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Stellantis: Filosa übernimmt – bringt er die Wende?

Stellantis: Filosa übernimmt – bringt er die Wende?

23.6.2025 12:15:00 | Quelle: Der Aktionär | Lesedauer etwa 2 min.

„Mittelmäßigkeit ist die Reise nicht wert.“ Mit diesen markigen Worten, einem Zitat seines Mentors, des verstorbenen Fiat-Chrysler-Chefs Sergio Marchionne, trat Antonio Filosa sein neues Amt als CEO von Stellantis an. Der 51-Jährige steht vor gewaltigen Herausforderungen, um den angeschlagenen Autogiganten, zu dem Marken wie Jeep, Ram, Fiat und Chrysler gehören, wieder auf Kurs zu bringen. 

Filosa tritt in große Fußstapfen und muss gleichzeitig ein schweres Erbe antreten. Sein Vorgänger, Carlos Tavares, der die Fusion zu Stellantis managte, trat im Dezember abrupt zurück. Als Gründe galten Unstimmigkeiten mit dem Aufsichtsrat, jahrelange Absatzrückgänge und ein dramatischer Einbruch des Nettogewinns um 70 Prozent im vergangenen Jahr. Tavares galt zwar als dynamischer CEO, viele warfen ihm jedoch vor, sich zu stark auf Kostensenkungen konzentriert zu haben – zum Nachteil des eigentlichen Geschäfts.

Filosa, der seit 25 Jahren im Konzern ist und einst als Schichtleiter in einer spanischen Lackiererei begann, kennt das Unternehmen von der Pike auf. Wegbegleiter beschreiben ihn als engagierten, kollektiven Führer, der das Geschäft versteht – von der Werkbank bis zur Chefetage. 

Doch die Liste der Baustellen, die er als „Multitask-Herausforderung“ bezeichnet, ist lang. Die weltweiten Verkaufszahlen von Stellantis sanken unter Tavares von 6,5 Millionen im Jahr 2021 auf 5,7 Millionen im Jahr 2024. Besonders dramatisch ist der Einbruch in den USA, wo die Verkäufe im gleichen Zeitraum um rund 27 Prozent auf 1,3 Millionen Fahrzeuge kollabierten. Der Marktanteil schrumpfte von 11,6 auf acht Prozent, Stellantis fiel von Platz vier auf sechs der US-Verkaufsrangliste.

Darüber hinaus hat Tavares' Fokus auf Kosteneinsparungen Spuren hinterlassen. Filosa muss das Vertrauen von Händlern, Politikern und Mitarbeitern zurückgewinnen. Der Händlerverband in den USA hatte Tavares in einem offenen Brief scharf kritisiert und den Zustand des Vertriebsnetzes als „blutleer und geschwächt“ bezeichnet. Wie die gesamte Branche steht Stellantis zudem vor dem Wandel zur Elektromobilität. Filosa deutete bereits an, dass „das Tempo und die Geschwindigkeit wahrscheinlich leicht neu bewertet werden müssen.“ Die richtige Balance bei Investitionen zwischen traditionellen Verbrennern und „elektrifizierten“ Modellen zu finden, wird entscheidend sein.

Analysten bewerten Filosas Ernennung überwiegend als „logische Wahl“. Tom Narayan von RBC Capital Markets sieht die Prioritäten des neuen CEOs klar in der Wiederbelebung des US-Geschäfts, der Straffung des aus 14 Marken bestehenden Portfolios und der Reparatur der beschädigten Beziehungen. Dennoch merkten Analysten von Bernstein an, Investoren hätten sich möglicherweise einen externen Kandidaten mit frischem Wind gewünscht und beschrieben Filosa als relativ „uninspirierende Wahl“ im Vergleich zu einer externen Lösung.

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