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Kommentar: Die 134-Prozent-Rally bei Volcon ist absolut unverdient

Kommentar: Die 134-Prozent-Rally bei Volcon ist absolut unverdient

18.7.2025 12:35:00 | Quelle: Der Aktionär | Lesedauer etwa 3 min.

Gestern schoss die Aktie von Volcon an der Nasdaq um 134 Prozent nach oben. Klingt nach Jackpot, dabei ist das Papier in Wahrheit für Anleger ein totales Fiasko. Doch Volcon ist kein Einzelfall und bedient sich eines simplen Tricks, um aus den Tiefen der absoluten Bedeutungslosigkeit wieder in den Fokus zu rücken. Ein Meinungsbeitrag. 



In seinem Essay „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ prägte Immanuel Kant mit der Deutung des Sprichworts „Sapere aude“ einen zeitlosen Appell: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Während Bildung in der Epoche der Aufklärung ein erstrebenswertes Ideal war, scheint sie bei heutigen Anlegern zunehmend in Vergessenheit zu geraten.

Wie sonst sind derart unvernünftige Kurskapriolen wie wir sie gestern bei Volcon gesehen haben zu erklären? Über 134 Prozent schnellte die Aktie nach oben, nachdem das Unternehmen angekündigt hatte, rund 500 Millionen Dollar in den Aufbau einer strategischen Bitcoin-Reserve zu pumpen. Das Geld dafür stammt aus einer Privatplatzierung, bei der 50.142.851 Aktien zu je 10 Dollar an institutionelle Investoren verkauft wurden.


Die jüngste Privatplatzierung fügt sich nahtlos in das bekannte Vorgehen des Unternehmens ein: Um die Kasse zu füllen, hat Volcon bereits in der Vergangenheit Aktien ausgegeben wie ein Vulkan Magma spuckt. Im Februar sammelte das Unternehmen über ein öffentliches Angebot zwölf Millionen Dollar ein, zuvor waren es im Juli 2024 bereits zwölf Millionen Dollar im Rahmen eines „At-the-Market“-Programms. Im November 2023 hatte Volcon durch die Ausgabe neuer Aktien 18 Millionen Dollar eingenommen, im Mai 2023 waren es neun Millionen Dollar. Hinzu kamen Wandelanleihen in Höhe von 27 Millionen Dollar, eine Kapitalerhöhung über 20 Millionen Dollar im Januar 2022 sowie gleich fünf Reverse-Splits seit dem Börsengang 2021.

Die gravierenden Folgen: Jede Finanzspritze hat die Aktienbasis aufgebläht wie einen Ballon kurz vor dem Knall. Ergebnis: Der Kurs krachte von (splitbereinigt) 3,2 Millionen US-Dollar im November 2021 auf mickrige 21,61 US-Dollar (Stand 17. Juli 2025). Das ist kein Rückgang – das ist ein Massaker, das Pennystocks wie einen Kindergeburtstag wirken lässt!



2021 startete Volcon mit großen Plänen: Elektro-Offroad-Bikes, die die Welt revolutionieren sollten. Der „Grunt EVO“ war das Vorzeigeprojekt, die Aktie explodierte nach dem Börsengang auf ein splitbereinigtes Hoch von 25,8 Millionen US-Dollar. Doch schneller, als man „Elektromobilität“ sagen kann, begann das Blutbad. Produktionsprobleme, lächerliche Umsätze und Verluste, die alle Alarmglocken schrillen lassen. Im letzten Quartal stand ein operativer Verlust von 2,51 Millionen Dollar bei einer EBIT-Marge von minus 340 Prozent zu Buche. Das ist kein Unternehmen mehr – das ist ein schwarzes Loch!


Und jetzt der Gipfel der Absurdität: Volcon plant, die 500 Millionen Dollar in großem Stil in Bitcoin zu investieren. Originell? Kaum – dutzende Firmen haben diesen Krypto-Stunt bereits verkündet. Lächerlich ist nur, wie Anleger blind auf diese Zombie-Aktie stürzen, sobald das Zauberwort „Bitcoin-Reserve“ fällt. Beispiele gibt’s zur Genüge: Metaplanet und Nakiki SE haben dasselbe Spiel gespielt und irrationale Kursfeuerwerke gezündet. Doch das ist kein Geschäftsmodell, sondern russisches Roulette mit einer vollgeladenen Waffe! Ein echter Bitcoin-Crash, und Volcon verschwindet vermutlich endgültig im Nichts.

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