Nvidia rutscht heute vorbörslich erneut rund drei Prozent ab, nachdem die Aktie gestern bereits mit minus 3,6 Prozent aus dem Handel gegangen ist. Auch Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Meta und Tesla müssen vor US-Handelsstart Verluste in Kauf nehmen. Der KI-Sektor bekommt aktuell die Nervosität der Anleger zu spüren. Dabei investieren die größten Tech-Konzerne der Welt so viel wie nie – und Nvidia entpuppt sich schon vor dem eigenen Quartalsbericht als größter Profiteur der Berichtssaison.
In fünf Tagen steht das Highlight der laufenden Berichtssaison an: Am 19. November wird Nvidia seine Q3-Zahlen vorlegen. Doch seit der Chip-Gigant am 29. Oktober als erstes Unternehmen der Welt die astronomische 5-Billionen-Dollar-Bewertung erreichte, schwächelt die Aktie.
Auslöser für den heutigen Rücksetzer ist unter anderem ein Bericht des Wall Street Journal, wonach ausgerechnet Nvidias beste Kunden Amazon und Microsoft die US-Gesetzesinitiative unterstützen, die die Exportmöglichkeiten für Nvidia-Chips nach China weiter einschränken soll. Amazon und Microsoft unterstützen den „Gain AI Act“ aus einem klaren Eigeninteresse: Die Regelung würde ihnen bevorzugten Zugang zu Nvidias High-End-Chips sichern – ein massiver Vorteil in einem Markt, in dem GPU-Knappheit das größte Problem ist.
Gleichzeitig herrscht am Markt eine spürbare Nervosität, die vor allem den Tech-Sektor erfasst hat. Nach Monaten fast ungebremster KI-Euphorie reagieren Anleger plötzlich empfindlich auf jede Schlagzeile. Viele sitzen mit einem Fuß auf dem Bremspedal und nehmen Gewinne schneller mit. Das Ergebnis: Übertriebene Ausschläge nach unten, die eher stimmungsgetrieben sind als fundamental begründet.
Obwohl Nvidia noch gar keine Zahlen veröffentlicht hat, sehen Analysten das Unternehmen bereits jetzt als den größten Gewinner der laufenden Berichtssaison. Denn Amazon, Alphabet, Meta und Microsoft haben bei ihren eigenen Berichten angekündigt, ihre Investitionsbudgets massiv auszuweiten – und der Großteil davon soll in KI-Infrastruktur fließen, sprich in die Produkte von GPU-Marktführer Nvidia.
Meta verdoppelt die Investitionsausgaben im Vergleich zum Vorjahr auf bis zu 72 Milliarden Dollar, Alphabet strebt dieses Jahr Investitionen in Höhe von 92 Milliarden Dollar und Amazon sogar in Höhe von 125 Milliarden Dollar an. Bei Microsoft sollen die Investitionsausgaben ebenfalls schneller steigen als bisher angenommen. Und dabei "führen alle Wege zu Nvidia", wie Mizuho-Analyst Jordan Klein betont. Denn Nvidia profitiert sofort und direkt von jedem Dollar, den die Tech-Konzerne in KI stecken.
Hinzu kommt, dass der Markt bei Nvidia immer noch zu konservativ rechne, meint Stacy Rasgon vom Analystenhaus Bernstein. Nvidia könnte demnach im Geschäftsjahr 2026 weit mehr als 300 Milliarden Data-Center-Umsatz generieren, wohingegen die Bloomberg-Konsensschätzung gerade einmal von rund 190 Milliarden Dollar ausgeht.
Die Verschnaufpause, die sich Nvidia nach dem Sprint auf das Rekordhoch gönnt, liegt technisch völlig im Rahmen. Bei 167 Dollar liegt eine Unterstützung, die bei kleineren Kursrutschen der vergangenen Monate stets gehalten hat. Solange der Kurs nicht unter die 200-Tage-Linie fällt, bleibt das Chartbild klar bullish. Nach einem Trendbruch sieht es noch lange nicht aus.