Lithium. Es treibt Smartphones an, macht Elektroautos fahrbar und ist zentral für die Energiewende. Doch der weltweite Nachschub wird knapp. Besonders im Fokus steht deshalb Lateinamerika. Das sogenannte Lithium-Dreieck – bestehend aus Argentinien, Bolivien und Chile – rückt zunehmend in den Blickpunkt der rohstoffhungrigen Industrienationen.
In dieser Region befinden sich die größten bekannten Lithiumreserven weltweit. Der Rohstoff ist für Batterien in E-Fahrzeugen, Laptops und Energiespeichern unverzichtbar – seine Bedeutung als strategisches Element nimmt weiter zu. Während die globale Nachfrage explodiert, bleibt das Angebot begrenzt. Lithium gilt nicht ohne Grund als das „Öl des 21. Jahrhunderts“.
Laut der Lithium-Studie der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) aus dem Jahr 2023 könnte sich der weltweite Bedarf bis 2030 – je nach Entwicklung – um das Vier- bis Achtfache erhöhen. In der Analyse heißt es: „Aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften stellt Lithium für wiederaufladbare Batterien auch in den kommenden Jahrzehnten eine unverzichtbare, nicht substituierbare Schlüsselkomponente dar.“ Seine Leichtigkeit und Reaktivität machen es derzeit unersetzlich.
Besonders die steigende Nachfrage nach E-Autos könnte zu Versorgungsengpässen führen. Forschende der East China Normal University in Shanghai und der Universität Lund in Schweden warnen: Selbst bei ambitionierten Ausbauplänen werden Europa, die USA und China im Jahr 2030 nicht genügend Lithium zur Verfügung haben, um den Bedarf zu decken. Am kritischsten sei laut den Wissenschaftlern die Lage in Europa. Zwar wird erwartet, dass die Lithiumförderung innerhalb der EU deutlich zunimmt – bis 2030 auf geschätzte 325.000 Tonnen Lithiumcarbonatäquivalent jährlich. Doch dem stünde eine prognostizierte Nachfrage von rund 792.000 Tonnen gegenüber – die Lücke wäre also erheblich.
Diese absehbaren Engpässe könnten die geopolitische Rivalität deutlich verschärfen. Die G7-Staaten haben die strategische Bedeutung des Rohstoffs erkannt. Beim Gipfel in Kanada im Juni beschlossen die führenden Industrienationen (USA, Kanada, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien) einen Aktionsplan für kritische Rohstoffe.
Ziel ist es, die Abhängigkeit von autoritären Lieferländern – insbesondere China – zu verringern und eigene, stabile Lieferketten aufzubauen. Zu den besonders wichtigen Rohstoffen zählen neben Lithium auch Kobalt und seltene Erden. Sie sind essenziell für zahlreiche Zukunftstechnologien – etwa im Klima-, Digital-, Raumfahrt- und Verteidigungsbereich.
Doch bislang haben China und seine Unternehmen die Nase vorn. Peking investierte frühzeitig in Lithium und kontrolliert heute nicht nur Förderkapazitäten in Südamerika, sondern auch weite Teile der Weiterverarbeitung und Batterieproduktion. Die EU bemüht sich um Anschluss – unter anderem mit dem „Critical Raw Materials Act“. Dieses Gesetz soll den Zugang zu kritischen Rohstoffen langfristig sichern – durch eigene Lieferketten sowie strategische Partnerschaften, etwa mit Ländern Lateinamerikas. Damit will die EU ihre Klima- und Digitalziele bis 2030 absichern.
Enthält Material von dpa-AFX