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Lufthansa: Bieter-Kampf um Star-Alliance-Partner?

Lufthansa: Bieter-Kampf um Star-Alliance-Partner?

20.11.2025 15:32:00 | Quelle: Der Aktionär | Lesedauer etwa 3 min.

Bei der spanischen Air Europa musste man Turkish Airlines den Vortritt lassen. Nun bemühen sich Air France-KLM und Lufthansa um eine größere Beteiligung an der Fluggesellschaft TAP Portugal. Auch British-Airways-Mutter IAG soll Interesse haben. Die Lufthansa-Aktie gibt angesichts eines möglicherweise teuren Bieter-Wettkampfs leicht nach. 

Im Mai hatten die Lufthansa und Air France-KLM ihre Verhandlungen über den Erwerb einer 25-prozentigen Beteiligung an der spanischen Fluggesellschaft Air Europa abgebrochen. Die hohe Bewertung durch die Eigentümerfamilie Hidalgo schreckte ab. Vor knapp zwei Wochen wurde dann bekannt, dass die spanische Fluggesellschaft Air Europa eine Vereinbarung mit Turkish Airlines abgeschlossen hat, die eine Investition von 300 Millionen Euro bei Air Europa vorsieht. 

Nun versuchen sich gleich mehrere Konzerne an TAP Portugal. Gestern meldete die Fluggesellschaft Air France-KLM, dass man sich um einen Einstieg bei der portugiesischen Staats-Airline TAP bewirbt. Damit ist der französisch-niederländische Airline-Konzern der erste, der sich öffentlich zu diesem Schritt bekennt. 

Die portugiesische Regierung will 44,9 Prozent der Airline an einen
Investor aus der Branche verkaufen. Interessenten können sich noch bis zum
22. November anmelden. Weitere fünf Prozent der Anteile sind für
TAP-Beschäftigte reserviert. Damit wäre der Staat zunächst weiterhin
Mehrheitsgesellschafter mit etwas über 50 Prozent der Anteile. Erste Gebote sollen die Interessenten voraussichtlich bis etwa Anfang April
vorlegen. 

Heute hat auch der Lufthansa-Konzern sein Interesse kundgetan. Man wolle eine aktive Rolle bei der Privatisierung von TAP Air Portugal übernehmen, seit langem Partner in der Star Alliance. Ziel sei es, die globale Anbindung Portugals zu stärken, die portugiesische Identität von TAP zu bewahren und das Wachstum der Airline nachhaltig zu sichern", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. 

Die Lufthansa Group ist seit mehr als 70 Jahren in Portugal aktiv. Aktuell bieten die Airlines der Gruppe mehr als 280 wöchentliche Flüge von und nach Portugal an. Das Unternehmen beschäftigt über 400 Fachkräfte in dem Land. Mit dem Bau eines neuen Lufthansa Technik Standorts für Reparaturen von Triebwerksteilen und Flugzeugkomponenten in Santa Maria da Feira nahe Porto soll diese Zahl bis 2030 auf 1.000 steigen. 

Durch eine engere Kooperation würde Lissabon als atlantisches Drehkreuz im Netzwerk der Lufthansa Group gestärkt. Die Konnektivität zwischen Europa und anderen Weltregionen wie Südamerika, Afrika oder Nordamerika könnte ausgebaut werden. Die Portugiesen sind auf den Routen nach Brasilien stark im Geschäft. Insgesamt beförderte TAP im vergangenen Jahr rund 16 Millionen Passagiere. Nach fünf Verlustjahren in Folge schreibt das Unternehmen seit 2022 schwarze Zahlen. 

Lufthansa hat bereits die Staatsgesellschaften Österreichs, der Schweiz und Belgiens übernommen und zuletzt eine Minderheit an der italienischen ITA erworben. Grundsätzliches Interesse an TAP wird auch der British-Airways-Mutter IAG nachgesagt. 

Die Lufthansa-Aktie, die am Vortag noch bis auf 8,02 Euro zulegte, rutscht am Donnerstag wieder leicht zurück. Am Nachmittag steht der MDAX-Wert mit 7,81 Euro 1,2 Prozent im Minus (siehe Chart). Der MDAX selbst pendelt wenig verändert um seinen Vortagsschluss bei nun 28.670 Punkten.  

Während die Bild-Zeitung kurzzeitig bereits einen Bieterkampf aufziehen sah, schwächte sie die Headline zuletzt ab. "Lufthansa heiß auf Portugals Staats-Airline" schreiben die Kollegen nun. Tatsächlich geht es der Lufthansa um Ausbau ihres internationalen Geschäfts. 

Die traditionelle Seefahrtnation und Kolonialmacht Portugal ist weltweit ungewöhnlich gut vernetzt. Dazu zählen auch Flüge nach Peking, Shanghai und Hongkong, letzteres nahe der früheren, portugiesischen Kolonie und heutigen chinesischen Sonderverwaltungszone Macau. TAP galt deswegen schon länger auch für Lufthansa als Beteiligungsmöglichkeit. 

Noch eine kurze Meldung: Verdi hat eine Tarifeinigung mit der Lufthansa-Tochter Eurowings für die Kabinenbeschäftigten erzielt. Demnach sollen die Vergütungen der rund 1.800 Kabinenbeschäftigten in zwei Schritten um insgesamt 5,4 Prozent erhöht werden. Zudem sollen die Mehrflug-Stundenvergütungen künftig dynamisch mit jeder Tariferhöhung steigen. Die Ergebnisbeteiligung wird auf bis zu 1.600 Euro jährlich erhöht. 

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