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ROUNDUP/London: Putin trägt Verantwortung für Nowitschok-Anschlag

ROUNDUP/London: Putin trägt Verantwortung für Nowitschok-Anschlag

4.12.2025 15:45:32 | Quelle: dpa | Lesedauer etwa 3 min.

LONDON (dpa-AFX) - Der russische Präsident Wladimir Putin trägt einer Untersuchung zufolge die "moralische Verantwortung" für den Tod der Britin Dawn Sturgess nach einem Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok. Als Reaktion sanktionierte die britische Regierung am Mittag den russischen Militärgeheimdienst Gru. Großbritannien werde sich immer "gegen Putins brutales Regime stellen und seine mörderische Maschinerie als das bezeichnen, was sie ist", sagte Premierminister Keir Starmer.

Putin selbst habe die Operation im März 2018 genehmigt, die dem russischen Ex-Spion Sergej Skripal und seiner Tochter Julia in der britischen Stadt Salisbury gegolten hatte, teilte das Außenministerium mit. Beide hatten den Giftanschlag knapp überlebt. Verantwortlich gemacht werden insgesamt drei russische Geheimdienstoffiziere, zwei sollen den Anschlag ausgeführt haben.

"Ihr Tod war unnötig und willkürlich"

Die unbeteiligte Sturgess war Monate später, am 8. Juli 2018, im Alter von 44 Jahren im Krankenhaus gestorben, nachdem sie und ihr Lebensgefährte wohl über eine Parfümflasche versehentlich in Kontakt mit dem Nervengift gekommen waren. Ihr Lebensgefährte hatte Sturgess am 30. Juni kollabiert aufgefunden und den Notruf gewählt. Er selbst musste auch wochenlang im Krankenhaus behandelt werden, überlebte aber und leidet bis heute unter Spätfolgen.

Dem Bericht zufolge ist es sehr wahrscheinlich, dass genau diese Parfümflasche benutzt wurde, um den Türgriff von Skripals Haustür zu kontaminieren. Die Flasche sei dann "rücksichtslos" weggeworfen worden. Sturgess' Lebensgefährte hatte bei der Polizei angegeben, das Parfüm gefunden zu haben. In Kontakt mit dem Nervengift war damals auch der Polizist Detective Sergeant Nick Bailey gekommen, als er Skripals betrat. Er verbrachte zwei Wochen auf der Intensivstation.

Weltweites Aufsehen im Fall Skripal

Sturgess sei "völlig unschuldig" und Opfer der "grausamen" Handlungen anderer gewesen, sagte der Vorsitzende der Untersuchung, Anthony Hughes. "Ihr Tod war unnötig und willkürlich." Ziel der unabhängigen, knapp zehn Millionen Euro teuren Untersuchung war es auch, zu klären, ob der 2010 über einen Gefangenenaustausch nach Großbritannien gekommene Skripal besser hätte geschützt werden müssen.

Der Vater von Dawn Sturgess sagte, die Familie könne sie jetzt zurückhaben. Sieben Jahre lang sei über Dawn öffentlich gesprochen worden, nun könne sie in Frieden ruhen. Die Familie kritisierte, dass der Bericht keine Empfehlungen enthalte, wie Fälle dieser Art verhindert werden könnten.

Der Anschlag auf Skripal hatte weltweit für Aufsehen gesorgt. Großbritannien, Deutschland, die USA und andere Länder hatten Diplomaten ausgewiesen. Skripal ist heute 74 Jahre alt. Er war 2004 in Russland als Doppelagent aufgeflogen und wegen Spionage für die Briten zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Putin hatte den ehemaligen Oberst der Nachrichtenagentur PA zufolge persönlich als "Verräter, der sein Vaterland verlassen hat", bezeichnet./mj/DP/men