften die Bestimmungen allerdings wohl frühestens in zehn Jahren.
Der zusätzliche Kapitalbedarf falle höher als von ihm erwartet aus, kommentierte Experte Joseph Dickerson vom US-Analysehaus Jefferies. Auch Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan sprach von einer beträchtlichen Summe. Allerdings habe die seit Jahresbeginn schwache Kursentwicklung der Aktie im Vergleich zum Bankensektor bereits ein negatives Ergebnis der Kapitalanforderungs-Prüfungen eingepreist, betonte er.
Die genannten 26 Milliarden Dollar kämen zu den bereits kommunizierten rund 18 Milliarden Dollar hinzu, welche UBS als Folge der Credit-Suisse-Übernahme ohnehin schon halten muss, um die bestehenden regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. Insgesamt müsste UBS also zusätzliches hartes Kernkapital (CET1) in Höhe von etwa 42 Milliarden US-Dollar halten.
Immerhin gibt es im Gegenzug eine gewisse Erleichterung bei den Anforderungen zum Fremdkapital. So sinkt der Bedarf an sogenannten AT1-Anleihen um 8 Milliarden Dollar. Diese gelten als Hybridkapital. Sie sollen bei der Schieflage einer Bank Verluste auffangen und gehören zu den teuersten Schulden einer Bank.
Das Unternehmen lehnt die vorgeschlagene Erhöhung der Kapitalanforderungen dennoch "entschieden" ab. Denn diese sei "extrem", teilte UBS mit. Die Änderungen würden zu Kapitalanforderungen führen, die weder verhältnismäßig noch international abgestimmt seien. Angesichts dieser Reaktion rechnet Jefferies-Experte Dickerson mit einem intensiven und langwierigen Lobbying-Prozess.
Da keine der regulatorischen Änderungen vor 2027 in Kraft treten dürfte, hält die Bank an den Zielen für das nächste Jahr fest: Bis Ende 2026 will sie eine bereinigte Rendite auf das Kernkapital von rund 15 Prozent und ein Kosten-Ertrags-Verhältnis auf unter 70 Prozent erreichen. Man werde die längerfristigen Renditeziele aktualisieren, sobald mehr Klarheit über den Zeitpunkt möglicher Änderungen bestehe, hieß es weiter./gl/he