
Der Automobilzulieferer Schaeffler hat am Donnerstag mit einer geplanten Kapitalerhöhung seine Anleger schockiert. Sicherlich bietet frisches Kapital die Möglichkeit potentielle Wachstumschancen zu nutzen – doch Experten sehen einige Unsicherheiten.
Wie Schaeffler am Donnerstagmorgen mitteilte, will man sich über eine Kapitalerhöhung frisches Geld beschaffen. Auf einer außerordentlichen Online-Hauptversammlung im September soll über die Schaffung genehmigten Kapitals für bis zu 200 Millionen neue Aktien abgestimmt werden.
Mit dem Geld könnte der laufende Umbau des Konzerns weiter vorangetrieben und potentielle Wachstumschancen genutzt werden, hieß es. "Wir wollen die Voraussetzung für eine Kapitalerhöhung schaffen und damit unseren Spielraum für die nächsten fünf Jahre erhöhen", sagte Unternehmenschef Klaus Rosenfeld im Gespräch mit dpa-AFX.
"Jede Krise bietet auch Chancen, unser Geschäftsportfolio ist breit", sagte Rosenfeld mit Blick auf Felder wie E-Mobilität oder das Windgeschäft. Ein kleinerer Zukauf oder eine Übernahme sei mit dem neuen finanziellen Spielraum perspektivisch durchaus denkbar, verdeutlichte der Manager.
Im zweiten Quartal hatte Schaeffler die Folgen der Corona-Krise stark zu spüren bekommen und unter dem Strich tiefrote Zahlen geschrieben. Auch operativ stand ein herber Verlust zu Buche, der Umsatz brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über ein Drittel ein. Bereits vor der Pandemie spürten die Franken die anhaltend maue Autokonjunktur.
So reagiert die Schaeffler-Aktie
Die Schaeffler-Aktie -5,11% brach auf die Mitteilung über zehn Prozent auf 5,79 Euro ein und fiel damit auf den tiefsten Stand seit Ende April. Im bisherigen Jahresverlauf hat sie damit rund 40 Prozent eingebüßt und zählt damit zu den schwächsten Werten im SDAX.
Das sagen die Analysten
"Ähnlich wie bereits RWE nutzen deutsche Industriekonzerne derzeit die Spendierfreudigkeit institutioneller Investoren, und die ist durch das sehr niedrige Renditeniveau gegeben", kommentierte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Er rechnet im Fall der Genehmigung durch die Aktionärsversammlung mit einer ähnlich raschen Platzierung wie bei RWE.
Dass die Schaeffler-Aktie dennoch so kräftig verliert, wurde nicht nur mit der Verwässerung für die Altaktionäre und der allgemein schwachen Autobranche begründet. Analyst Marc-René Tonn von Warburg Research verwies auf zahlreiche große Unsicherheiten. So habe einerseits der Finanzchef gewechselt und andererseits habe Schaeffler nicht präzise umrissen, wofür genau die Mittel eingesetzt werden sollen.
Sollte womöglich ein Zukauf anvisiert werden, könnte es dann auch noch teuer werden. "Denn wenn Schaeffler sich verstärkt, dürfte es im Zukunftsbereich Elektromobilität sein, und da sind die Bewertungen derzeit recht hoch", sagte Tonn.
