Der Quartalsbericht von Mercedes-Benz kam am Mittwoch bei den Investoren gut an. Die Aktie goutierte das Zahlenwerk mit einem Plus von 6,1 Prozent. Auch am Donnerstag knüpft das Papier an die gute Performance des Vortags an. Die Aktie klettert um weitere 0,3 Prozent. Rückenwind bekommt das Mercedes-Papier durch mehrere Hochstufungen der Analysten.
Mercedes-Benz musste zwar im dritten Quartal einen Gewinnrückgang um 30,8 Prozent sowie ein Minus beim Umsatz um 6,9 Prozent hinnehmen, jedoch waren die Analysten im Vorfeld von noch stärkeren Einbrüchen beim Premium-Autohersteller ausgegangen. Durchatmen war vor allem bei der Marge im Auto-Business angesagt. Diese konnte Mercedes um 0,1 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent steigern. Analysten hatten nach Aussagen des Managements im Vorfeld mit einem Wert eher am unteren Rand der aktuellen Jahresprognose von 4 bis 6 Prozent gerechnet.
"Alles in allem ein sehr starkes Quartal im Kontext des globalen Zoll- und Wirtschaftsumfelds", schrieb Jose Asumendi von JPMorgan. Die Privatbank Berenberg erhöhte das Kursziel für Mercedes-Benz im Anschluss an die Zahlen von von 56 auf 60 Euro. Der Autobauer habe im vergangenen Quartal in einem immer noch schwierigen Umfeld solide abgeschnitten und insbesondere mit dem Barmittelzufluss positiv überrascht, schrieb Romain Gourvil. Dazu kämen die wieder aufgenommenen Aktienrückkäufe. Optimistischer wurde auch Tim Rokossa von der Deutschen Bank. Er schraubte das Kursziel von 70 auf 79 Euro nach oben. Die Stuttgarter lieferten nun wieder ab, schrieb Rokossa. Vor allem der Barmittelzufluss sei besser als gedacht.
Aus technischer Sicht schaffte die Aktie einen dynamischen Ausbruch innerhalb der laufenden Seitwärtsphase der letzten Wochen. "Das Tagesvolumen ist deutlich erhöht, was den Ausbruch mittels Opening-Gap untermauert. Fazit: Technisches Bild kurzfristig dynamisch, mittelfristig aufhellend. Nächste Widerstände bei rund 59 Euro sowie 62,50 bis 63,20 Euro. Pullbacks in die Zone 55,00 bis 55,50 Euro sind aber durchaus möglich“, so Charttechnik-Spezialist Martin Utschneider von RoboMarkets Deutschland.
Ist der Optimismus gerechtfertigt? Mercedes befinde sich am Anfang einer beispiellosen Produktoffensive, die mit dem neuen elektrischen CLA aus dem Einstiegssegment bereits vor einigen Monaten angefangen habe, sagte CEO Ola Källenius auf der IAA Mobility in München. Dem CLA soll jetzt ein neues Kompaktmodell folgen. Die Konsumenten sollen also weiterhin „einen bezahlbaren Zugang zur Marke Mercedes-Benz haben, so Vertriebschef Mathias Geisen gegenüber der Automobilwoche. Darüber hinaus wurde die Laufzeit der wichtigen A-Klasse bis 2028 verlängert. Ursprünglich sollte das Modell 2026 auslaufen. "Mercedes bewegt sich zurück zu seiner früheren Rolle - und das ist gut so. Der Ausflug ins reine Luxus-Segment ist beendet und das ist richtig. In China läuft jetzt der neue CLA vom Band. Das ist wichtig und macht Mut. In Europa ist bald der GLC dran und dann sechs oder neun Monate später in China. Also, da kommt was. Aber für die Zukunft braucht man mehr Fahrzeug-Preise, die auch den Chinesen Spaß machen" sagt Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut. Einen neuen Verkaufsschlager könnte Mercedes gut gebrauchen. „Mercedes ist in den letzten Jahren relativ orientierungslos durch die Automobilwelt gefahren“, sagt Auto-Experte Frank Schwope, Lehrbeauftragter für Automotive Management an der Fachhochschule des Mittelstands Köln (FHM Köln) gegenüber DER AKTIONÄR.
Enthält Material von dpa-AFX