Der Automobilkonzern Stellantis kehrt Wasserstoff den Rücken und stellt sein Programm zur Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie ein. Stellantis war einer der wenigen europäischen Großkonzerne, die in diesem Bereich überhaupt Produkte auf dem Markt hatten. Dessen Rückzug lässt die Wasserstoff-Allianz nun merklich schrumpfen – davon ist vor allem BMW betroffen.
Die wasserstoffbetriebenen Modelle von Stellantis hatten bisher eine Reichweite von 400–500 Kilometern, bei Tankzeiten von unter fünf Minuten. Stellantis begründete den Ausstieg mit der mangelhaften Tankstelleninfrastruktur, dem hohen Kapitalbedarf für Entwicklung und Produktion sowie dem Fehlen ausreichender Kaufanreize für Kunden. In der Mitteilung heißt es, die Technik biete mittelfristig keine wirtschaftlich tragfähige Perspektive, insbesondere im Nutzfahrzeugsegment.
Stellantis hatte zuvor angekündigt, neue Generationen wasserstoffbetriebener Transporter – unter anderem von Opel, Peugeot, Citroën und Fiat Professional – noch 2025 auf den Marktzu bringen. Die geplanten Produktionsstandorte in Polen und Frankreich sind davon nun betroffen. Mit dem Aus für die Produktstrategie steht auch die Beteiligung an der Brennstoffzellenfirma Symbio, einem Joint Venture mit Faurecia und Michelin, in einem neuen Licht. Symbio entwickelt und produziert Brennstoffzellensysteme – mit Fokus auf Anwendungen im Mobilitäts- und Transportbereich. Ob Stellantis seine Anteile halten oder sich aus dem Joint Venture zurückziehen wird, ist bisher offen.
Mit dieser Entscheidung fällt ein weiterer großer Player im Wasserstoffmarkt weg. Für die ohnehin schon überschaubare Zahl an Herstellern, die auf die Brennstoffzellentechnik setzen, ist das ein herber Rückschlag – allen voran für BMW. Der Münchner Konzern treibt derzeit gemeinsam mit Toyota die Entwicklung von H2-Pkw voran und sieht in der Brennstoffzelle ein wichtiges Standbein für große Fahrzeuge und lange Strecken. Die Idee: Während sich batteriebetriebene Fahrzeuge (BEVs) für den urbanen Alltag eignen, könnte Wasserstoff für Langstreckenmobilität und Flottenanwendungen zum Einsatz kommen.
Doch ohne ein Ökosystem aus Infrastruktur, Mitbewerbern und politischem Rückenwind gerät diese Vision ins Wanken. Auch wenn BMW an seiner Strategie festhält, wird das Wegbrechen von Stellantis den Druck erhöhen. Ähnlich betroffen sind Toyota, Hyundai und Renault, die weiterhin Wasserstofffahrzeuge in einzelnen Segmenten anbieten.