
Boeings 737 Max darf nach mehr als anderthalb Jahren Startverbot wieder abheben – vorausgesetzt es wird eine neue Steuerungssoftware in den Flugzeugen installiert. An der Börse sorgt die Entscheidung der US-Luftfahrtbehörde FAA für Begeisterung.
Der Krisenjet war im März 2019 im Zuge zweier Abstürze mit insgesamt 346 Toten aus dem Verkehr gezogen worden. Als Hauptursache der Unglücke galt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm. Boeing hatte die Probleme eigentlich bereits nach dem ersten Absturz beheben wollen. Doch es traten wiederholt weitere Mängel auf, sodass es letztlich rund 20 Monate dauerte, bis die FAA am Mittwoch das Flugverbot für die 737 Max aufhob.
Europas Luftfahrtbehörde EASA hatte bereits Mitte Oktober erklärt, dass die 737 Max wieder ausreichend sicher sei und damit ihre Zustimmung zu einer Wiederzulassung signalisiert. Experten rechnen nun damit, dass weitere Aufsichtsbehörden nach der FAA-Entscheidung ebenfalls zügig grünes Licht geben werden. Neben der EASA hatten Kanadas und Brasiliens Aufseher bereits bei Teilen des Wiederzulassungsverfahrens mit der FAA kooperiert.
Finanzielle Schwierigkeiten
Das 737-Max-Desaster hat Boeing finanziell stark unter Druck gebracht. Der Jet war bis zu den Abstürzen das bestverkaufts Modell. Zahlreiche Kunden stornierten ihre Bestellungen, Boeing entstanden etliche Milliarden an Kosten. In den drei Monaten bis Ende September fiel bei dem Konzern bereits der vierte Quartalsverlust in Folge an.
Zu der Krise um den Unglücksflieger kam in diesem Jahr der Geschäftseinbruch durch die Corona-Pandemie hinzu. Der Konzern reagiert auf die klamme Finanzlage mit drastischen Sparmaßnahmen und will seine Mitarbeiterzahl bis Ende 2021 auf rund 130 000 senken. Zum Vergleich: Anfang 2020 hatte Boeing noch etwa 160 000 Beschäftigte.
Das macht die Aktie von Boeing
Am Finanzmarkt wurden die Neuigkeiten mit Erleichterung aufgenommen. Die Boeing-Aktie -0,87% legte im vorbörslichen US- Handel über fünf Prozent zu. Schon am Vortag hatte sie – beflügelt von der Aussicht auf die Wiederzulassung – mehr als acht Prozent an Wert gewonnen.
Auch wenn die Wiederzulassung der 737 Max für Boeing eine große Erleichterung ist, blickt der US-Flugzeugriese weiter äußerst schwierigen Zeiten entgegen. Der Konzern rechnet mit einer Durststrecke, die die Nachfrage nach Flugzeugen dauerhaft dämpfen wird. Boeing geht davon aus, dass es etwa drei Jahre dauern wird, um das Niveau von 2019 wieder zu erreichen.
