Die lange kritisierte Doppelrolle von Oliver Blume steht vor dem Ende: Der Manager soll als Porsche-CEO abtreten, als Nachfolger ist Ex-McLaren-Chef Michael Leiters der Favorit. Der promovierte Ingenieur kennt zahlreiche Sportwagenbauer und trifft bei Porsche auf große Baustellen: Die wichtigsten Absatzmärkte und Finanzen stehen unter Druck, bei der Elektro-Transformation hapert es ebenfalls.
Der promovierte Maschinenbauer Leiters startete seine Karriere 2000 bei Porsche, ab 2006 verantwortete er als Projektleiter den Cayenne, später die SUV-Baureihe. 2014 wechselte er als Chief Technology Officer zu Ferrari und leitete mit Modellen wie dem SF90 und dem 296 die Hybrid-Ära ein. Zum 1. Juli 2022 übernahm Leiters den CEO-Posten bei McLaren bis er im April 2025 ausschied. Nun befindet er sich bereits in Gesprächen für die Position als Porsche-CEO. Leiters kennt sich in der Branche also bestens aus – allerdings warten auch einige Baustellen auf den Manager.
Rund 44 Prozent des Absatzes im ersten Halbjahr entfielen auf China und die USA. Doch der Druck auf den Märkten macht sich bemerkt: In China sanken die Auslieferungen gegenüber dem Vorjahr um 28 Prozent. Das Konsumklima ist geschwächt, heimische Wettbewerber wie Xiaomi greifen im Luxussegment an. In den USA bremsen dagegen die Importzölle. Porsche verfügt als einziger deutscher Hersteller über keinen Produktionsstandort in den USA. Im ersten Halbjahr belasteten die Zölle Porsche mit rund 400 Millionen Euro besonders.
Auch daher musste Porsche im laufenden Jahr bereits viermal seinen Ausblick revidieren. Schwarze Zahlen sind im Jahr 2025 nicht mehr garantiert. Zölle, schwache Märkte und Kostendruck zerren an den Margen. Das laufende Sparprogramm wurde vergangene Woche nochmals verschärft. Das ist ein richtiger Schritt, denn ohne stabile Marge dürfte kein glaubwürdiger Turnaround gelingen.
Das Cellforce-Projekt, ursprünglich gestartet mit Ambitionen für Eigenproduktion hochleistungsfähiger Batteriezellen, hat Porsche weitgehend eingestellt. Cellforce wird künftig nur die Forschung und Entwicklung übernehmen, während Fertigung und Ausbau gestoppt werden. Insgesamt muss Porsche bei der Elektrifizierung des Portfolios aufs Gas drücken – denn bisher verfügt der Sportwagenbauer mit Taycan und e-Macan erst über zwei E-Modelle. Immerhin: Mit dem Cayenne soll 2026 ein jahrelanger Beststeller als Stromer kommen.
Problematisch sind bei Porsche vor allem Verzögerungen bei wichtigen E-Modellen wie dem Macan. Hier belasteten vor allem Software- und Plattformprobleme die im Verbund mit weiteren Marken aus dem VW-Konzern entwickelt wurden. Bei der Software geht Porsche inzwischen eigene Wege. Doch bei der Entwicklung von zukünftigen Plattformen muss Porsche künftig schleuniger liefern, um neue Modelle pünktlich auf die Straßen zu bringen. Eine weitere Baustelle für den neuen CEO.