Die Aktie von Redcare Pharmacy kann am Freitag klare Kursgewinne verzeichnen. Der MDAX-Titel profitiert von einer Hochstufung auf "Buy" aus dem Hause Kepler Cheuvreux. Das pikante: Es handelt sich um den zuständigen Analysten, der die Aktie der Online-Apotheke Anfang Juni mit einer kritischen Studie zu Fall gebracht hat.
Analyst Sven Sauer stuft den Wert wieder zurück von "Hold" auf "Buy" und schraubt den fairen Wert um 20 Euro auf nun 150 Euro nach oben. Der Experte begründet die Änderung des Votums mit "bedeutenden regulatorischen und rechtlichen Entwicklungen, die die zuvor geäußerten Bedenken hinsichtlich der Umstellung auf digitale Rezepte ausgeräumt und gleichzeitig den Wettbewerbsvorteil des Unternehmens gestärkt haben". Mit der bis 2027 geltenden Zertifizierung von CardLink sei die Kontinuität des reibungslosen eGK-Einlösungsprozesses gesichert, so Sauer.
Darüber hinaus verschaffe das jüngste Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) zur Preisgestaltung für verschreibungspflichtige Medikamente Online-Apotheken einen Wettbewerbsvorteil, auch wenn dieser nur von kurzer Dauer sei, ergänzt der Kepler-Experte.
Hintergrund: In einem jahrelangen Rechtsstreit zwischen einer DocMorris-Tochter und dem Bayerischen Apothekerverband (BAV) hat der BGH für die Online-Apotheke entschieden. Ausländische Versandapotheken dürfen demnach Boni auf verschreibungspflichtige Medikamente gewähren.
Laut Kepler-Analyst Sauer gebe es nach dem Urteil drei mögliche Szenarien. Mit 60 Prozent bewertet der Experte die Wahrscheinlichkeit, dass bis 2026 (erneut) eine Gesetzesänderung zum Verbot von Rx-Boni eingeführt wird. Dass der Status Quo beibehalten werde, schätzt Sauer auf 25 Prozent. Für eher unwahrscheinlich erachtet er, dass die deutsche Regierung die Preise für verschreibungspflichtigen Medikamente aller Apotheken in Deutschland liberalisieren werde, was den Kepler-Analysten zufolge zu einem Preiskampf führen und das negativste Szenario für Redcare darstellen würde.