
Nach den Sorgen im vergangenen Jahr wirkt die Intel-Aktie im neuen Jahr mit einem Kursplus von rund 18 Prozent wie ausgewechselt. Der Einstieg des aktivistischen Hedgefonds Third Point und ein neuer CEO sorgen für frischen Schwung – doch ist die Euphorie gerechtfertigt?
Vor rund einem Jahr war die Intel-Welt noch in Ordnung. Ein starkes Geschäft mit Prozessoren für Rechenzentren, aber auch die zunehmende Technisierung von Autos etwa mit Fahrassistenzsystemen hatten Umsatz und Gewinn gegen Ende 2019 weiter angetrieben. Auch zu Beginn der Corona-Pandemie ließ die Nachfrage nicht nach – im Gegenteil.
Probleme häuften sich
Das böse Erwachen folgte im Sommer. Erst brach der iPhone-Konzern Apple aus der eingefahrenen Spur der PC-Branche aus und stellte seine Mac-Computer von Intel-Prozessoren auf Chips aus eigener Entwicklung um.
Und dann auch noch das: Intel musste abermals die Einführung einer neuen Chip-Generation verschieben. So sollen Prozessoren mit Strukturbreiten von 7 Nanometern nun voraussichtlich erst Ende 2022 in Computer kommen – ein Jahr später als ursprünglich anvisiert.
Der kleinere Konkurrent AMD -3,94% und seine Produktionspartner fertigen unterdessen bereits 7-Nanometer-Chips. Das Interesse der Kunden ist entsprechend hoch. Und auch anderweitig sitzt AMD Intel im Nacken. Mit dem geplanten rund 35 Milliarden US-Dollar schweren Kauf des Branchenkollegen Xilinx baut AMD sein Geschäft mit Chips für Rechenzentren aus.
Intel-CEO muss gehen
Der zunehmende Druck auf die Geschäfte kostet nun Intel-Chef Bob Swan den Job. Er hatte den Posten erst 2018 vom langjährigen Konzernlenker Brian Krzanich übernommen, der damals wegen einer Beziehung im Unternehmen seinen Hut nehmen musste. Swan sagte damals mehrfach, dass er den Chefposten nicht wolle – und nahm ihn dann doch an.
Mitte Februar soll nun der erfahrene Tech-Manager Pat Gelsinger den Spitzenjob übernehmen. Er führte zuletzt den Software-Spezialisten VMWare und hatte zuvor Jahrzehnte bei Intel verbracht, unter anderem als Technologiechef.
Analysten sehen in Gelsinger eine gute Wahl
Für Stacy Rasgon vom Analysehaus Bernstein ist Gelsinger eine gute Wahl. Der Name dürfte bei den meisten Investoren auch wegen seiner langen Karriere bei Intel gut ankommen, schätzt er. Der Manager dürfte als Treiber für die Lösung der technischen und kulturellen Probleme des Konzerns gesehen werden. Allerdings dürfte all das viel Zeit brauchen.
Und zumindest die nächsten drei Jahre schienen bereits mehr oder weniger in Stein gemeißelt zu sein, glaubt Rasgon. Marktanteile dürften an AMD verloren gehen, Kunden dürften zur Konkurrenz wechseln oder auf eigene Lösungen setzen.
Das macht die Aktie von Intel
Investoren reagierten zwar positiv auf die Ankündigung des Wechsels an der Konzernspitze, dennoch notieren die Intel-Aktien -1,16% mit rund 59 Dollar aktuell gerade einmal auf dem Niveau von Ende 2019. Wie auch immer die Pläne des neuen Konzernchefs aussähen, es bleibe nur zu hoffen, dass sie Intel auf die längere Sicht von mehr als fünf Jahren zurück in die Spur brächten. Kurzfristig aber erschienen die Erwartungen vieler Experte noch viel zu hoch, schreibt Bernstein-Analyst Rasgon.
