(neu: Aussagen aus Pressekonferenz, Aktienkurs, Analyst)
MANNHEIM/OFFENBACH (dpa-AFX) - Der Industriedienstleister Bilfinger will in den kommenden Jahren noch schneller wachsen als bisher und zudem profitabler werden. Bis 2030 sei im Schnitt ein jährliches Umsatzplus von 8 bis 10 Prozent angepeilt, teilte das MDax-Unternehmen am Dienstag zum Kapitalmarkttag mit. Davon sollen als Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf den Unternehmenswert (Ebita) 8 bis 9 Prozent übrigbleiben. Wachsen wollen die Mannheimer sowohl aus eigener Kraft als auch durch Zukäufe.
Die in diesem Jahr bereits stark gelaufene Aktie erreichte im frühen Handel ein Rekordhoch, zuletzt stand sie mit gut drei Prozent im Plus. Die Erwartungen an den Kapitalmarkttag von Bilfinger seien in den vergangenen Monaten bereits stark gestiegen, hatte jüngst Analyst Michael Kuhn von der Deutschen Bank geschrieben. Als sich das Unternehmen zuletzt im Februar 2023 mittelfristige Ziele gesetzt habe, habe man diese am Markt bezweifelt. "Zweieinhalb Jahre später hat sich die Glaubwürdigkeit erheblich verbessert", schrieb Kuhn in seinem Ausblick auf den Kapitalmarkttag.
Weltweit geht Bilfinger von einem durchschnittlichen jährlichen Marktwachstum von 1 bis 2 Prozent in seinen vier Kernindustrien aus. Zu diesen zählen Chemie und Petrochemie, Energie, Öl und Gas sowie Pharma und Biopharma. Zudem will das Unternehmen bis 2030 jährlich 3 bis 4 Prozent aus eigener Kraft dank einer steigenden Nachfrage nach Outsourcing und Marktexpansion wachsen. Darüber hinaus sollen Zukäufe im Schnitt jährlich für ein weiteres Wachstum von etwa 4 Prozent sorgen.
"Unsere Ambitionen bauen auf der starken Performance der letzten Jahre auf, die durch die wachsende Nachfrage unserer Kunden nach mehr Effizienz und Nachhaltigkeit in volatilen Märkten getrieben wurde", sagte Unternehmenschef Thomas Schulz. Bilfinger mache gutes Geschäft, wenn Firmen auch gutes Geschäft machten. Aber das Unternehmen könne auch gutes Geschäft machen, wenn Firmen unter Druck seien. Seit 2022 legten die Erlöse bei Bilfinger jährlich im Schnitt um 8 Prozent zu. Für 2025 peilt das Unternehmen einen Umsatz von etwa 5,4 Milliarden Euro an. Seit 2022 konnte Bilfinger auch die operative Marge deutlich steigern. Seinerzeit hatte sie - bereinigt um Kosten für ein Sparprogramm - 3,2 Prozent betragen; im laufenden Jahr soll sich die Marge auf 5,4 Prozent verbessern.
Im Vergleich zu den Vorjahren will das Management mehr Geld für Akquisitionen in die Hand nehmen. Bilfinger schaue sich nach Industriedienstleistern um, die in den Geschäftsbereichen des Unternehmens tätig sind, erläuterte Schulz. Dabei habe der Konzern vor allen die USA und den Nahen Osten im Blick. In Europa suchen die Mannheimer nach kleineren Übernahmezielen. Finanzieren könne Bilfinger Zukäufe neben eigenen Mitteln auch mit Krediten, fügte Finanzchef Matti Jäkel hinzu.
Derweil ändert das Unternehmen seine Segmentstruktur. Zukünftig sollen die Bereiche auf Regionen basieren. Zu der Region Westeuropa gehören ab 2026 Großbritannien, Belgien und die Niederlande. Deutschland, Österreich und die Schweiz (DACH), Skandinavien sowie der Geschäftsbereich Technologies werden Teil von Zentraleuropa. Der Bereich International umfasst Osteuropa, Naher Osten und Nordamerika.
Bilfinger ist auf die Planung, Errichtung, Wartung, Modernisierung und Automatisierung von Industrie- und Energieerzeugungsanlagen spezialisiert./mne/tav/jha/