
Amazon hat die geltenden Gesetze einmal mehr missachtet. Dafür bekommt der US-Konzern nun die Quittung: Die italienischen Wettbewerbshüter haben gegen den Bezos-Konzern eine Strafe in Milliardenhöhe verhängt. An der Börse zeigten sich die Anleger davon unbeeindruckt, entspricht der Betrag verhältnismäßig doch eher einem Knöllchen für das Parken über einem Schachtdeckel, als einer echten Bestrafung.
Die italienische Kartellbehörde AGCM erlegte dem Internet-Konzern wegen Missbrauchs seiner Marktposition und der daraus resultierenden Verletzung des EU-Rechts eine Strafe von rund 1,1 Milliarden Euro auf. Amazon habe seine Stellung als Vermittler von Logistikdiensten auf der eigenen Plattform missbraucht und anderen Dienstleistern und Anbietern geschadet, hieß es in einer Mitteilung am Donnerstag .
Streitpunkt FBA
Konkret geht es den Angaben nach um den Service "Fulfillment by Amazon" (FBA), in Deutschland "Versand durch Amazon" genannt. Mit diesem bietet der Konzern Verkäufern an, die Versandlogistik zu übernehmen. Laut AGCM wurden an den Service Vorteile auf der Verkaufsplattform gekoppelt. Dadurch erhielten etwa Verkäufer eine bessere Sichtbarkeit oder konnten ihre Produkte unter dem Siegel "Amazon Prime" anbieten. Dies sei entscheidend für den Verkaufserfolg auf der Seite italienischen Amazon-Seite "Amazon.it".
Nach Ansicht der Wettbewerbsbehörde wendet Amazon bei Händlern, die den FBA-Service nicht nutzen, außerdem strengere Qualitätskontrollen an als bei anderen. Dies könne zu einer Sperrung von Accounts führen.
Logistikkonzerne und Online-Verkaufsplattformen geschädigt
Insgesamt habe Amazon konkurrierenden Logistikunternehmen im Bereich des E-Commerce geschadet, weil diese sich dem Service des Marktführers anpassen mussten, so die Behörde weiter. Zugleich seien auch andere Verkaufsplattformen geschädigt worden, weil Verkäufer zu Amazon gedrängt wurden. Die Kluft zwischen dem US-Giganten und den anderen sei damit größer geworden.
Treuhänder eingeschaltet
Die Strafe von mehr als einer Milliarde Euro spiegele das Ausmaß und die Dauer des Marktmissbrauchs sowie die Größe von Amazon wider, hieß es von der AGCM. Um dies künftig zu vermeiden, wurden dem Konzern Verhaltensmaßnahmen auferlegt, die ein Treuhänder überwachen soll. Amazon müsse gewährleisten, dass jeder Verkäufer - unabhängig davon, ob er die Versandlogistik des Konzerns nutzt oder nicht - zu denselben Privilegien Zugang hat und ebenso sichtbar ist wie andere.
Das macht die Amazon-Aktie
An der Börse zeigten sich die Anleger von der neuen Strafe unbeeindruckt: Die Amazon-Aktie kletterte am Donnerstagvormittag auf der Handelsplattform Xetra um 0,3 Prozent auf 3.106 Euro.
Hintergrund: Im abgelaufenen Quartal erwirtschaftete der US-Konzern trotz eines Einbruchs um rund 50 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal einen Gewinn von 3,1 Milliarden Dollar (rund 2,7 Milliarden Euro). In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres Stand ein Gewinn von rund 23 Milliarden Euro zu Buche. Das Begleichen der Strafe dürfte daher für Amazon ein Kinderspiel sein. Ob der Online-Riese daher aus seinem Fehlerverhalten lernt, darf daher stark angezweifelt werden.
