
Am deutschen Aktienmarkt zeichnet sich ein freundlicher Auftakt für die neue Handelswoche ab. Etwas stabilisiert dürfte der DAX+1,59% am Montag nach der schwachen Vorwoche in den Handel starten. Am Morgen wurde der deutsche Leitindex zeitweise rund 0,6 höher bei 15.185 Punkte taxiert. Ein erneuter Test der runden Marke von 15.000 Punkten scheint damit zunächst abgewendet, nachdem den Technologiewerten an der US-Börse Nasdaq am Freitag ein versöhnlicher Wochenausklang gelungen war. Der EuroStoxx 50 +1,52% wird am Montag ein halbes Prozent fester erwartet.
Aufgrund der deutlich gestiegenen Renditen am Anleihemarkt und der Aussicht auf Zinserhöhungen sei die Stimmung am Aktienmarkt aber generell getrübt, hieß es von der Helaba im Tagesausblick. Zudem zeichne sich in der Ukraine-Russland-Krise keine Entspannung ab, die geopolitischen Risiken hielten die Energiepreise hoch. Skeptisch ist auch der Charttechnik-Experte Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel: "Die übergeordneten chart- sowie markttechnischen Warn- und Schwächesignale im DAX werden auch zum Wochenstart intakt bleiben." Folgende Themen könnten die Kursentwicklungen am Montag beeinflussen:
1. Vorgaben aus den USA
In den USA haben die wichtigsten Tech-Indizes einen Teil ihrer sehr herben Vortagesverluste wieder aufgeholt. Positiv aufgenommene Geschäftszahlen des weltgrößten Online-Händlers Amazon +3,06% beruhigten am Freitag die Anleger. Allerdings hielten überraschend gut ausgefallene Jobdaten die Furcht vor einer zu straffen Geldpolitik wach. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 +2,62% stieg um 1,3 Prozent auf 14.694 Punkte. Der Leitindex Dow Jones Industrial +1,34% gab hingegen um 0,1 Prozent auf 35.089 Punkte nach.
2. Vorgaben aus Asien
Die wichtigsten Aktienmärkte in Asien sind ohne einheitliche Richtung in die neue Woche gestartet. Die freundliche Verfassung der US-Technologiemärkte hellte in Asien die Stimmung nicht grundlegend auf. Der japanische Leitindex Nikkei 225 +1,39% schloss am Montag mit einem Abschlag von 0,7 Prozent. Der Hang-Seng-Index +3,08% in der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong büßte 0,3 Prozent ein, während der chinesische CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen vom chinesischen Festland nach der Feiertagsruhe der Vorwoche um 1,5 Prozent zulegte.
3. Ölpreise tendieren uneinheitlich
Die Ölpreise haben sich am Montag unterschiedlich entwickelt. So verteuerte sich ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent auf 93,59 US-Dollar. Das waren 32 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel hingegen um 17 Cent auf 92,14 Dollar.
4. Konjunkturdaten
Zum Wochenauftakt stehen nur wenige Konjunkturdaten auf dem Programm. So veröffentlicht China den Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe, während Japan die Frühindikatoren vorlegt. Aus der Eurozone folgt zudem das Sentix-Investorenvertrauen und in Deutschland werden Zahlen zur Industrieproduktion veröffentlicht. Am Nachmittag legen die USA zudem Daten zu den Konsumentenkredite vor.
5. Unternehmensnews
Hierzulande sorgten am Montag einige Geschäftszahlen für Kursbewegungen. Aurubis +1,41% startete mit einem Gewinnsprung in das neue Geschäftsjahr. Der Kupfer- und Metallrecyclingkonzern profitiert von der hohen Rohstoffnachfrage, auch im Zuge der Digitalisierung der Welt sowie der wachsenden Elektromobilität. Dies sorgt für hohe Kupferpreise und damit auch für hohe Raffinierlöhne für die Produktion des Metalls. Auf Tradegate notierten die Titel 1,7 Prozent höher zum Xetra-Schluss. Mitte Januar erst hatte Aurubis die Jahresprognose angehoben. Die Aktien war daraufhin auf ein Rekordhoch gestiegen.
Ceconomy +0,44% sanken nach Quartalszahlen auf Tradegate um 1,1 Prozent im Vergleich mit ihrem Xetra-Schlusskurs am Freitag. Der Elektronik-Einzelhändler habe durch die Bank schlechter als erwartet abgeschnitten, sagte ein Börsianer. Immerhin habe das Unternehmen den Ausblick beibehalten.
Zudem veröffentlichen am Montag folgende Unternehmen Quartalszahlen: Der Biotechnologie-Konzern Amgen <US031162100> und der Spielehersteller Hasbro +0,62%
Die Übernahme der Aareal Bank +0,38% durch die Finanzinvestoren Advent und Centerbridge ist vom Tisch. Die Mindestannahmeschwelle von 60 Prozent sei nicht erreicht worden, teilte ihre Zweckgesellschaft Atlantic BidCo am Freitagabend nach Börsenschluss mit. Daher sei das Angebot erloschen und werde rückabgewickelt. Auf Tradegate fielen die Aareal-Aktien am Montag um fast sieben Prozent zum Xetra-Schluss. Das Scheitern der Übernahme sei letztlich aber keine Überraschung, urteilte ein Händler und zeigte sich erstaunt vom Kursrutsch.
Morgan Stanley stufte Fraport +4,13% auf "Overweight" hoch. Die Papiere des Flughafenbetreibers gewannen auf Tradegate 1,6 Prozent. Analyst Nicolas Mora ordnete seine Präferenzen unter Flughafenbetreibern neu - und setzt dabei stärker auf Werte mit Chancen im Einzelhandel und einem internationalen Fußabdruck.
6. USA verstärken Nato-Truppen in Europa
Im Rahmen der angekündigten Verstärkung der US-Truppen in Europa sind am Sonntagnachmittag weitere amerikanische Soldaten in Polen gelandet. Das zeigten Bilder des Nachrichtensenders TVN24 vom Flughafen in Jasionka bei Rzeszow. Polens Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak sagte zum Empfang, Abschreckung und Solidarität seien die beste Antwort auf eine "aggressive Politik" Russlands. Die ersten zusätzlichen US-Soldaten waren schon am Samstag angekommen.US-Präsident Joe Biden hatte die Aufstockung der US-Truppen in Europa angekündigt, um die Ostflanke der Nato angesichts der Konzentration russischer Truppen in der Nähe der Ukraine zu stärken. Insgesamt sollen aus den Vereinigten Staaten 2000 Soldaten nach Europa verlegt werden. In Deutschland kamen bereits 300 an.
7. Corona-Lage in Deutschland
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat einen Anstieg der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz gemeldet und damit erneut einen Höchstwert. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Montagmorgen mit 1.426 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 1.400 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 1.176 (Vormonat: 303,4). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 95.267 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.05 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche waren es 78.318 Ansteckungen.
Experten gehen von einer hohen und weiter steigenden Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind, unter anderem, weil Testkapazitäten und Gesundheitsämter vielerorts am Limit sind. Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 49 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 61 Todesfälle (Mit Material von dpa-AFX).