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Lockheed Martin: Kommt die 'neue Concorde' aus den USA?

Lockheed Martin: Kommt die 'neue Concorde' aus den USA?

1.11.2025 09:30:00 | Quelle: Der Aktionär | Lesedauer etwa 4 min.

Gerade hat der US-Konzern Lockheed Martin in Zusammenarbeit mit der NASA den ersten Flug seines Überschall-Flugzeugs X-59 erfolgreich abgeschlossen – wenn auch ziemlich langsam. Der etwas verrückt anmutende, besonders leise Jet soll den Weg für schnellere kommerzielle Flugreisen ebnen und könnte in ein paar Jahren eine neue Concorde werden. 

Mit einer Verspätung von fast drei Jahren hat die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA am vergangenen Dienstag ihren experimentellen Prototyp für ein Überschall-Passagierflugzeug erstmals erfolgreich fliegen lassen. Beim Jungfernflug in Kalifornien erreichte die gemeinsam mit dem Flugzeugbauer Lockheed Martin entwickelte X-59 QUeSST allerdings nur eine Geschwindigkeit von 400 km/h. Das war auch so gewollt. 

Die Abkürzung "QUeSST" steht für Quiet Supersonic Technology (leise Überschallflug-Technologie). Dank neu entwickelter Techniken sollen künftige Überschallflüge leiser werden. Das Fluggeräusch und auch der Überschallknall, der gemeinhin beim Durchbrechen der Schallmauer auftritt, sollen minimiert werden. Bei weiteren Testflügen wollen NASA und Lockheed Martin Skunk Works neben technischen Entwicklungen auch feststellen, wie die optimale Geschwindigkeit und Flughöhe aussieht, um einen möglichst leisen Überschallknall zu erzielen. 

Eines der auffälligsten Merkmale der X-59 ist ihre lange, schlanke Nase, die fast ein Drittel der Gesamtlänge des Flugzeugs ausmacht, das etwas mehr als 30 Meter (99,7 Fuß) misst. Diese spezielle Form hilft, die Stoßwellen zu "brechen", die den Überschallknall verursachen. Künftig soll nur noch ein dumpfes Geräusch wie das Zuschlagen einer Autotür am Boden zu hören sein. 

Durch dieses Design befindet sich das Cockpit fast in der Mitte des Rumpfes, was dem Piloten die direkte Sicht nach vorne verwehrt. Um ihn nicht "blind" fliegen zu lassen, wird ein externes Sichtsystem namens 'eXternal Vision System' verwendet, das aus hochauflösenden Kameras besteht, die Bilder auf einen Monitor im Cockpit projizieren. 

Das ungewöhnlich geformte, pfeilähnliche Einsitzer-Flugzeug soll in den kommenden Monaten bei weiteren Testflügen Geschwindigkeiten von bis zu Mach 1,4 erreichen. In einigen Jahren soll der Prototyp in größerer Form in die zivile Luftfahrt überführt werden. 

Sollte das Konzept bestätigt werden, könnte es den Weg für die Rückkehr des kommerziellen Überschallflugs ebnen – ohne die Lärmbelastung, die den Einsatz von Flugzeugen wie der Concorde in der Vergangenheit einschränkte. Und mit effizienterer Treibstoff-Technologie. US-Verkehrsminister Sean Duffy sagte, die Entwicklung habe das Potenzial, die Art und Weise, wie die Bevölkerung fliegt, zu verändern. 

Eine solche neue Generation von Überschallflugzeugen könnte dann Passagiere und Fracht mit höherer Geschwindigkeit und damit schneller transportieren. Von New York nach London käme man dann in etwa dreieinhalb Stunden Flugzeit. 

Auf die Aktie von Lockheed Martin hatte der erfolgreiche Jungfernflug keinen großen Einfluss. Seit dem 21. Oktober schwankt der US-Rüstungswert zwischen 483 und 493 Dollar. Am Freitag ging der Lockheed-Kurs bei 491,88 Dollar ins Wochenende. 

Lockheed Martin ist nicht der einzige Konzern, der an Überschall-Passagierflugzeugen arbeitet. Auch die (noch) nicht börsennotierte US-Firma Boom Supersonic forscht – und ist sogar weiter fortgeschritten als Lockheed. Im Januar und Februar dieses Jahres wurde bei Testflügen mit der XB-1 bereits mehrmals die Schallmauer durchbrochen. 

Dabei wurden auch noch Bestmarken in der Höhe und der Geschwindigkeit aufgestellt: Die XB-1 erreichte eine Geschwindigkeit von 671 Knoten, umgerechnet 1.243 km/h, was laut Boom Supersonic Mach 1,18 entsprach. Zudem stieg die Maschine bis auf eine Höhe von 36.514 Fuß auf, knapp 11,13 Kilometer. 

Nach den erfolgreichen Tests mit dem kleinen Flitzer sollen schon ab dem Ende dieses Jahrzehnts Passagiere befördert werden. Die 'Boom Overture' soll die erste Überschall-Passagiermaschine seit der Concorde werden. In dem Flugzeug, das mit einer Geschwindigkeit von Mach 1,7 über Wasser und Mach 1 über Land fliegen soll, können dann wohl bis zu 80 Passagiere mitfliegen. Nach eigenen Angaben liegen dem Luftfahrt-Unternehmen bereits 130 Bestellungen vor, unter anderem von United Airlines und American Airlines. 

In Europa gibt es übrigens keine solche Entwicklung. Zivile Überschallflüge sind mit den derzeitigen Antriebstechniken einfach zu teuer und zudem klimaschädlich. 

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