Wachstumsprobleme, Kritik an der KI-Strategie und eine verlorene Marktführerschaft – Apple steht 2025 so stark unter Beschuss wie lange nicht. Analysten fordern Akquisitionen, warnen vor sinkender Nachfrage und kritisieren CEO Tim Cook ungewöhnlich offen. Doch nun sorgt eine neue Analysteneinschätzung immerhin für Aufhorchen – und ein Tagesplus von 1,5 Prozent.
Für über ein Jahrzehnt war Apple das Maß aller Dinge – technologisch wie an der Börse. Doch 2025 ist davon wenig übrig. Die Aktie liegt rund 20 Prozent im Minus, performt unter den „Magnificent Seven“ nur noch auf Augenhöhe mit Tesla. Microsoft und Nvidia haben Apple im Börsenwert deutlich überholt. Der Kultkonzern aus Cupertino rangiert mit rund 3,2 Billionen Dollar nur noch auf Platz drei der globalen Börsenelite – abgeschlagen hinter Microsoft (3,7 Billionen Dollar) und Nvidia (3,85 Billionen Dollar).
Vor allem Apples unklare KI-Strategie sorgt für Unmut. Während Konkurrenten wie Microsoft und Google Milliarden in generative KI investieren, bleiben aus Cupertino bislang nur vage Ankündigungen. Marktbeobachter Jim Cramer kritisierte zuletzt offen das Management und monierte das Versäumnis, vielversprechende KI-Startups wie Perplexity.ai frühzeitig zu übernehmen.
Doch mitten in der Kritik kommt nun ein Signal der Stabilisierung: Die Investmentbank Jefferies hat Apple von „Underperform“ auf „Hold“ hochgestuft. Zwar liegt das neue Kursziel von 188 Dollar noch rund zehn Prozent unter dem aktuellen Kurs – doch die Argumentation dahinter wirkt wie ein erster Hoffnungsschimmer.
Im Zentrum der Neubewertung steht das kräftige Absatzwachstum des iPhones: Laut Analyst Edison Lee stiegen die Verkäufe im April und Mai im Jahresvergleich um 15 Prozent – das schnellste Tempo seit dem dritten Quartal 2021. Auch der chinesische Shopping-Feiertag am 18. Juni brachte laut Lee starke Impulse: Der iPhone-Absatz soll hier um satte 19 Prozent zugelegt haben.
Jefferies sieht darin ein Zeichen, dass Apple entschlossen ist, seinen Marktanteil in China zu verteidigen – notfalls auch über preisaggressivere Modelle. „Wir glauben, dass 40 Millionen Einheiten in China das Mindestziel sind“, so Lee. Ein gutes Juni-Quartal könnte die Aktie laut der Bank kurzfristig stabilisieren.Trotz der positiven Signale bleibt der Analyst vorsichtig: Die starke Nachfrage im Juni-Quartal könnte im Folgequartal nachlassen, vor allem mangels bahnbrechender Neuerungen. Das kommende iPhone 17 Slim sei in Ausstattung und Preis kaum attraktiv – nur eine Kamera, kleiner Akku, höherer Preis als das 16 Plus. Auch die fehlende KI-Integration dämpfe die Fantasie. Hinzu kommen strukturelle Risiken: mögliche App-Store-Erlösrückgänge, Unsicherheit bei Zöllen auf Asienimporte und zunehmender Wettbewerb durch chinesische Anbieter.