FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt ist nach seiner jüngsten Erholungsrally am Donnerstag etwas zur Ruhe gekommen. Der Dax stieg zuletzt um 0,4 Prozent auf 23.818 Punkte und baute seinen Anstieg seit vergangenen Freitag, als er bis auf das Niveau vom Mai abgesackt war, auf mehr als drei Prozent aus.
Für den MDax mit den mittelgroßen deutschen Werten ging es am Donnerstagnachmittag um 1,0 Prozent auf 29.505 Zähler nach oben. Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 stieg um 0,1 Prozent.
"Der Dax hat die November-Verluste nahezu wieder ausgeglichen. Seit die amerikanische Notenbank Zinshoffnungen geweckt hat, ist von Angst auf dem Parkett kaum mehr etwas zu spüren. Aus dem November-Blues ist in kürzester Zeit eine Thanksgiving-Rally geworden", kommentierte Marktanalyst Jochen Stanzl von der Consorsbank.
Getrieben wurden die Märkte zuletzt vor allem von der Hoffnung auf ein Kriegsende in der Ukraine sowie einem gewissen Zinsoptimismus. In den USA schaffte es der marktbreite S&P 500 am Vorabend erneut, an seinen Korrekturtrend vom Rekord Ende Oktober heranzukommen. An diesem Donnerstag findet in den Vereinigten Staaten wegen des Thanksgiving-Feiertags kein Börsenhandel statt.
Die seit einiger Zeit kursierenden Spekulationen über eine Übernahme des deutschen Sportartikelherstellers Puma erhielten neue Nahrung. Um mehr als 17 Prozent auf knapp 20 Euro schnellte der im Börsenjahr 2025 bislang so enttäuschende Aktienkurs nach oben. Zuletzt betrug das Plus 15,5 Prozent. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete aus informierten Kreisen über Kaufinteresse aus China. So erwäge der Konkurrent Anta Sports einen Kauf der Herzogenauracher. Als weitere mögliche Interessenten nennt Bloomberg Li Ning und auch die japanische Asics.
Für die Anteilsscheine der Deutschen Börse ging es an der Dax-Spitze um 4,3 Prozent nach oben auf den höchsten Stand seit Mitte Oktober. Die US-Bank JPMorgan stufte die Aktien von "Neutral" auf "Overweight" hoch und erhöhte das Kursziel auf 292 Euro. Die aktuelle Bewertung werde der Qualität und breiten Aufstellung des Börsenbetreibers nicht gerecht, argumentierte Analyst Enrico Bolzoni.
Die Titel von Eon büßten nach einer Studie 2,1 Prozent ein und waren damit schwächster Dax-Wert. Goldman-Sachs-Experte Alberto Gandolfi erinnerte die Anleger daran, dass jederzeit mit dem Plan der Bundesnetzagentur für die künftigen regulatorischen Rahmenbedingungen zu rechnen sei. Auf ungünstigere Konditionen könnte der Versorger mit geringeren Investitionen reagieren, betonte der Analyst und senkte sein Kursziel für die Aktie.
Wacker Chemie will wegen der fortgesetzten Branchenflaute im Rahmen des in groben Zügen angekündigten Kostenprogramms jährlich mehr als 300 Millionen Euro sparen. Die Hälfte der Summe soll durch den Abbau von voraussichtlich weltweit mehr als 1.500 Stellen erreicht werden, fast ein Zehntel aller Arbeitsplätze. Der Kurs der Aktie legte um 2,5 Prozent zu.
Die Papiere von Bechtle reagierten mit einem Kursplus von 8,1 Prozent und dem höchsten Niveau seit Juli 2024 auf die Nachricht von einem Großauftrag. Der IT-Dienstleister schloss zwei Rahmenverträge mit der zentralen öffentlichen Beschaffungsstelle für kommunale IT-Dienstleister (ProVitako). Das Vertragsvolumen beläuft sich auf bis zu 501 Millionen Euro.
Die Aktien von Salzgitter erklommen das höchste Niveau seit Sommer 2023. Zuletzt stiegen sie um 4,2 Prozent und bauten ihr Jahresplus auf gut 123 Prozent aus. Die Papiere des Stahlkonzerns profitieren von der Aussicht auf ein weniger protektionistisches Handelsumfeld in Europa mit geringeren Importquoten für Stahl sowie auf mögliche Geschäfte in der Ukraine, sobald der Krieg endet./edh/jha/
Von Eduard Holetic, dpa-AFX